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Fairer Handel am Tag der Entwicklungszusammenarbeit

Am Tag der Entwicklungszusammenarbeit haben gestern an der Eurac in Bozen Experten über den fairen Handel diskutiert und Best-Practice-Beispiele dargestellt.

Auf dem Podium (v. li.): Vittorio Rinaldi, Alice Sinigaglia, Moderator Matthias Abram, Fleurance Laroppe und Rudi Dalvai. Foto: LPA/mgp

Die Mitglieder einer landwirtschaftlichen Genossenschaft auf den Philippinen sind seit 2011 von 35 auf heute 1800 Mitarbeitende gestiegen; in dieser Zeit sind sechs neue Mühlen hinzugekommen, in denen brauner Rohrzucker der Sorte Mascobado für die Organisationen des Fairen Handels verarbeitet werden. Der Zucker wird dann in den Geschäften angeboten, die Fair-Trade-Produkte vertreiben, etwa die "Weltläden".

Dies ist eines der Ergebnisse der fast 30 Jahre währenden Zusammenarbeit zwischen dem Land Südtirol und der Genossenschaft Panay Fair Trade Center (PFTC) auf den Philippinen und war eines der Best-Practice-Beispiele der gestrigen Tagung (28. November) in der Eurac in Bozen mit dem Titel "Anders wirtschaften. Globale Perspektiven und lokale Alternativen". Die beiden anderen Beispiele sind die Genossenschaften Manduvirà in Paraguay mit knapp 2000 Mitgliedern und der Zuckermarke Dulcita und Corpopap in Ecuador mit über 5000 Mitarbeitenden.

Auch je ein Film wurde über diese Projekte der Entwicklungszusammenarbeit gezeigt. In diesen beschreiben die drei Genossenschaften ihre Situation und bedanken sich für die Förderung. Ergreifend war der Bericht aus den Philippinen, wo noch immer die Hintergründe des Mordes am Priester Romeo (Romy) Capalla erforscht werden, der viele Jahre dem PFCT vorstand. Er war 2014 in der Nähe des Sitzes der Genossenschaft erschossen worden. Er war einer jener, die ihr Engagement für eine Agrarreform und damit gegen die mächtigen Großgrundbesitzer mit dem Leben bezahlt haben. In den Philippinen sind nämlich 70 Prozent des landwirtschaftlichen Grundes im Besitz von einem Prozent der Familien.

Auch Oberschulen involviert

Am gestrigen Vormittag hatten Südtirols Oberschüler Gelegenheit, in die Rolle der Händler zu schlüpfen und konnten so einige Aspekte der globalen Wirtschaft, des internationalen Handels und deren Auswirkungen auf die Produzenten und Produzentinnen weltweit vertiefen. Experten wie Fleurance Laroppe, Vittorio Rinaldi, Alice Sinigaglia und Rudi Dalvai beleuchteten die internationale Wirtschaft und den fairen Handel als nachhaltiges Geschäftsmodell für Wirtschaft und Gesellschaft - am Nachmittag in Workshops und am Abend in Vorträgen. Am Abend war auch Landesrat Richard Theiner mit dabei.

Lang währende Zusammenarbeit

Südtirol war in den 80er Jahren die Heimat der ersten Weltläden (CMT Altromercato) auf italienischem Staatsgebiet, die sich zum Vertrieb vom Produkten aus fairem Handel verpflichtet haben. Das Konzept hat sich bewährt. So kam es, dass das Land Südtirol 2017 die Auszeichnung der internationalen World Fair Trade Organisation WFTO als Fair Trade Land erhielt.

Das Landesamt für Kabinettangelegenheiten fördert auch 2018 wieder Programme von CMT Altromercato. Insgesamt hat die Landesregierung in diesem Jahr über zwei Millionen Euro an Zuschüssen für 53 Projekte in 27 Ländern der Welt genehmigt.

"Der Erfolg der drei präsentierten Projekte auf den Philippinen, Paraguay und Ecuador zeigt, wie großer Weitblick zu nachhaltigeren Lösungen führt, um den kleinen Landwirten in diesen Ländern ein Auskommen zu ermöglichen", sagte Richard Theiner gestern. Zudem seien die Produkte aus dem fairen Handel meist gesünder, weil viele biologisch angebaut würden. "Ich muss sagen: Die Filmbeiträge sind mir wirklich nahegegangen", gestand Theiner.

Alle Projekte, die das Land bezuschusst und die zum Netzwerk WFTO gehören, folgen einer Reihe von Prinzipien, die den fairen Handel ausmachen. Wie der Präsident von CMT Altromercato, Rudi Dalvai, in seinem Vortrag erläuterte, sind dies: Arbeitschancen für Landwirte in benachteiligten Gebieten der Welt und ein faires Entgelt, Transparenz und Nachhaltigkeit im Verbrauch von natürlichen Ressourcen und Umweltschutz, keine Kinderarbeit, allgemeine Gleichstellung der Menschen, angemessene Arbeitsbedingungen, Weiterbildung und eine möglichst gute Vermarktung der Produkte.

CR

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