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35 Jahre Landesbeirat für Chancengleichheit: "Noch viel zu tun"
Erfolge seien sichtbar, Gleichstellung müsse weiterhin erkämpft werden, hieß es bei der 35-Jahr-Feier des Landesbeirats für Chancengleichheit für Frauen am 16. September in Bozen
BOZEN (LPA). Seit 35 Jahren setzt sich der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen in Südtirol für gleiche Rechte und faire Chancen für Frauen ein. Dazu gab es am 16. September unter dem Motto "Weiterhin da, weiterhin wichtig!" eine Feierstunde in Bozen.
Landeshauptmannstellvertreterin und Sozial- und Familienlandesrätin Rosmarie Pamer dankte den Südtiroler Pionierinnen, die in puncto Chancengleichheit in vielen Bereichen vorausgegangen sind. "Es braucht weiter Mut, Hartnäckigkeit und eine laute, starke Stimme für gleiche Chancen für Frauen", sagte Pamer. "Wir arbeiten intensiv an der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und fördern familienfreundliche Gemeinden und Betriebe und versuchen die Kleinkind- und Ferienbetreuung landesweit zu stärken", sagte Pamer in Bezug auf die Landesregierung, von der auch Magdalena Amhof und Christian Bianchi mit dabei waren.
Trotz vieler Herausforderungen seien verschiedene Erfolge sichtbar, sagte Präsidentin Ulrike Oberhammer und hob die Verbesserungen durch das Gleichstellungsgesetz von 2010 hervor: "Wir haben 17 Bürgermeisterinnen und mehr Frauen in der Gemeindepolitik und in Führungspositionen und auch aktuell acht von 17 Positionen im Rat der Gemeinden und dort erstmals eine Vizepräsidentin", bilanzierte Oberhammer. Ebenso nannte sie den in einem großen Beteiligungsprozess von über 200 Fachleuten erarbeiteten Gleichstellungsaktionsplan Æquitas. Darin sind Aktionen, die helfen sollen, Familie und Beruf leichter zu vereinen oder auch Maßnahmen, damit Frauen gerecht bezahlt werden oder damit es mehr Frauen in Politik und Führungspositionen gibt. Für die Umsetzung müsste jetzt stark gearbeitet werden. Mehrmals habe der Beirat rechtlich intervenieren müssen, etwa als Verwaltungsräte nur mit Männern besetzt wurden. "Gleichstellung ist noch keine Selbstverständlichkeit ist, sondern muss weiterhin erkämpft werden. Es gibt noch viel zu tun!", betonte Oberhammer.
Auch die Vizepräsidentin des Beirats Nadia Mazzardis verwies darauf, dass es den Beirat weiter brauche. Gerade bei der Kinder- und Seniorenbetreuung daheim müssten die Männer stärker eingebunden werden. Bei Gehalt und Vertretungen in Politik und anderen Entscheidungsgremien gebe es noch Aufholbedarf und auch das stereotype Rollenbild müsse sich noch wandeln. Das gehe nur über Kultur und Bewusstsein und diese müssten gemeinsam geändert werden, auch zusammen mit den Männern, sagte Mazzardis.
Oberhammer und Mazzardis erinnerten mit prägnanten "Schlagzeilen" an die wichtigsten Stationen und Debatten aus dreieinhalb Jahrzehnten Beiratsarbeit.
Die Juristin Laura Onofri, Präsidentin der Turiner Initiative "Se Non Ora Quando?", sprach in ihrem Impulsvortrag über die Erzählungen von Frauengenerationen. Die Schriftstellerin Lene Morgenstern las aus dem eigens gestalteten "ABC der Chancengleichheit – 35 Jahre lang".
Vorgestellt wurden auch aktuelle Initiativen. So präsentierte Nora Dejaco das Thrive+ Festival für Potenzialentfaltung und Zukunftsmut, während Daniela Niederstätter und Sara Canali Einblicke in ihr Kunstprojekt "Girls wanted" gaben. Die Künstlerin Melanie Gögele (Blackativa) stellte das Kunstwerk "Andrea Hofer", das eine Frau im Gewand der Schützen zeigt, vor. Für Musik sorgten Francesca Schir und Lucia Suchanska vom Ensemble "Degne di nota".
Zum Abschluss brachten die Patin des in Schloss Trauttmansdorff gepflanzten "Baumes der Chancengleichheit" und ehemalige Landesrätin Martha Stocker, die erste Präsidentin des Landesbeirats Marianne Steinhauser und die dritte Vizepräsidentin Alessandra Spada ihre Wünsche für die Zukunft vor, welche durch das gesamte Publikum auf Wunschkärtchen ergänzt worden sind.
Durch den Abend, der abschließend in einem angeregten Netzwerken ausklang, führte Moderatorin Nicole Abler.
LPA/san