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Minderheitenschutz: Gemeinsam Herausforderungen angehen

Diskussionsrunde anlässlich des Tages der Autonomie hält Bedarf an solidarischer Zusammenarbeit der Sprachminderheiten fest

TIROL (LPA). Südtirols Minderheitenschutz sei einer, dessen Schutzfunktion funktioniere, hielt Landeshauptmann Arno Kompatscher bei den Feierlichkeiten zum Tag der Autonomie auf Schloss Tirol am 5. September fest. Dass auch im Jahr 2025 Sprachminderheiten geschützt werden müssen, zeigte die zweite Diskussionsrunde zum Thema "Minderheitenschutz, Dialog und Frieden fördern" auf. Dabei hielt Moderatorin Katharina Crepaz vom Center for Autonomy Experience der Eurac Research fest, dass Wertschätzung und Sichtbarkeit für Minderheiten ähnlich wichtig seien,wie Schulausbildung zur Sicherung der Minderheitensprache.

Heinrich Huber, langjähriger Mitarbeiter der Landeshauptmänner Silvius Magnago und Luis Durnwalder, blickte auf die Entwicklung der ladinischen Sprachminderheit. Er hielt dabei fest, dass erst mit dem Zweiten Autonomiestatut von 1972 die ladinische Minderheit umfassende Schutzbestimmungen nutzen konnte. "Seit der Anerkennung des Ladinischen als Amtssprache im Jahr 1988 ist unsere Sprache gestärkt und erfährt auch öffentliche Wertschätzung", hielt Huber fest. Wichtig seien auch die Verwendung des Ladinischen im Unterricht, auch bei mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfungen, und die selbstständige Ernennung der Schulamtsleitung.

Über strukturelle Diskriminierungen der slowenischen Minderheit in Kärnten berichtete Ana Grilc, Vorstandsmitglied des Klubs slowenischer Studierender in Wien /Klub slovenskih študentk*študentov na Dunaju (KSŠŠD). Die Kärntner Slowenin berichtete unter anderem über die Geschichte der eigenen Minderheit und über deren Verbindung zur Widerstandsgeschichte. "Viele Aktivistinnen und Aktivisten sind müde vom Kampf um die Minderheitenrechte. Doch gerade jetzt gilt es, den öffentlichen Druck aufrechtzuerhalten, denn dieser kann Veränderung hervorbringen", sagte Grilic, die alle Volksgruppen dazu aufrief, solidarisch zusammenzustehen und zusammenzuarbeiten.

Olivia Schubert, Vizevorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, und damit Angehörige der zweitgrößte Minderheit in Ungarn, gab einen Überblick darüber, wie sich ihre Volksgruppe entwickelt hat. Vor allem unter dem Kommunismus sei die Anzahl jener, die sich zur deutschen Volksgruppe zählen, massiv zurückgegangen, durch ein minderheitenfreundliches Umfeld würden sich nun jedoch wieder rund 200.000 Menschen der Volksgruppe zugehörig fühlen. "Für eine Minderheit ist eine Gemeinschaft, die zusammenhält und die ihre Rechte nutzt, ebenso wichtig wie ein Staat, der diese Rechte garantiert und entsprechend Finanzmittel bereitstellt", hielt Schubert fest. Zusammenhalt habe man auch ab den 1990er Jahren von Südtirol erfahren, um damit die Selbstverwaltung mit Leben zu füllen.

Minderheitenkultur ist immer auch mit Sprache verbunden: Marlies Alber, Übersetzungswissenschaftlerin und Rechtsterminologin an der Eurac, ging im Besonderen auf Rechtsbegriffe ein: "Wir können Rechtsbegriffe nur begrenzt aus dem deutschen Sprachraum übernehmen, weil wir uns im italienischen Rechtsraum befinden." Daher gelte es auch, neue Begriffe festzulegen – dies sei eine wichtige Aufgabe der Terminolgiekommission, um damit Rechtssicherheit zu schaffen. Alber ging auch auf die Herausforderungen ein, die sich durch die Künstliche Intelligenz ergeben, und hielt fest: "KI stellt Sprachen homogener und weniger vielfältig dar."

"Die Herausforderungen gehen den Minderheiten auch im Jahr 2025 nicht aus", hielt Moderatorin Crepaz abschließend fest und regte an, den Austausch untereinander weiterzuleben.

LPA/ck