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"Südtirol steht auf": Gegen Gewalt an Frauen

Vielfältige Aktionen und Maßnahmen zum 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen - 2024 haben 832 Frauen um Unterstützung gebeten

BOZEN (LPA). 192 Frauen und 211 Kinder waren im Jahr 2024 in Südtirol in Wohneinrichtungen untergebracht, 832 haben um Unterstützung angefragt, da sie sich in Gewaltsituationen befunden haben. Auf diese immer noch viel zu hohen Zahlen, erhoben vom Landesinstitut für Statistik, wurde am 18. November im Rahmen der Vorstellung der neuen Kampagne gegen Gewalt an Frauen in Bozen hingewiesen. 

Unter dem Motto "Südtirol steht auf" machen Land Südtirol, der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, das Netzwerk gegen Gewalt an Frauen und das Frauenbüro auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam. "Setzen wir ein unmissverständliches Zeichen: Gewalt gegen Frauen hat in unserer Gesellschaft keinen Platz! Nicht heute und auch nicht morgen", sprach Landeshauptmannstellvertreterin sowie Soziallandesrätin Rosmarie Pamer bei der Pressekonferenz im Palais Widmann deutliche Worte. Die Aufgabe der Politik sei klar. "Wir müssen präventiv arbeiten, Aufklärung fördern und gleichzeitig sicherstellen, dass Betroffene Gerechtigkeit erfahren. Wegschauen ist keine Option, nicht für uns als Politik und nicht für die Gesellschaft", fuhr Pamer fort. 

Ulrike Oberhammer, die Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, betonte, dass Gewalt gegen Frauen kein abstraktes Phänomen sei: "Sie zerstört Leben und vergiftet Generationen. Prävention ist deshalb kein Luxus, sondern die Feuerwehr, die das Inferno löscht, bevor es ausbricht." Die Gesellschaft sei aufgerufen, gegen Gewalt aufzustehen, denn "Schweigen tötet, Solidarität befreit", fügte die Präsidentin hinzu.

"Sensibilisierung ist richtig und wichtig, aber wenn man bedenkt, dass in Italien alle 72 Stunden ein Femizid begangen wird, kann sich die öffentliche Debatte nicht nur auf Trauer und Gedenken beschränken. Erinnerung ohne politische Analyse und Organisation bleibt nur eine Grabrede. Heute müssen wir Bewusstsein in Handlung umsetzen: in Schulen, in Familien, unter jungen Menschen und in Entscheidungsgremien", forderte Nadia Mazzardis, die Vizepräsidentin des Beirats.

Die Schritte zur weiteren Umsetzung des Landesgesetzes 13/2021 erläuterte Astrid Wiest, die Direktorin des Amtes für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion, und unterstrich dabei: "Gewalt beginnt oft im Verborgenen. Deshalb ist Prävention so wichtig, durch Aufklärung, Sensibilisierung und eine Kultur des Hinschauens. Dieser Bereich wird auch rechtlich weiterhin einen klaren Schwerpunkt bilden." Um Frauen, die Opfer von Gewalt werden, besser zu unterstützen, wurde vor vier Jahren ein Landesgesetz zur Gewaltprävention erlassen.

Susanna Salvaterra, die Direktorin des Amts für Öffentlichkeitsarbeit der Landesverwaltung, stellte anschließend die heurige Kampagne gegen Gewalt an Frauen vor, die sich den vier versteckten Formen von Gewalt widmet. Erarbeitet wurde die Kampagne vom Netzwerk gegen Gewalt an Frauen, dem etwa 20 Vereinigungen und Organisationen angehören, in Zusammenarbeit mit der Agentur für Presse und Kommunikation. Diese versteckte Gewalt schleicht sich subtil in den Alltag ein, kann zunächst sogar mit Fürsorge verwechselt werden, ist aber tatsächlich ein Eingriff in die Freiheit der Frau und dient dazu, ihr Selbstwertgefühl zu mindern. In der Kampagne werden die 4 Formen psychologischer Gewalt, nämlich Kontrolle, Manipulation, emotionale Erpressung und Erniedrigung, thematisiert und zur Sprache gebracht - durch Plakate, Flyer, aber auch durch Videos, die bis zum 10. Dezember verbreitet werden. 

Begleitet wird der 25. November auch heuer von einer Vielzahl an Veranstaltungen, auf die auf der Homepage hingewiesen wird. Im Rahmen der Pressekonferenz wurde weiters auch die Aktion weiße Schleife erklärt: Mit dem Tragen der weißen Schleife vom 25. November bis zum 10. Dezember kann bewusst ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt werden. 

Hier wird betroffenen Frauen geholfen 

Folgende Grüne Nummern sind rund um die Uhr erreichbar:

Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Frauenhaus in Bozen: 800 276 433

Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Frauenhaus in Meran: 800 014 008

Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Frauenhaus in Brixen: 800 601 330

Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Geschützte Wohnungen in Bruneck: Tel. 800 310 303 

Haus der geschützten Wohnungen in Bozen: Tel. 800 892 828 

LPA/pir