Kulturgüter in Südtirol

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ERO(E)

Skulptur aus weißem Göflaner Marmor mit der von Hand eingravierten Inschrift "EROE". Das letzte E ist im Gegensatz zu den ersten drei Buchstaben nicht schwarz gefärbt.
Die Skulptur stellt einen leeren Sockel dar, an dessen Seite sich Marmorstufen befinden. Das Hinaufklettern ist nicht vorgesehen, aber auch nicht verboten.

Objektbezeichnung:
Skulptur
Inventarnummer:
FCR52
Hersteller:
Attruia, Matteo
Sammlung:
Sammlung Stiftung Südtiroler Sparkasse
Datierung:
2022
Material:
Marmor
Technik:
graviert, gehauen
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
Sockel Höhe 120 cm, Sockel Breite 60 cm, Sockel Tiefe 60 cm, Stufen Höhe 90 cm, Stufen Breite 90 cm, Stufen Tiefe 30 cm, Fußplatte Höhe 20 cm, Fußplatte Breite 120 cm, Fußplatte Tiefe 120 cm
Historische-kritische Angaben:
„Die Arbeit hinterfragt die Figur des Helden und seine Funktion in der heutigen Gesellschaft.
Keine Antwort, eher ein Zweifel.
ERO_E ist ein Projekt über eine Abwesenheit, die mit ihren drei Tonnen Schatten und Licht tief im Boden verwurzelt ist.
Der Sockel ist leer, die Stufen sind deutlich sichtbar.
Die Besteigung ist nicht vorgesehen, aber auch nicht verboten.
Von ERO_E (Held) liest sich nur ERO (war) und die nicht markierte Konjunktion E (und) ist die Einladung zu einer Vollendung, zu einem Anderswo.
Ich war und … Vieles mehr " (Matteo Attruia)
Wir alle brauchen Helden, aber das Podest ist leer. Nur eine Spur des Helden, eine Schrift, die verschwindet.
Die Inschrift betont nur ERO (war), die Vergangenheit, markiert sie schwarz. Der weiße Göflaner, einer der reinsten und resistentesten Marmorsorten, der in einem der höchsten Steinbrüche Europas gewonnen wird, ist ein Stereotyp der Beständigkeit, aber nichts ist für immer.
Das Imperfekt des Tempus „ERO“ (war) und die Konjunktion E (und) lassen eine mögliche Kontinuität der Handlung in der Gegenwart offen, aber der Aufstieg ist steil, die Höhe macht schwindelig und dort oben steht man allein.
Matteo Attruia „spielt“ schon immer mit Worten, indem er mit der Subtraktion von Buchstaben arbeitet, die die Bedeutung in Werken verändern, die nur scheinbar „leicht" wirken. In diesem Fall ist der zu bearbeitende Träger aber nicht ein Blatt Papier, sondern ein massiver Block. Hier trifft die mentale Agilität des Konzept-Künstlers, der vor dem „fertigen“ Werk nicht stehen bleiben kann, sondern es immer wieder neu interpretiert und in Frage stellt, auf die Solidität des Materials das ihm eine Grenze auferlegt und ihn zwingt diese zu überschreiten. Im Prozess der Ausarbeitung wird aus ERO(E) zuerst ERO_È, dann EROE_E und „Vieles mehr" ...: ...eine Idee in kontinuierlicher Entwicklung, die nicht einmal Marmor „aufhalten“ kann.
Die Botschaft des Künstlers ist daher nie endgültig oder auferlegt, sondern stets offen und interessiert sich tatsächlich für die Interpretationen anderer. Die Skulptur – wie es ein für den öffentlichen Raum bedachtes Werk tun sollte – lebt und kann nur im stets aktualisierbaren Dialog mit den GesprächspartnerInnen überleben.
Was bleibt und ansteckend wirkt, ist eben diese Idee, die für den Künstler von der ersten Intuition im Jahr 2011 bis zur Umsetzung anlässlich dieses Projekts für die BAW im Jahr 2022 eine lange Entwicklungszeit hinter sich hat: ein unrealisierbares Vorhaben, das erst in dem Moment möglich wird, in dem es auf die Begeisterung und Energie trifft, die daraus entsteht, gemeinsam etwas zu verwirklichen. Gerade das demütige „Abseitsstehen“ des Autors motiviert andere dazu, sich einzubringen und aktive Mitgestalter zu sein – ob Ausführende oder Nutzer des Projekts.
Es ist ein in seinem Gewicht sehr präsentes Werk und in einer Zeit, die von den Suggestionen des Augenblicks geprägt ist, die in den vorherrschenden Ausdrucksformen aufgehoben, „korrigiert“ oder überarbeitet werden können, geht es das Risiko der Dauerhaftigkeit ein.
ERO_E ist ein „antik“ anmutendes Denkmal in den Materialien, in der Technik, im Aussehen, sogar eine vielleicht veraltete Idee, doch das bewusst unvollendete E lässt einen Handlungsspielraum in der Gegenwart offen, so eng wie die steilen Stufen, die nach oben führen, aber so weit wie die Sicht von oben.
Das Monument besteht in einer unmittelbar offensichtlichen Abwesenheit. Es ist unvollkommen.
Aber gerade durch seine Imperfektion wird der Held menschlich, zugänglich und inspirierend für diejenigen, die ihm begegnen. ERO_E eröffnet in seinem „nie beendet sein“ unendliche Möglichkeiten.
(BAW22 – Bolzano Art Weeks 2022 - BAW22 MAIN PROJECT: ERO(E) - Matteo Attruia)

 

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