Aktuelles
Vereinfachung der EU-Förderverfahren für die Landwirtschaft notwendig
Landesrat Luis Walcher kritisiert zunehmenden Überhang an Bürokratie in Rom und Brüssel – Forderung nach praxisnaher Vereinfachung der Förderverfahren für bäuerliche Betriebe und Verwaltung
BOZEN (LPA). Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher übt Kritik an der zunehmenden Bürokratisierung der europäischen Agrarpolitik. "Die Vorgaben sind für viele Betriebe kaum mehr nachvollziehbar und belasten auch unsere Verwaltung enorm." Er habe sich bereits in mehreren Gesprächen mit EU-Agrarkommissar Christophe Hansen und den staatlichen Stellen für eine deutliche Vereinfachung der Förderabwicklung eingesetzt.
Statt Verwaltungsprozesse zu vereinfachen, habe die Digitalisierung einen erheblichen Mehraufwand erzeugt. Als konkretes Beispiel nennt er die Einführung des Area Monitoring Systems (AMS), das eine satellitengestützte Kontrolle aller beantragten Flächen vorsieht. "Während früher rund 800 Betriebe stichprobenartig durch die Forstbehörde überprüft wurden, muss heute jedes einzelne Feldstück vollständig kontrolliert werden, bevor eine Auszahlung möglich ist", erklärt Walcher. Die auf staatlicher Ebene festgelegten Beobachtungszeiträume enden in vielen Fällen erst im Spätherbst, bei bestimmten Maßnahmen sogar erst Mitte Mai des Folgejahres. Erst danach können die erforderlichen Verwaltungskontrollen beginnen. "Wir können nicht früher auszahlen, weil uns die nötigen Ergebnisse schlichtweg nicht vom Staat übermittelt werden", erklärt Walcher.
Die Schwierigkeiten verschärfen sich durch die besonderen geografischen Bedingungen Südtirols, die mit jenen flacherer Regionen Italiens, wie etwa der Po-Ebene, nicht vergleichbar sind. "Unsere kleinstrukturierte Almwirtschaft in Höhenlagen bringt völlig andere Voraussetzungen mit sich", unterstreicht Walcher. Hochgelegene oder schattige Flächen können von den Satelliten zum Teil nur unzureichend erfasst werden, was zu fehlerhaften Daten führen kann.
Trotz dieser komplexen Ausgangslage ist es gelungen, rund 95 Prozent der Fördermittel – sowohl der ersten als auch der zweiten Säule – fristgerecht bis zum 30. Juni auszuzahlen. Dies sei dem hohen Einsatz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Abteilungen Landwirtschaft und Landeszahlstelle zu verdanken. "Ich verstehe die Sorgen der bäuerlichen Familien sehr gut. Gerade in Zeiten, in denen die Herausforderungen für die Landwirtschaft zunehmen, ist es besonders wichtig, dass die zugesagten Förderungen verlässlich und pünktlich ankommen", betont Walcher.
Kritisch sieht der Landesrat auch den kürzlich vorgestellten Vorschlag der EU-Kommission, verschiedene Förderfonds auf europäischer Ebene zusammenzulegen. Eine solche Maßnahme sei nicht zielführend und erschwere die gezielte Unterstützung der Landwirtschaft. Was es brauche, seien gezielt einsetzbare Fonds für die Landwirtschaft und vor allem eine vereinfachte Beitragsabwicklung, die sowohl den bäuerlichen Betrieben als auch der Verwaltung zugutekommt.
LPA/red