Forstschutz & Waldschäden

Forstschutz – Überwachungsdienst

Seit etwa 40 Jahren wird der Gesundheitszustand des Waldes vom Südtiroler Forstdienst mit Sorgfalt beobachtet und überwacht. Dabei werden alle auftretenden Schäden und Symptome in den Wäldern untersucht. Neben diesen Erhebungen werden auch Untersuchungen mittels chemischer Nadel- und Bodenanalysen durchgeführt, um jegliche Belastung durch Schadstoffe sicherzustellen. Dabei konnte festgestellt werden, dass das Auftreten vieler Waldschäden ihren Ursprung in ungünstigen klimatischen Witterungsverläufen hat. Dazu zählen schneearme, wie auch schneereiche Winter, Spätfröste, zu viel Feuchtigkeit im Frühjahr, heiße und trockene oder auch regnerische Sommer, Wind- und Hagelschäden. Diese Phänomene zeigen oft ihre Auswirkungen auch nach Jahren. Prädestiniert werden geschwächte Pflanzen durch bestimmte Schädlinge befallen, wie durch den Borkenkäfer, den Fichtennadelblasenrost, den Kiefernprozessionsspinner und anderen Insekten oder Pilzen, was dabei zu auffälligen Verfärbungen der Baumkronen führt. Aus diesem Grund ist es wichtig, Vorkenntnisse zum jährlichen Witterungsverlauf zu haben.

Klimaverlauf

Die ersten Monate des Jahres 2019 waren gekennzeichnet durch wechselnde Witterungserscheinungen mit weit verbreiteten Schneefällen bis in die Täler herab, vor allem im nördlichen Teil des Landes und Perioden mit  milden Temperaturen und Föhnaufkommen in den südlichen Landesteilen. Es folgte ein Frühjahr mit stark wechselnder Witterung mit starken Regenfällen, milden Temperaturen, wie auch abrupten Kälteeinbrüchen und mit einem Hagelfall Ende April. Weiterhin viel Regen gab es im Mai bei unterdurchschnittlichen Temperaturen. Ab Juni wurde es sommerlich warm. Bis September hielten sommerliche milde Temperaturen bei gleichzeitiger hoher Gewittertätigkeit an. Es folgte schließlich ein milder Herbst mit Temperaturen, die der Jahreszeit entsprechen. Eine Ausnahme bildete der November. Er war gekennzeichnet mit sehr hohen Niederschlägen und Schneefällen bis in die Tallagen (zwischen dem 15. und 17. des Monats), welche erhebliche Schäden in den Wäldern und an Infrastrukturen verursacht haben.
[Quelle: Klimareport Hydrografisches Amt der Aut. Prov. Bozen]

Abiotische Schäden

Zwischen dem 15. und 17. November verursachten starke Niederschläge, Schneefälle bis in tiefe Tallagen einen Schadholzanfall von bis zu 900.000 Vfm. Besonders stark betroffen war das Puster-, wie auch das Sarntal, wo unter der hohen Schneelast durchwegs bei der Fichte, aber auch bei der Waldkiefer große Schneedruckschäden entstanden. Durchwegs handelt es sich dabei um so genannte Streuschäden. Flächige Schäden waren nicht zu beklagen. Die Wälder im Sarntal wurden durch dieses Ereignis stark in Mitleidenschaft gezogen, die aber vom Windsturm VAIA verschont blieben. Hingegen wurde im Pustertal das Schadausmaß dieses Ereignisses wegen den Windwurfschäden vom Herbst 2018 noch verstärkt. Auch zu Jahresbeginn und im Juli gab es Schäden durch Windböen, die aber durchwegs als kleine Ereignisse zu beziffern sind.

Biotische Schäden

Borkenkäfer

Ein evidenter Zusammenhang kann zwischen abiotischen und biotischen Schäden beim Befall durch Borkenkäfer festgestellt werden, begünstigt durch Windwurf- und Schneedruckschäden und Trockenheit. Nach dem Windsturm VAIA im Oktober 2018 war 2019 für die Verantwortlichen bzw. die Forstbehörde so zu sagen ein Jahr des Abwartens. Frühere Erfahrungen zeigen, dass die Vermehrung von Borkenkäfern nach Großereignissen wie VAIA zum Teil von der Verfügbarkeit des Nahrungsangebotes abhängen, was durch Windwurf- und Schneedruckholz, klimatisch bedingt, gegeben ist. Das Aufkommen des Schädlings kann als mäßig bezeichnet werden, aufgrund der aufgeräumten Holzmenge (knapp 70% am Ende des Jahres), weiter aufgrund der günstigen klimatischen Entwicklung mit einem niederschlagsreichen Frühjahr und niedrigen Temperaturen, also ungünstige Bedingungen für den Flug und das Paarungsverhalten der überwinterten Käferindividuen. Tatsächlich ergab das Borkenkäfer-Monitoring beruhigende Fangzahlen und generell werden stehende Bäume nicht befallen. Wo dies trotzdem zutraf, wurden auch in den vergangenen Jahren stehende Bäume schon befallen. Zur Überwachung der Populationsdynamik der Borkenkäfer, insbesondere in Bezug auf den Buchdrucker (Ips typographus), spezifisch für die Fichte, wurde ein Netz von 100 Pheromonfallen im Gelände eingerichtet, mit besonderem Augenmerk auf die durch VAIA betroffenen Flächen. Nach den Schneedruckschäden vom November wurde beschlossen dieses Netz mit weiteren 13 Fallen zu potenzieren. Aufgrund der periodischen Entleerung der Fallen und im Bezug mit der Anzahl der gefangenen Käfer, ist es möglich, ein klares Bild zur Populationsdynamik des genannten Schädlings zu bekommen, im Besonderen im Hinblick auf den Trend, ob sich eine oder mehrere Generationen pro Jahr entwickeln.
Der Befall durch Tomicus spp.  bei der Kiefer, welcher auf großen Flächen auffällige Braunverfärbungen hervorruft, hat keine forstliche Relevanz. Dieses Phänomen kann auf die Vermehrungsaktivität des Insekts zurückzuführen sein, indem die Geschlechtsreife erlangt wird. Ein solcher Befall ist für die Pflanze nicht tödlich. Es handelt sich aber um einen systematischen Befall, der den Auftakt zum Befall auf das kortikale Gewebe des Stammes bilden kann, was dann letztendlich tödlich für die Pflanze ist. Nach den Schneefällen im November ist dies ein mögliches Szenario. Vorerst bleibt der Schädling jedoch in Latenz.

Borkenkäfer 

Maikäfer

Im Jahr 2019 blieb der Maikäfer (Melolontha melolonta L.), der episodisch zu einer starken Vermehrung bei Obstpflanzen und Forstgehölzen verantwortlich sein kann, in der Latenz. 

Rüsselkäfer

Von dieser Insektenfamilie ist im Besonderen der Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) zu nennen, der an den Buchenblättern auffällige rote Verfärbungen hervorrufen kann, die aber nicht tödlich für die Wirtspflanze sind. In den letzten Jahren gab es bei dieser Art einen kontinuierlichen Rückgang des Vorkommens. Wir befinden uns schon im zweiten Jahr, wo keine Schadensmeldungen mehr eingingen.

Kleinschmetterlinge

Der Graue Lärchenwickler (Zeiraphera griseana), der in den Alpentälern von einem 8-Jahresvermehrungszyklus geprägt ist, hatte nach der Progradation im Jahre 2009/2010 ihren letzten Höhepunkt im Jahre 2011 in Vinschgau, im Großraum von Meran und im Passeiertal mit umfangreichen Vergilbungen der Kronen bei hunderttausenden betroffenen Pflanzen. Der Befall zog nach Osten weiter, hinterließ aber keine bleibenden Schäden. 2017 kehrte der betreffende Kleinschmetterling zyklusgerecht zurück und zwar in Vinschgau, dort in Graun, wie auch in Tanas auf einer Fläche von etwa 535 ha. Der Befall wiederholte sich auch 2018. Die befallene Wirtspflanze, nämlich die Lärche, reagiert auf den Befall bzw. den Fraß mit der Bildung von weniger schmackhaften Nadeln, was bedeutet, dass durch die abnehmende Nahrungsqualität die Vermehrung des Insekts gestoppt wird. Tatsächlich gab es 2019 keine registrierten Meldungen von Schädigungen.

 Grauer Lärchenwickler

 Von der Lärchenminiermotte (Coleophora laricella), ein weiterer Lärchenspezifischer Kleinschmetterling, gibt es 2019 keine Meldungen von Schädigungen, was auch den negativen Trend der letzten Jahre bestätigt. 

 

Großschmetterlinge

2019 gab es keinen Befall. Grundsätzlich kommt es in Südtirol zu Befallserscheinungen von Großschmetterlingen im  Abstand von 10 bis 20 Jahren, vorwiegend in den Niederwäldern, bezogen auf das Etsch- und Eisacktal.

Kiefernprozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa)

Nach dem Sommer 2015, der gekennzeichnet war von Trockenheit und hohen Temperaturen, gab es einen großen Anstieg des Befalls dieses Schädlings. Besonders betroffen war die westliche Landeshälfte, der Vinschgau, gewissermaßen das endemische Ausbreitungsgebiet dieses Insekts. Die festgestellten Werte erreichten im Vergleich zum vorhergehenden Jahr viermal so viele befallene Bäume, weiter überstieg die Anzahl der Nester pro Baum das 8-fache. Im Jahre 2017 hat sich die Anzahl der befallenen Bäume bei gleichbleibender Fläche deutlich verringert, nämlich von 884.732 im Jahre 2015 auf 347.348 im Jahre 2016 und 159.200 im Jahr 2017. 2018 fiel der Befall unter 100.000 Individuen. 2019 verringerte sich die Zahl der befallenen Bäume, wie auch die Anzahl der Nester pro Baum. Die aktive Bekämpfung dieses Schädlings wurde mit der Ausbringung von Sporen des Bacillus thuringiensis durch den Helikopter durchgeführt, immer beschränkt nur auf Gebiete, wo eine gesundheitliche Gefährdung von Menschen und Tieren ausgeschlossen werden konnte. Bestätigt wird auch das Vorkommen von Prozessionsnestern (schon das 4. Jahr) in Deutschofen (Regglberg); ein sichtbares Zeichen des anhaltenden Klimawandels. Hierbei wird versucht, die Ausbreitung dieses Erregers auf diesem Hochplateau, reich an sekundären Kiefernwäldern, mit dem Aufstellen von Fallen für die Larven des 5. Stadiums einzudämmen. Nachdem es grundsätzlich nur wenige befallene Bäume gibt, kann durch diese Initiative die Ausbreitung dieses Schmetterlings erheblich verlangsamen. Im mittleren Bereich von Südtirol kann der Befall als weiterhin mäßig bezeichnet werden. Das Pustertal ist von diesem Schädling nicht betroffen, was auf das kontinentale Klima zurückzuführen ist. 

Eingeschleppte Insekten

Besorgnis erregt seit 2011 die Ausbreitung der Chinesischen Kastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus), eingeschleppt aus China und in Südtirol erstmal 2009 im Raum Meran (Labers, Schenna, Burgstall, Tirol) und im mittleren Eisacktal bei Vahrn und Aicha aufgetreten. Die wirksamste Strategie, um diesem Parasiten entgegenzuwirken, ist die Freisetzung des natürlichen Gegenspielers, der Parasitoid Torymus sinensis.
Diese Art der biologischen Schädlingsbekämpfung wird seit 2010 vom Phytopathologischen Dienst in Zusammenarbeit mit der Universität Turin und dem Forstpersonal durchgeführt und ist seit mehreren Jahren bis 2017 wiederholt worden. Zu dieser Zeit gab es im östlichen Bereich des Kastanienvorkommens keine Anzeichen von Befall durch die betreffende Gallwespe. Im Jahre 2018 gab es Befallsmeldungen im Vinschgau und Burggrafenamt, wo der natürliche Gegenspieler mehr Zeit benötigte, um sich zu etablieren; auf anderen Standorten war die Situation latent. Für 2019 kann substanziell ein Gleichgewicht zwischen Gallwespe und seinem Parasitoiden bestätigt werden: Die Produktivität von Kastanienhaine kann zweifelslos durch den Erfolg bei der Vermehrung der Gallwespe beeinflusst werden. Durch den saisonalen Klimaverlauf ergeben sich dabei nur bescheidene Schwankungen.

Pilzkrankheiten

Das Jahr 2019 ist bezüglich Pilzinfektionen in den Waldökosystemen relativ ruhig gewesen. Auf mehreren Baumarten wurden Symptome aufgezeichnet, welche an Pilzbefälle der verherigen Jahren zurückzuführen sind. Einigen Phänomene sind nur teilweise zu den sogenannten Neobiota (eingeschleppte Krankheitserreger) zurückzuführen. Es handelt sich in solchen Fällen von bekannten Ereignissen (z.B. Kastanienkrebs, Ulmensterben), welche in den letzten Jahren häufiger werden. Hier kann die fehlende Ko-Evolution zwischen Pathogen und Wirtsbaum zu großen Ungleichgewichten innerhalb der Waldökosysteme führen.

Fichte

Die am meisten vorhandene Baumart Südtirols hat, was Pilzkrankheiten anbelangt, ein relativ ruhiges Jahr erlebt. Es sind keine relevanten Pilzkrankheiten zu verzeichnen. Der Fichtennadelblasenrost (Chrysomyxa rhododendri), welcher auffällige Kronenverfärbungen verursacht, ist deutlich im Rückgang. Nach einem Maximum im Jahr 2015, mit einer betroffenen Fläche von ca. 53.000 ha (red.Fläche ca 22.000 ha und ca. 6,6 M Bäume) ist eine regressive Phase zu beobachten. Im 2016 wurde eine Fläche von ca. 35.000 ha (red.Fläche 13.500 ha und ca. 4M Bäume) gemeldet und im 2017 ist die Infektion nur mehr auf ca. 1.000 ha (red.Fläche 350 ha und 0,1 M Bäume) mit schwacher Intensität vorhanden. Auch im Jahr 2018 ist diese Infektion auf nur ca. 1.500 ha (reduziert ca. 600ha) beobachtet worden. Im 2019 wurde die Infektion nicht beobachtet.

Lärche

 Auch für die Lärche war 2019 ein ruhiges Jahr. Nach den auffälligen und ausgedehnten Kronenverfärbungen im 2016, ist dieses Phänomen heuer stark zurückgetreten, sowohl in der Intensität als auch in der Ausdehnung.

Kiefern

Das Kiefernsterben in Vinschgau, was sowohl die Schwarz- als auch die Weißkiefer schon im 2016 betroffen hat, ist heuer leicht weiter gegangen. Die längeren Trockenperioden (Sommer und Winter) der letzten Jahre haben dazu beigetragen die Bäume abzuschwächen. Somit waren sie für sekundäre Schädlinge, darunter auch die Pilze Cenangium ferruginosum und Diplodia pinea (Sphaerospis sapinea) sehr anfällig. Solche Ereignisse sind seit den 80 Jahren in Südtirol bekannt, vor allem für die Kiefernbestände in den niedrigeren Lagen. Sie sind innerhalb einer natürlichen Entwicklung der Waldbestände zu sehen, wobei die Kiefernarten durch ökologisch stabilere Laubhölzer graduell ersetzt werden.

 

Verbraunung der Nadeln 

 

Die ungewöhnliche Nadelverfärbungen, welche im Jahr 2017 an der Zirbe gemeldet wurden, wurden 2018 im Detail beobachtet wurden. Es handelt sich um ein bis jetzt unbekanntes Phänomen, welches mit unterschiedlicher Intensität, hauptsächlich zwischen 1.900 und 2.100 m Seehöhe in verschiedenen Landesteilen (Gadertal, Vinschgau, Wipptal) erschien. 2018 wurden Proben im Labor analysiert, wobei keine Pathogenen gefunden wurden. Außerdem wurden einigen Bäumen im Kerngebiet dieses Phänomen (Sennes Hochplateau) für die ganze Vegetationsperiode beobachtet; dabei wurde bestätigt das die Symptome stabil erscheinen. Derzeit ist die Ursache dieses Phänomen noch unklar.

Gemeine Esche

Das Eschentriebsterben (Hymenoscypus pseudoalbidus) ist derzeit in ganz Südtirol vorhanden. Der Pilz befällt zuerst die Endtriebe, breitet sich danach im Kroneninneren; kann den Wirt zum Absterben bringen. Er wird immer wieder beobachtet, dass einigen Bäumen keine Symptome aufweisen. Solche Individuen sind anscheinend resistent und werden sicher sehr wichtig für die zukünftige Ausbreitung der Esche sein.

Eschentriebsterben

 

Mannaesche

Bei einem Lokalaugenschein im Burgrafenamt wurde eine Mannaesche beobachtet, welche die Symptome des Eschentriebsterben aufwies. Ähnliche Fälle wurden im Raum Truden gemeldet. Das bestätigt die Fähigkeit dieser Pilzart auch die Mannaesche zu befallen und somit potenziell gefährlich für die Stabilität der Niederwälder zu sein.

Grünerle

Auch heuer wurden örtlich die Symptome des Erlensterbens beobachtet. Der Pilzschädling Valsalnicola o Cryptodiaporthe oxystoma kann auch in diesem Fall als sekundär betrachtet werden. Das Phänomen ist vor allem nach schneearmen Wintern auffällig, und ist vermutlich mit Stresssituationen durch Wassermangel im Frühjahr verbunden.

Grauerle

Der Erlenblattrost (Melampsoridium hiratsukanum) ist inzwischen landesweit verbreitet und nur an der Grauerle zu beobachten. Das Pathogen wurde erstmals in Südtirol im 2010 festgestellt und wird im Sommer als orangenrote „Pulver“ auf der Blattunterseite sichtbar. Verantwortlich ist der Schädling für einen frühzeitigen Blattausfall. Durch ein entsprechendes Monitoring wurde im 2017 und 2018 festgestellt, dass diese Baumart weitgehend abgeschwächt ist. In mehreren Ortschaften wurde außerdem auch ein Pilzschädling der Gattung Phytophtora gefunden, welches ähnlich wie bei der Tintenkrankheit der Kastanie zum Absterben der befallenen Individuen führt.
Im Jahr 2019 wurde vom Amt für Forstplanung in Zusammenarbeit mit dem Landespflanzenschutzdienst und der Fondazione E.Mach von S.Michele all’Adige – TN das Projekt „Grauerle“ gestartet. Dabei wird landesweit der Zustand der Grauerle untersuchen. Evtl. resistente Bäume können somit erfasst werden, welche als Grundlage dienen sollen, eine Strategie zur Erhaltung und zukünftigen Bewirtschaftung dieser Baumart zu erarbeiten.

Phytophtora-Exudaten auf Grauerle Grauerlensterben

 

Götterbaum

Im Sommer 2017 wurden gleichzeitig in Schlanders und in Rovereto (TN) Fälle von Absterben des Götterbaumes beobachtet. In beiden Standorten wurden Proben gesammelt und durch Laboranalysen das Pathogen Verticillium dahliae isoliert. Die Symptome können bis zum Absterben des Baums führen. Im Sommer 2018 wurde das Phänomen weiter beobachtet und zusätzlichen Fällen in Lana, Gargazon, Branzoll, Montan und Brixen gemeldet. Insgesamt wurden 40 Fälle in der Region beobachtet. 

Absterben des Götterbaumes

Es handelt sich um die ersten Meldungen dieser Pathologie in Italien (erste Beobachtungen in Europa im Jahr 2016, Steiermark).

Hopfenbuche

Im Laufe eines Lokalaugenscheines in Lana, wurde eine Hopfenbuche mit klaren Symptomen von Krebs durch Botryosphaeria dothidea gefunden. Es handelt sich um die erste Beobachtung in Südtirol. Die Studien bestätigen, dass solche Erscheinungen mit Trockenperioden sich verschärfen und können bis zum Absterben der Stämme führen. Sowohl B. dothidea als auch Dothiorella parva, eine andere Pilzart, wurden auch in gesunden Geweben gefunden. Das bestätigt die wichtige Rolle von endophytischen Pilzarten, d.h. Pilze welche latent in den Planzen überleben können, und welche bei Stresssituationen (für die Pflanze) imstande sind, sich plötzlich als Pathogenen zu verhalten.

Hopfenbuchenkrebs Hopfenbuchenkrebs

Pilzkrankheiten

Pilzkrankheiten
Fichtennadelblasenrost (Chrysomyxa rhododendri)

Das Monitoring der Pilzkrankheiten in den Südtirols Wälder wurde auch für das Jahr 2019 durch die wertvolle Zusammenarbeit mit der Fondazione E.Mach von San Michele all’Adige (Dr. Giorgio Maresi) durchgeführt, sowohl für Lokalaugenscheine als auch für die notwendige Laboranalysen.
Abschließend noch eine landesweite Gesamtübersicht der Schadereignisse in Südtirols Wäldern. Das Ergebnis setzt sich aus den Meldungen zusammen, welche von den Forststationen im Laufe des Jahres eingegangen sind.

Waldschaeden

 

Neophyten

Ursprünglich bei uns nicht heimische Pflanzenarten werden als „Neophyten“ (griech. für „neue Pflanzen“) bezeichnet. Unter diesen Begriff versteht man jene Organismen, die seit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 durch menschlichen Einfluss in neue Regionen gelangt sind.
Von den Neuankömmlingen schafft es nur ein Bruchteil, sich dauerhaft in der neuen Umgebung zu etablieren und nur eine geringe Zahl, sich stärker zu vermehren und auszubreiten. Allerdings, finden einige raschwüchsige, wenig anspruchsvolle, aber besonders konkurrenzstarke Neophyten bei uns derart günstige Lebensbedingungen vor, dass sie heimische Arten verdrängen, bestimmte Lebensräume dominieren und Ökosysteme verändern können.
Diese Problemarten nennt man „Invasive Neophyten“; manche von ihnen haben sich vor allem in den letzten Jahrzehnten sehr stark ausgebreitet. Beispiele dafür sind Riesen-Bärenklau, Staudenknöterich, Drüsen-Springkraut, Kanadische Goldrute, südafrikanisches Greiskraut, sowie Robinie und Götterbaum.
Die Abteilung Forstwirtschaft führt seit dem Jahr 2012 Projekte zur Eindämmung vom Riesen-Bärenklau und südafrikanischen Greiskraut auf Landesebene. Während die erste Pflanzenart für gefährliche Hautentzündungen verantwortlich ist, kann das Greiskraut für Weidetiere und Bienen hochtoxisch sein.

Südafrikanisches Geiskraut

 

Alle bekannte Bärenklau Vorkommen wurden in den letzten Jahren ständig verhindert und deren Entwicklung wird jährlich beobachtet. Die durchgeführten Maßnahmen haben dazu beigetragen, vor allem für die kleineren Vorkommen, eine weitere Verbreitung der Pflanze zu vermeiden. Außerdem wurde auf einer Probefläche im Eggental die herbizide Wirkung vom Birkenöl getestet. Diese Versuche haben keine zufriedenstellenden Ergebnisse gegeben.

Testfläche für Riesenbärenklau im Eggental

 

 

Das Greiskraut wird in den zwei Hauptverbreitungsgebiete Castelfeder und Vinschgau derzeit bekämpft. Auch im Jahr 2019 wurden einigen Ausreißaktionen v.a. mit Schülern und Freiwilligen wieder organisiert.

Götterbaum: Derzeit sind auf verschiedenen Versuchsflächen unterschiedliche mechanische Maßnahmen durchgeführt worden. Ziel dabei ist es, die beste und praktikabelste Methode, den Götterbaum zu bekämpfen, zu finden. Eine erste Diplomarbeit wurde 2019 veröffentlicht (http://www.provincia.bz.it/agricoltura-foreste/bosco-legno-malghe/downloads/Masterarbeit_Tratter_Lukas(2).pdf ) und eine weiterführende Diplomarbeit dazu ist derzeit in Ausarbeitung.