Kulturgüter in Südtirol

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Danza

UNDER PENALTY OF LAW

Zeichnerische Umsetzung des Patchworks aus zusammengenähten Kleidungsetiketten mit dem Titel "Danza" (Inv. Nr. Museion 1781). In dieser Zeichnung greift Berty Skuber zeichnerisch oder mit Schriftzeichen einzelne Elemente der Labels auf und entwickelt sie assoziativ weiter.

Objektbezeichnung:
Grafik
Inventarnummer:
2431l
Hersteller:
Skuber, Berty
Sammlung:
Sammlung Museion
Datierung:
2002
Material:
Buntstift, Tinte, Papier
Technik:
gezeichnet, geschrieben
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
Werk Höhe 17 cm, Werk Breite 12 cm
Historische-kritische Angaben:
"Berty Skubers Reise durch die Welt der Etiketten begann mehr oder weniger zufällig und ohne Absicht im Jahre 1995, als ihr Blick auf eine Abbildung fiel, welche von der Innenseite der Jacke eines Freundes oder Bekannten verstohlen herausguckte. Wer immer auch diese Person gewesen sein mag, ob ‚Freund oder Bekannter', Berty Skuber ist sich weder der Person noch der Umstände mehr ganz sicher. Das Datum kann sie auf Grund von Eintragungen in einem ihrer Notizbücher, die auf diese Episode verweisen, nur ableiten. das Etikett zeigte die Imitation einer Figur, die von einem Pop-Artisten stammt, und zeigte gelichzeitig, in einer beinahe unbesonnen Art, das Faktum des gewerblichen Diebstahls eines Bildes, der wiederum dem künstlerischen Diebstahl einer Werbeabbildung entsprang, die ihrerseits auf die Dekadenz einer ganzen Tradition der Schönen Künste zurückgeht. Und all dies in Miniatur, verborgen in der intimen Dunkelheit einer Achselhöhle. […] Wie viele Etiketten sie gesammelt hat, kann die Künstlerin schwer sagen. Sie ist sich auch nicht sicher, obwohl sie verschiedene spielerische Zählsysteme erfunden hat, wie viele Etiketten sie dann, meistens mit der Hand, auf Stoffunterlagen aufgenäht hat. Und sie ist immer noch verblüfft vom Ausmaß der Beteiligung und Begeisterung, die ihr Projekt bei anderen ausgelöst hat. Etiketten kamen von Freunden und von Freunden von Freunden, sowie von deren Töchtern und Söhnen, die auch bei Mitschülern danach forschten. Sie wurden per Post geschickt und manchmal in Pralinenschachteln aufbewahrt, um dann als Weihnachtsgeschenk überreicht zu werden. Unbekannte wurden von selbsternannten und improvisierten Etikettenjägern in Restaurants und auch in Opernhäusern angehalten und gebeten, auffällige Etiketten auszuhändigen (Etiketten sind oft auffälliger als man annehmen würde), und die Ausbeute wurde dann ordnungsgemäß weitergegeben. Etiketten wurden bei Lesungen, Rockkonzerten, Vernissagen gesammelt, und in einem Fall bei der eigens für diesen Zweck in Zürich veranstalteten Rave […]. Sie kamen von weit her, von Islamabad, von Moskau und Mexiko City, sowie aus allen Ecken Italiens, Frankreichs, Deutschlands und der USA. Bankiers haben ihre Hemden bei Arbeitsessen ausgezogen und eine ganz besondere Hilfe kam von Bäuerinnen, welch Etiketten aus einem Kleiderberg abtrennten, der für das Internationale Rote Kreuz Bestimmt war. Etikettenfälscher wurden im Souk von Marrakech entdeckt. […] Was Berty Skuber mit diesen Etiketten gemacht hat, kann auf verschiedenen Ebenen verstanden werden. Das Betrachten und Sammeln von Etiketten wurde vom Gefühl getragen, in eine weite, unerwartete und oft ironische Welt der kreativen Gestaltung, mit all dem, was dazu gehört, vorgedrungen zu sein: ästhetische Annahmen und persönlicher Geschmack, Liebe für das Moderne und Sehnsucht nach Tradition, naiver Spaß und eitle Überheblichkeit. Die Entdeckung einer solchen parallelen Bilderwelt, mit einem derartigen Reichtum an Fantasie, mit derart stellvertretenden soziale Funktionen und noch dazu mit so geringen Zweifeln an sich selbst, kann auf eine nachdenkliche Künstlerin nur ernüchternd und mahnend wirken. Wichtig ist auch, daß sie Künstlerin sich am Anfang ihrer Suche entschlossen hat, nur mit gestickten und nicht mit gedruckten Etiketten zu arbeiten; die gestickten verkörpern ein ganz anderes Niveau an Sorgfalt und Aufmerksamkeit, zeigen leuchtende und feine Farben, ein klares Design, Genauigkeit in der Herstellung und großen Aufwand an technischem Können. Während des Sammelns wurden die Etiketten auch mit einem spekulativen, fast wissenschaftlichen Blick sortiert: zuerst willkürlich in rote, blaue, gelbe und grüne, in schwarze und weiße (sicher die größte Gruppe), sowie in andere Farbschattierungen. Dann, als die Sammlung immer stärker anwuchs, erweiterten sich auch die Möglichkeiten der Katalogisierung: Etiketten mit Abbildungen von Tieren, von Blumen, von Personen, mit dem Wort ‚Blau' oder ‚Grün', mit Booten, Landschaften oder mit seltsamen Wörtern (‚Mikado', ‚Protest', ‚Fata Morgana'), Etiketten mit nur einem Personennamen oder Ortsnamen oder solche mit sehr bizarren Bildern. Die verschiedenen Gruppen wurden dann, wie umgeformte ‚Puzzles' in quadratischen Feldern lückenlos zusammengestellt und zusammengenäht. […] Aus neun Feldern wurden sechzehn, dann fünfundzwanzig und nun sind es sechsunddreißig Felder. […]"
(Henry Martin, Vorwort zum Katalog 'Berty Skuber - Under Penalty of Law’, Hotel Aicha Press, 2002)

 

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