Kulturgüter in Südtirol

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Flasche

Zweigliedriger Flaschenkürbis mit kugeligem Körper und kugeliger Halspartie, die in einer spitzen Mündung ausläuft. Der Flaschenverschluss besteht aus einem Korkstöpsel mit mehrgliedrigem gedrechselten Holzgriff. Um den Holzgriff ist ein Garn gebunden, mit dem der Stöpsel an einem zweiten Garn befestigt ist, der am Übergang vom Gefäßkörper zur Halspartie um den Kürbis geschlungen ist. An diesem Garn ist außerdem eine Lederlasche befestigt, mit der die Kürbisflasche an einem Leibgürtel festgebunden werden konnte.
Der Kürbis ist verziert. Auf der kugeligen Halspartie ist der Schriftzug „Bozen“ eingebrannt, der von geschwungenen Zierelementen gerahmt ist. Die Schauseite des Gefäßkörpers ziert eine Malerei: Vor einer sonnenbeschienenen, bergigen Landschaft lehnt ein bärtiger Mann in Bozner Tracht(?) auf einer Wiese an ein Holzgeländer. Eingerahmt wird die Genremalerei von Blumenmotiven aus Vergissmeinnicht(?) und Edelweiß.
Solche Kürbisflaschen gehörten zur Ausstattung der Saltner. Der eingebrannte Schriftzug deutet auf eine Herkunft des Objektes aus der näheren Umgebung von Bozen hin.

Objektbezeichnung:
Flasche
Inventarnummer:
00964
Datierung:
1850 - 1899
Material:
Kürbis, Leder, Schnur
Technik:
bemalt
Institution:
Hoamet Tramin - Museum
Maße:
Flasche Länge 29 cm, Durchmesser 19 cm
Historische-kritische Angaben:
Das Wort Saltner, das dem mundartlateinischen saltuarius entstammt, bezeichnet eine Person, der ein Gemeinschaftsgut zur Aufsicht anvertraut wurde, weshalb sich die Bezeichnung in zahlreichen Dorfordnungen und Urkunden wiederfindet. Das auszuübende Amt heißt Saltnerei. Mit dem Amt verbunden waren allerlei Pflichten, aber auch Gebräuche und Rechte.
Die Saltner wurden jedes Jahr zu Jakobi (25. Juli) oder Laurenzi (10. August) unter den ledigen Burschen rekrutiert und von der Gemeinde unter Vertrag genommen. Jeder dieser Flurwächter hatte bis zum Ende der Weinlese in seiner Rigl für Ordnung zu sorgen, Wild- und Haustiere fernzuhalten und Traubendiebstahl zu verhindern. Wildschweine, Füchse, Dachse, Marder und insbesondere die mundartlich als Greilen bezeichneten Siebenschläfer hatten es auf die Trauben abgesehen und wurden mit Fallen oder Gestank bekämpft. Um lästige Vögel wie Stare, Rebhühner, Fasane, Eichelhäher oder Amseln zu vertreiben, bediente man sich Klapperwerke und Windspiele. Saltner wurden für ihren Dienst nicht selten mit Wein bezahlt, den sie auch weiterverkaufen konnten.
Mit Rigl wird im Allgemeinen eine Flureinheit der Gemeindefeldmark bezeichnet, das Wort entstammt dem lateinischen regula = abgegrenzter Bezirk. Im Etschtal von Meran bis Salurn bezeichnet Rigl außerdem den Aufsichtsbereich der vom Saltner betreuten Flur. In Tramin versahen zeitweise bis zu 23 Männer gleichzeitig diesen Dienst. Ihre Reviere durften die Saltner kaum verlassen; als Unterkunft diente jedem eine kleine Hütte, die oftmals in der Art eines Jägerhochsitzes errichtet war. Verköstigt wurden die Flurhüter von den Bauern, deren Grundstücke sie bewachten. Die Saltnerei begann mit dem Heranreifen der Trauben und endete nach der Erntezeit. Ihren kriegerisch anmutenden Aufputz mit befiedertem Kopfschmuck, den die Saltner zu besonderen Anlässen trugen und mit dem sie auf frühen Postkarten abgebildet sind, kam erst wenig früher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Meraner Gegend in Mode, um bei den ersten Feriengästen prahlerischen Eindruck zu schinden. Die Gemeinde Kaltern hatte im Jahr 1914 noch neun Saltnerstellen zu vergeben.

Literatur: Matthias Ladurner-Parthanes, Vom Perglwerk zur Torggl (Bozen 1972), S. 137-139.

 

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