Kastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus)

Die japanische Esskastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) stammt ursprünglich aus Südchina und wurde vermutlich mit infiziertem Befallsmaterial nach Europa eingeschleppt, wo der Schädling erstmals im Jahr 2002 in Cuneo (Piemont) festgestellt wurde. Bereits innerhalb weniger Jahre kam es zu einer raschen Verbreitung. Im Mai 2008 wurde erstmals auch in Südtirol, in der Gemeinde Terlan, ein Befallsherd festgestellt. Auch in diesem Fall dürfte die Einschleppung durch befallenes Pflanzmaterial erfolgt sein.

Biologie und Schadbild

Die Esskastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) befällt ausschließlich die Esskastanienbäume.

Die Verbreitung erfolgt auf natürlichem Wege durch den Flug der Weibchen, vor allem aber durch den Transport von infizierten Pflanzen oder Pflanzenteilen (z.B. Zweige, Veredlungsmaterial, aber nicht durch Früchte).

Von Mitte Juni bis Mitte August legen die geflügelten Weibchen Eier in Paketen von meist 3 bis 5, selten bis zu 30 Eier, in die Blatt- und Blütenknospen der Kastanien. Das Insekt stirbt dann nach wenigen Tagen. Insgesamt kann ein Weibchen bis zu 300 Eier ablegen. Nach etwa 40 Tagen wird das erste Larvenstadium erreicht; in diesem überwintert der Schädling. Äußerlich sind zu diesem Zeitpunkt keine Veränderungen an der Pflanze festzustellen. Erst nach Vegetationsbeginn kommt es zu einer starken Reaktion der befallenen Knospen: Innerhalb weniger Wochen bilden sich an den End- und Seitensprossen der Triebe und auf den Blättern die charakteristischen 5 bis 20 mm großen und grün bis leuchtend rosafarbenen Gallen. Die weißen, augen- und beinlosen Larven fressen ca. 20 - 30 Tage in der Galle, bevor es Mitte Mai bis Mitte Juli zur Verpuppung und zum Schlüpfen der geflügelten Weibchen kommt. Die Gallen trocknen schließlich aus, bleiben aber noch das ganze Jahr über am Baum sichtbar.

Verbreitung

Die Verbreitung erfolgt auf natürlichem Wege durch den Flug der Weibchen, vor allem aber durch den Transport von infizierten Pflanzen oder Pflanzenteilen (z.B. Zweige, Veredlungsmaterial, aber nicht durch Früchte). Vom Zukauf von Pflanzen aus Befallsgebieten oder aus zweifelhafter Herkunft ist daher dringend abzuraten.

Bekämpfung

Eine direkte Bekämpfung der Esskastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) mit Pflanzenschutzmitteln ist sehr schwierig. Einerseits gibt es keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel für die Bekämpfung dieses Schädlings, andererseits sind Larven der Insekten in den Gallen gut geschützt, so dass Insektizide unzureichend wirken. Zudem wären während des Flugs der geflügelten Weibchen mehrere Spritzungen notwendig, die aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, des hohen Aufwands und der ökologischen Bedenken nicht in Frage kommen. Sanierungsmaßnahmen durch Abschneiden und Vernichtung befallener Äste werden bei ausgedehntem Befall völlig aussichtslos.

Als bislang einzige effektive Maßnahme zur Eindämmung hat sich die biologische Bekämpfung durch die gezielte Freisetzung eines spezifischen natürlichen Gegenspielers erwiesen, der ursprünglich ebenfalls aus China stammenden Schlupfwespenart Torymus sinensis. Wissenschaftliche Untersuchungen haben zwar ergeben, dass auch einheimische Schlupfwespenarten durchaus in der Lage sind, die Larven der Esskastanien-Gallwespe zu parasitieren, allerdings nicht in einem Ausmaß, um eine spürbare Eindämmung des Schädlings zu bewirken.

Schlupfwespen-Weibchen der Art Torymus sinensis suchen dagegen gezielt die Gallen auf, in denen sich der Schädling vom Ei bis zum ausgewachsenen Insekt entwickelt, stechen sie mit ihren langen Legebohrern an und legen ihre eigenen Eier in die Brutkammern der Kastaniengallwespe ab. In der Folge fressen die Larven der Schlupfwespen den Kastanienschädling auf. Obwohl mit einem Zeitraum von etwa 10 Jahren gerechnet werden muss, bis sich ein Gleichgewicht zwischen Schädling und Nützling einpendelt, geben erste Ergebnisse durchaus Anlass zu Optimismus.

In Südtirol wurden bereits in mehreren stark befallenen Kastanienhainen Exemplare dieses Parasitoiden freigelassen. Kurzfristige Bekämpfungserfolge dürfen sicher nicht erwartet werden, langfristig stellt die biologische Bekämpfung nach derzeitigen Erkenntnissen aber die einzig erfolgversprechende Methode für eine wirkungsvolle Eindämmung der Kastaniengallwespe dar.

Gesetzliche Bestimmungen - Merkblätter

Aufhebung der Bestimmungen zur obligatorischen Bekämpfung

Auf Grund der europaweiten Verbreitung der Japanischen Esskastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) und der Tatsache, dass sich der Schädling nicht nur mit Pflanzmaterial verschleppt, sondern kann sich auch auf natürlichem Weg sehr rasch ausbreiten kann, wurden in der EU mit Durchführungsbeschluss 2014/690/EU, die bisher geltenden Quarantänevorschriften weitgehend aufgehoben. In Italien wurden die Bestimmungen zur obligatorischen Bekämpfung der Kastaniengallwespe mit Ministerialdekret 25. August 2015 aufgehoben.

Somit entfällt auch in Südtirol die Meldepflicht und das Verbringungsverbot von Kastanienpflanzen. Die Pflanzenpassplicht für Pflanzen von Castanea bleibt aber weiterhin bestehen .

Kastaniengallwespe - Symptome