Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii)
Die Kirschessigfliege, Drosophila suzukii, ist ein polyphager Schädling, der alle weichfleischigen Obstarten und alle Weinsorten befällt. Von seiner ursprünglichen Heimat Südostasien wurde der Schädling erst vor wenigen Jahren nach Nordamerika eingeschleppt, wo er sich rasch ausbreitete und bereits beträchtliche Schäden verursacht. In Europa wurde er erstmals 2009 in Italien (Trentino) und in Spanien festgestellt; in Südtirol wurde er erstmals 2010 nachgewiesen.
Wirtspflanzen
Die Kirschessigfliege hat einen großen Wirtspflanzenkreis, der sich aufgrund einer schnellen Anpassungsfähigkeit durchaus noch erweitern könnte. Sie befällt dünnschalige, weichfleischige Früchte von Kulturpflanzen und Wildobst. Wirtschaftliche Schäden sind bislang v.a. bei Steinobst (Süßkirsche, Pfirsich, Pflaume, Marille), bei Beerenobst (Heidelbeere, Himbeere, Brombeere, Erdbeere), aber auch bei Kiwi, Kaki, Feige und Trauben bekannt. Befall wurde zudem bei bereits beschädigten Äpfeln festgestellt.
Biologie
Die adulten Tiere sind ca. 2-3 mm groß, haben rote Augen und eine gelb-bräunliche Körperzeichnung. Die Weibchen ähneln weitgehend heimischen Essigfliegen; leichter zu erkennen sind die Männchen der Kirschessigfliege, da sie je einen dunklen Fleck auf den Flügeln besitzen. Abb.2: Kirschessigfliegen auf Himbeere Während die meisten Essigfliegen-Arten keine Schadorganismen sind, weil sie nur überreifes, herabgefallenes und verfaulendes Obst befallen, können die Weibchen der Kirschessigfliege mit ihrem Raspelapparat die intakte Fruchthaut reifender Früchte durchdringen und ihre Eier ablegen. Durchschnittlich werden 2-3 Eier abgelegt. Insgesamt kann ein Weibchen etwa 400 Eier legen. Bereits nach einem Tag schlüpfen die Larven (Maden) und beginnen im Inneren der Frucht zu fressen. Die Verpuppung kann in der Frucht oder im Boden stattfinden. Innerhalb von 8- 14 Tagen ist die Vollendung einer Generation möglich. Unter günstigen klimatischen Bedingungen können so bis zu 13 Generationen pro Jahr auftreten. Die Überwinterung erfolgt als adulte Fliege an geschützten Orten. Bevorzugt wird von der Kirschessigfliege zwar gemäßigtes Klima, da die Fliegen aber bereits bei Temperaturen über 10 ºC aktiv sind, ist auch in Südtirol mit einer dauerhaften Ansiedlung und mit hohen Vermehrungsraten zu rechnen.
Verschleppung und Ausbreitung
Über große Distanzen erfolgt die Verschleppung durch befallene Früchte. Schon wenige Exemplare genügen, um innerhalb kürzester Zeit unter günstigen klimatischen Bedingungen hohe Populationsdichten aufzubauen. Zusammenhängende Obstbaugebiete können daher nach erfolgter Einschleppung sehr schnell durch natürliche Ausbreitung besiedelt werden.
Vorbeugung und Bekämpfung
Abgefallene Früchte dienen als Nahrungsquelle und ermöglichen die vollständige Entwicklung von Eiern und Larven und somit für die massenhafte Vermehrung der Fliegen. Als vorbeugende Bekämpfungsmaßnahme sollten daher alle Früchte von der Anbaufläche entfernt werden. Grundsätzlich kann die Kirschessigfliege, wie Fruchtfliegen, mit Insektiziden bekämpft werden. In den Befallsgebieten der USA konnten mit Phosporsäureester-Präparaten, Spinosad und Pyrethroiden gute Wirkungen erzielt werden. Problematisch ist allerdings die relativ kurze Wirkungsdauer der Pflanzenschutzmittel; wodurch mit einer Spritzung nur eine Generation des Schädlings bekämpft werden kann. Bei jährlich 10-13 Generationen sind somit wiederholte Behandlungen erforderlich. Nicht nur Resistenzprobleme sind die Folge, insbesondere die Einhaltung der Karenzzeiten bzw. die Rückstandsproblematik stellt ein schwerwiegendes Problem bei der chemischen Bekämpfung dar. Zudem stehen bei uns derzeit keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel zur gezielten Bekämpfung der Kirschessigfliege zur Verfügung.
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Schadbild
Äußerlich sind an den Früchten Einstiche und eingefallene weiche Flecke zu erkennen. In der Folge kommt es zu Fäule durch pilzliche oder bakterielle Schaderreger. Berichtet wird von Ertragsausfällen von bis zu 80%, teilweise sogar von einem Totalausfall der Ernte.(Fotos:canr.org; terner Link) cemariposa.ucdavis.edu) (Externer Link)