Gendermedizin
Gendermedizin bedeutet geschlechtersensible Medizin. Sie untersucht wissenschaftliche Erkenntnisse daraufhin, ob sie für Frauen und Männer in gleicher Weise zutreffen.
Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur biologisch voneinander, sie sind auch unterschiedlichen psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Daraus folgen andere gesundheitliche Bedürfnisse, die in der Versorgung berücksichtigt werden müssen. Um Frauen und Männern eine bestmögliche Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, ist es wichtig, das komplexe Zusammenspiel von Umwelt, Biologie und psychosozialen Faktoren zu erforschen, zu erkennen und in der alltäglichen Praxis als Wissenshintergrund zu integrieren.
Aufgabe des Amtes für Gesundheitsordnung ist es, die Gendermedizin über gezielte Weiterbildungsmaßnahmen einzubringen und sowohl Fachkräfte, als auch die Bevölkerung für diesen Bereich der Medizin zu sensibilisieren. Dadurch soll einerseits in Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation noch angemessener gehandelt werden und andererseits das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass die Geschlechtszugehörigkeit bei Frauen und Männern unterschiedliche Symptome und Krankheitsverläufe bei gleicher Pathologie hervorrufen kann.
Für Auskünfte, Informationen und Fragen steht Ihnen das Sekretariat des Sachbereichs „Gendermedizin“ zur Verfügung:
Irene Unterhofer
Amt für Gesundheitsordnung
Tel. 0471 418156
E-Mail: irene.unterhofer@provinz.bz.it
Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr
Veranstaltungen
2007 organisierte das Gesundheitsressort das 1. Südtiroler Symposium zu Frauengesundheit und Gendermedizin. Erstmals wurde in Südtirol ein Tag lang das Thema Gendermedizin beleuchtet. Seit 2014 organisiert die Abteilung Gesundheit das Südtiroler Symposium zu Gender Health und Gendermedizin im Zweijahresrhythmus. Programm und Unterlagen zu den vergangenen Symposien können im Veranstaltungsarchiv eingesehen werden:
- 6. Südtiroler Symposium Genderhealth und Gendermedizin - 14.10.2022 "Psychische Gesundheit"
- 5. Südtiroler Symposium Genderhealth und Gendermedizin - 16.10.2020 "Gender und Immunität"
- 4. Südtiroler Symposium Genderhealth und Gendermedizin - 22.10.2018 "Frauen und Männer in der Gesundheitsvorsorge: Unterschiede und Folgen"
- 3. Südtiroler Symposium Genderhealth und Gendermedizin - 01.10.2016 "Wirken sich Schlaganfall und andere neurologische Erkrankungen bei Frauen und Männern anders aus?"
- 2. Südtiroler Symposium Genderhealth und Gendermedizin - 10.10.2014 "Schwerpunkt: Schmerz"
Gendermedizin und COVID-19
Die SARS-CoV-2-Pandemie wirkt sich bei Männern anders aus als bei Frauen. Bei den in China bestätigten Fällen lag die Sterblichkeitsrate von COVID-19-Patienten bei Männern bei 4,7% , bei Frauen hingegen bei 2,8%. Die italienischen Daten geben ein ähnliches Ergebnis und weisen mit einem Verhältnis von etwa 3:1 auf eine höhere Letalität bei Männern hin.
Am Obersten Institut für das Gesundheitswesen, dem wichtigsten Zentrum für Forschung, Kontrolle und technisch-wissenschaftliche Beratung im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Italien, ist das Kompetenzzentrum für Gendermedizin angesiedelt, welches alle drei Monate gemeinsam mit dem Centro Studi Nazionale su Salute e Medicina di Genere und dem Gruppo Italiano Salute e Genere (GISeG) einen Newsletter veröffentlicht (in italienischer Sprache).
Hier finden Sie die aktuelle Ausgaben:
- Medicina di Genere - Newsletter Juli 2020 Abhängigkeiten aus der Sicht der Gendermedizin
- Medicina di Genere - Newsletter April 2020 Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Covid-19-Erkrankungen
- Medicina di Genere - Newsletter Oktober 2020
- Medicina di Genere - Newsletter Januar 2021
- Medicina di Genere - Newsletter April 2021
Der Newsletter kann beim ISS unter der Mailadresse mdg.iss@iss.it abonniert werden.
Herzinfarkt - jede Minute zählt!
Die geschlechterbedingten Unterschiede in Krankheitsverlauf und Symptomatik nicht zu kennen, kann bei bestimmten Krankheiten fatale Folgen haben, wie zum Beispiel im Falle eines Herzinfarkts. Herzkreislauferkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen und Männern. Doch Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, sterben häufiger daran, weil er sich mit anderen Symptomen äußert als bei Männern und der Infarkt oft nicht rechtzeitig erkannt wird.
Die Kampagne Herzinfarkt – Jede Minute zählt! klärt über die unterschiedlichen Symptome bei Frauen und Männern auf, denn frühes Erkennen kann im Notfall Leben retten.
Gendermedizin in der Virtuellen medizinischen Bibliothek
Die Virtuelle medizinische Bibliothek (VMB) bietet den Fachkräften des Südtiroler Gesundheitswesens kostenlos Zugang zu den wichtigsten internationalen medizinisch-wissenschaftlichen Zeitschriften und Datenbanken, den neuesten wissenschaftlichen Publikationen.
Hier finden Sie im Themenbereich Gender medicine aktuelle wissenschaftliche Beiträge und Veranstaltungshinweise: https://www.bmv.bz.it/de/bibliothek/gender-medicine-de.
Gesetzliche Grundlagen
Mit der Verabschiedung des Gesetzes Nr. 3/2018 wird zum ersten Mal in Italien das Geschlecht als Parameter in der Medizin eingeführt und schafft damit die Voraussetzung für die Berücksichtigung des Geschlechts als Determinante in klinischen Tests mit Arzneimitteln, bei der Definition von diagnostisch-therapeutischen Betreuungspfaden und in Ausbildungsgängen für Studierende und Ausübende von Gesundheitsberufen.
- Art 3 des Gesetzes Nr. 3 vom 11.01.2018 regelt die Anwendung und die Verbreitung der Gendermedizin im Nationalen Gesundheitswesen.
- Piano per l’applicazione e la diffusione della Medicina di Genere (Plan für die Anwendung und Verbreitung der Gendermedizin, in italienischer Sprache), verabschiedet vom Gesundheitsministerium am 9. Mai 2019