Kulturgüter in Südtirol

Rete Civica dell’Alto Adige - Il portale della Pubblica Amministrazione

Flasche

Die Vierkantflasche aus Steinzeug für den Bitterwasserversand ist auf der Töpferscheibe gedreht. Das ursprünglich stark bauchig gedrehte Gefäß wurde in einem zweiten Arbeitsschritt bis auf das Maß des Bodendurchmessers zurückgedrückt, wodurch der vierseitig abgeflachte Gefäßkörper mit seinen relativ scharf ausgeprägten Kanten seine Form erhält. Die exzentrischen Kreise auf der Bodenunterseite entstehen beim abschneiden des Stückes von der noch laufenden Töpferscheibe mittels einer Drahtschlinge. Die für Steinzeugflaschen typische Salzglasur verleiht der Gefäßoberfläche ihre charakteristische fleckig braune Färbung, teils sind am Gefäßkörper noch Drehrillen erkennbar. Die hängenden Gefäßschultern gehen in einen leicht trichterförmigen, einfach profilierten Hals mit verdickter Randlippe und geradem Randabschluss über. Der Verschlusskorken ist nicht mehr erhalten.
Knapp unter dem Schulteransatz ist ein runder Brunnenstempel (Dm 3,9 cm) angebracht. Die kreisförmige Umschrift lautet PILLNAER BITTER WASSER. Das mittig eingestempelte Monogramm AU steht für Adalbert Ulbrich. Unterhalb des Rundstempels befindet sich ein zweiter, oval gerahmter Zeilenstempel (Länge 3 cm, Höhe 1,2 cm) mit der Inschrift des Vor- und Nachnamens A. ULBRICH.

Datierung: Aufgrund zweier Vergleichsstücke mit identischen Stempelabdrücken und Flaschenform aus Tschechien (Muzeum Bilinskeky) und den Niederlanden (Museum Rotterdam, Inv.-Nr. 14440), die um 1870 bzw. von 1875-1915 datiert werden, lässt sich auch das vorliegende Exemplar in das 3. Drittel des 19. Jhs. datieren.

Objektbezeichnung:
Flasche
Inventarnummer:
00234
Datierung:
1870 - 1899
Material:
Steinzeug
Technik:
gedreht
Institution:
Hoamet Tramin - Museum
Maße:
Höhe 18 cm, Flaschenkörper Breite 8 cm, Boden Durchmesser 8.5 cm, Mündung Durchmesser 3 cm
Schlagwort:
Bitterwasser
Historische-kritische Angaben:
Seit Ärzte und Heilpraktiker ab der zweiten Hälfte des 16. Jhs. vermehrt auf den therapeutischen Wert und die heilsame Wirkung von Mineralwasser aufmerksam machten und es für Bade- und Trinkkuren empfahlen, erlebten Orte mit Bitterwasserquellen einen regen Andrang zu ihren Brunnen und Bädern. In manchen Regionen entpuppte sich deren Nutzung rasch als bedeutender Wirtschaftsfaktor. Seit dem 18. Jahrhundert wurde das Quellwasser dann auch vermehrt abgefüllt und in die ganze Welt versandt. Dafür brauchte es geeignete Transportbehälter. Die Wahl fiel auf flaschenförmige Steinzeuggefäße mit Korken- oder Zinnschraubverschlüsse, die im 18. und 19. Jh. millionenfach produziert wurden. Diese Steinzeugflaschen waren „Einwegbehälter“, die nach der Entleerung entsorgt oder anderweitig verwendet wurden. Mit heißem Sand gefüllt konnten sie beispielsweise als Wärmflasche dienen.

Zur Ortsangabe "Pillnaer":
Der Ort Püllna (tschech. Bylany) liegt im Bezirk Brüx in Nordböhmen. In der dortigen Region finden sich mit Zajecice (Seidschitz), Sedlec (Sedlitz) und Korozluky (Kollosoruk) weitere Kurorte mit Bitterwasserquellen. Die Nutzung der P(i)üllnaer Quelle wird um 1820 schriftlich erwähnt. Adalbert Ulbrich seinerseits wird in einer Werbeanzeige im Amtsblatt zur Laibacher Zeitung von Samstag, den 23. Mai 1868 als Direktor der „Gemeinde – Bitterwasser Direction“ genannt.

Zur Wirkung von Bitterwasser:
Das magnesiumsulfathaltige Bitterwasser gilt als linderndes Heilmittel bei Darm-, Leber- und Gallenleiden. Darüber hinaus versprechen zeitgenössische Werbeanzeigen des 19. Jhs. Linderung bei zahlreichen weiteren Beschwerden wie Katharre, übermäßiger Beleibtheit bis hin zu Geistesstörungen.

 

Ausgewählte Objekte

Kein Objekt vorhanden...