Der Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera)

Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) stammt ursprünglich aus Amerika und gilt international als der bedeutendste Maisschädling. Anfang der 1990er Jahre wurde der Käfer nach Serbien eingeschleppt, von wo er sich innerhalb weniger Jahre in andere Maisanbaugebiete Europas ausgebreitet hat. Mittlerweile ist in nahezu allen Ländern Mitteleuropas ein Befall festgestellt worden.

In Südtirol wurden die ersten Exemplare des Maiswurzelbohrers im Jahr 2009 in Bruneck und in Freienfeld gefangen. Bereits im Jahr 2010 konnten einzelne Exemplare des Schädlings landesweit gefunden werden, wenn auch noch in einer sehr geringen Anzahl.

Biologie und Aussehen

Der Westliche Maiswurzelbohrer gehört wie der Kartoffelkäfer, mit dem er eine gewisse Ähnlichkeit aufweist, zur Familie der Blattkäfer. Die ausgewachsenen Käfer sind etwa 4-8 mm lang, von grünlicher bis gelblicher Grundfarbe, der Kopf ist schwarz gefärbt. Besonders auffällig ist die Zeichnung der Deckflügel mit drei dunklen Längsstreifen, die mitunter nahezu vollständig verschmolzenen sind.

Der Käfer entwickelt nur eine Generation pro Jahr. Ein Weibchen legt von August bis September im Schnitt 500 Eier (maximal 1000 Eier) in 5 - 30 cm Bodentiefe, bevorzugt in Maisfelder ab. Nur etwa 3 – 5 % der Eier werden in andere Kulturen abgelegt. Mit dem ersten Frost sterben die Käfer ab. Die Überwinterung erfolgt als Ei im Boden.

Die Larven schlüpfen in Abhängigkeit von der Bodentemperatur ab Mai bis Ende Juli des nächsten Jahres und fressen zunächst an und später in den Wurzeln. In 35 – 40 Tagen durchlaufen sie drei Larvenstadien. Nach einer Puppenruhe von rund einer Woche erscheinen ab Mitte Juli die ersten Käfer.

Ein sehr geringer Teil der Eier durchläuft eine zweijährige Winterruhe, d. h. die Larven schlüpfen erst im Frühjahr des übernächsten Jahres.

Schadbild

In Befallsgebieten betragen die Ernteverluste 10 zu 30%, in Extremfällen können sie sogar bis zu 80% erreichen. Die Schäden an den Maispflanzen werden hauptsächlich durch die im Boden lebenden Käferlarven verursacht, die sowohl den Wurzelstock als auch die Wurzelableger von Mais durchbohren und zerfressen. In der Folge wird die Wasser- und Nährstoffaufnahme erschwert und die Standfestigkeit der Maispflanzen vermindert.

Zu erkennen ist der Befall an weißlich und fleckig werdenden Blättern, die auf einen Mangel an Nährstoffen schließen lassen. Zudem knicken Pflanzen mit abgestorbenen Wurzeln häufig nesterweise ein. Manchmal können sie sich aber wieder aufrichten und es bildet sich ein so genannter "Schwanenhals" – die charakteristische Form für den Befall von Larven des Maiswurzelbohrers. Solche verformte Pflanzen erschweren die Ernte mit dem Mähdrescher. Der Wurzelfraß hat weiters häufig einen Befall der Wurzeln mit Schadpilzen zur Folge. Ausgewachsene Käfer schaden indem sie die Körner an der unreifen Fruchtspitze anfressen.

Die erwachsenen Käfer ernähren sich von den Narbenfäden der sich entwickelnden Kolben, von Pollen und Blättern. Starker Käferfraß an den Narbenfäden führt zu schlechter Befruchtung und verringert die Anzahl der Körner am Kolben. Nach Abschluss der Maisblüte wechseln die Käfer auch auf andere Kulturpflanzen oder Unkräuter, um bevorzugt Pollen zu fressen. Die durch den Käferfraß verursachten Schäden sind jedoch nicht so bedeutend wie die durch die Larven verursachten Wurzelschäden.

Ausbreitung

Die natürliche Ausbreitung des Schädlings erfolgt einerseits durch den aktiven Flug der sehr mobilen Käfer. Während eines Einzelfluges können bis zu 25 Kilometer zurücklegt werden. Die wichtigste Rolle bei der Verschleppung über große Entfernungen spielt allerdings die Verbreitung durch die verschiedenen Transportmittel wie Flugzeug, Bahn und LKW-Verkehr. Die Verbreitungsgeschwindigkeit des Schädlings in Europa betrug in den letzten Jahren - je nach geographischen und vegetativen Voraussetzungen (geschlossene Maisanbaugebiete) etwa 40 bis 80 km pro Jahr. Nicht begründet sind die Vermutungen, dass es auch zu Verschleppungen mit Maissaatgut kommen kann.

Befallssituation in Südtirol

Im Rahmen eines Monitoringprogrammes wurden in Südtirol im Jahr 2009 in der Gemeinde Bruneck und in der Gemeinde Freienfeld erstmals Exemplare des Maiswurzelbohrers gefangen. Im Jahr 2010 wurden einzelne Exemplare festgestellt. Aufgrund der Befallssituation und der Erfahrungen aus anderen Maisanbaugebieten, wonach mit einer ständigen Neueinschleppung, etwa durch Transportfahrzeuge aus Befallsgebieten gerechnet werden muss, dürfte eine Ausmerzung des Schädlings in Südtirol nicht mehr möglich sein.

Bekämpfungsmaßnahmen

Die Einhaltung der Fruchtfolge stellt die wichtigste und effektivste Bekämpfungsmaßnahme dar. Da die Larven der Maiswurzelbohrer praktisch nur überleben, wenn Mais auf Mais angebaut wird, wird ihnen durch einen Fruchtwechsel auf natürliche Weise die Lebensgrundlage entzogen.

Eine weitere Bekämpfungsmöglichkeit stellt der Einsatz von Insektiziden dar. Aufgrund der Wuchshöhe des Maises ist dafür allerdings eine entsprechende Maschinenausstattung erforderlich (Stelzentraktor oder Traktoren mit hochgestelltem Spritzgestänge). Diese Art der Maschinenausstattung ist in Südtirol nicht gebräuchlich.

Eine weitere Bekämpfungsmöglichkeit stellt der Einsatz von gebeiztem Saatgut dar. Nach dem Beizen ist auch die Unterblattspritzung überflüssig, somit entfallen Insektizidanwendungen der Blätter der Kulturpflanze im frühen Stadium. In den vergangenen Jahren hat allerdings der Einsatz von gebeiztem Saatgut in Befallsgebieten zu einem massivem Bienensterben geführt, als während der Aussaat Stäube mit dem insektiziden Wirkstoff auf Blühpflanzen verfrachtet wurden. In der Folge ist der Einsatz dieser Beizmittel untersagt.

Die EU-Kommission hat bereits mit Durchführungsbeschluss 2014/62/EU vom 6. Februar 2014 entschieden, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Maiswurzelbohrers aufzuheben und diesen Schädling nicht mehr als Quarantäneschadorganismus einzustufen, somit wurden auch in Italien die Bestimmungen zur obligatorischen Bekämpfung des Maiswurzelbohrers mit Ministerialdekret vom 13. Juni 2014aufgehoben, daher entfällt auch die Meldepflicht.

Es wurde festgestellt, dass sich Diabrotica virgifera virgifera in einem großen Teil des Unionsgebiets etabliert hat. Es hat sich einerseits gezeigt, dass es nicht möglich ist, seine weitere Ausbreitung zu stoppen. Andererseits gibt es wirksame und nachhaltige Bekämpfungsmaßnahmen, die die Auswirkungen dieses Organismus auf den Maisertrag auf ein Minimum reduzieren, insbesondere die Anwendung eines Fruchtfolgesystems.

Der Maiswurzelbohrer - Diabrotica virgifera virgifera