Kulturgüter in Südtirol

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Starke Frauen.gestern.heute.morgen

Starke Frauen.gestern.heute.morgen

Zweite virtuelle Ausstellung zum Internationalen Tag der Frau, 8. März 2016 - ein Beitrag der Museen

Nach den positiven Reaktionen im letzten Jahr hat die Abteilung Museen auch heuer wieder Südtirols Museen aufgerufen, besonders bedeutende oder weibliche Objekte mit einer interessanten Geschichte aus ihrer Ausstellung oder aus dem Sammlungsbestand auszusuchen und für diese virtuelle Ausstellung zur Verfügung zu stellen.
Die Museen und Sammlungen haben Ihren Bestand durchforstet und darüber reflektiert, wie präsent das Thema Gender dort ist. Sie haben sich mit den Fragen wie: „Enthält die Sammlung weibliche Objekte? Wenn ja, wer sind die Persönlichkeiten die dahinterstehen? Welche Bedeutung hatten sie ursprünglich, welche Rolle übernehmen sie in Folge der Musealisierung? Welche Bedeutung könnten sie für Frauen in der Zukunft haben? Wer sind denn eigentlich die Museumsmacher/-innen in Südtirol, die ursprünglichen Sammler/-innen?“ auseinandergesetzt.
Als Ergebnis dieser Reflexion präsentieren nun 15 Museen eine kleine Auswahl an Objekten von starken, bedeutenden Frauen und Aktivistinnen, die ihre Ideen von Feminismus, Weiblichkeit und Befreiung aus den Fesseln der längst überholten Rollenbilder und Ideale der Frauen künstlerisch zum Ausdruck bringen. Die virtuelle Ausstellung enthält aber auch Kuriosa mit interessanten Geschichten und starken Persönlichkeiten im Hintergrund.
Jedes Ausstellungsobjekt thematisiert auf seine Weise das „Weibliche“.
Damit möchten die Beteiligten auf die gesellschaftspolitische Bedeutung der Museen im Allgemeinen und im Besonderen im Hinblick auf Genderfragen aufmerksam machen.
Als Orte der Erinnerung nehmen Museen nach Roswitha Muttenthaler (Museologin und Genderexpertin aus Österreich) eine zentrale Rolle nicht nur im Umgang mit dem Eigenen und dem Fremden, sondern auch mit dem Weiblichen und dem Männlichen ein. In einer Zeit von zunehmendem Radikalismus in den unterschiedlichen Kulturen erscheint es wichtiger denn je, auf die Rechte der Frauen und die längst überholten Rollenbilder, Klischees und Vorurteile hinzuweisen.
Die ausgewählten Objekte bekommen außerdem die Chance, in einem völlig neuen, virtuellen Rahmen präsentiert zu werden und können dadurch eine viel breitere Öffentlichkeit erreichen.

In der realen Ausstellung im Museum sind die meisten dieser Objekte mit einem QR-Code gekennzeichnet. Interessierte Besuchende können sich mit ihrem Smartphone über diesen Code alle Informationen zu den Objekten dieser virtuellen Ausstellung einholen.

Kuratorin: Esther Erlacher

 

Das Weihwasserkrüglein der Sandwirtin

Der Weihwasser-Wandkessel aus Zinn trägt die Initialen ALH, Anna Ladurner Hofer.
Ein sehr seltenes Motiv ziert den Kessel: Der Heilige Johannes Nepomuk, der „Brückenheilige“, der für Verschwiegenheit und Beichtgeheimnis steht. Sein Heiligenschein zeigt fünf Sterne, die als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes tacui („Ich schwieg“) gedeutet werden.

Objektbezeichnung:
Weihwassergefäß
Inventarnummer:
2009.10
Material:
Zinn
Institution:
Museum Passeier - Andreas Hofer
Historische-kritische Angaben:
Die Last des Schweigens wird wohl auch die Sandwirtin gekannt haben. Hat ihr Mann sie ins Vertrauen gezogen und sie musste schweigen über Verschwörung und Aufstandspläne der Tiroler? Oder zog sie ihre eigenen Schlüsse und Schweigen hieß für sie, ihre Ängste und Sorgen verbergen, wenn ihr Mann das Haus verließ oder eine ungewisse Reise antrat? Etliche Male wird sie ihren Mann, ihre Kinder und auch sich selbst mit dem geweihten Wasser bezeichnet haben. Und wahrscheinlich war für sie die Beichte die einzige Möglichkeit, sich das Herz etwas zu erleichtern, allerdings ohne das Stillschweigen ganz zu brechen.
So steht dieses Weihwasserkrügl mit dem „Beichtheiligen“ Nepomuk für die vielen unausgesprochenen Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Gewissheiten, welche die Frau des gefeierten und gejagten Oberkommandanten Andreas Hofer mit sich herumtragen musste.
Passend zu vielen anderen Gegenständen, die die Analphabetin stets mit ihren Initialen versehen ließ, war sie anscheinend auch hier darauf bedacht, ihren Besitz zu kennzeichnen.

 

Ausgewählte Objekte

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