Lawinen

Was tun bei Lawinen?

Lawinen gehören zu den klassischen Gefahrenherden im Gebirge. Es sind vor allem heftige Schneefälle, die das Lawinenrisiko steigern. Einen stetig aktuellen Lawinenlagebericht liefert in Südtirol der Lawinenwarndienst – ein essentielles Instrument, das Leben retten kann. Ähnliches gilt für richtiges Verhalten im Falle von Lawinen. Hier kommen die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie kann man Siedlungen vor Lawinen schützen?

Zwar denkt man in Südtirol bei Lawinenunglücken zumeist an Freizeitunfälle, die verheerendsten Lawinenabgänge haben allerdings Siedlungen getroffen. Und auch für die Infrastruktur – für Verkehrswege, Stromleitungen oder Skilifte etwa – stellen Lawinen eine große Gefahr dar.

Deshalb wird in Südtirol aktiver Lawinenschutz betrieben, es werden also Maßnahmen getroffen, um das Abgehen von Lawinen zu verhindern und Schäden zu minimieren. Dazu gehört eine minutiöse Gefahrenzonen- und Notfallplanung, dazu gehören aber auch Aufforstungsprogramme oder künstliche Schutzbauten (Schneenetze, -rechen, Lawinenzäune, -barrieren), die die Landesagentur für Bevölkerungsschutz an gefährdeten Hängen errichtet.

Was wird bei akuter Lawinengefahr getan?

Die Lawinengefahr vor Ort schätzen die bestens ausgebildeten Lawinenkommissionen ein, die – falls die Gefahr akut wird – in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Land Südtirol auch Sofortschutzmaßnahmen treffen können. So können Straßen und Skigebiete zum Schutz der Bürger gesperrt, aber auch akut gefährdete Häuser evakuiert werden, bis die Gefahrenlage sich beruhigt hat. In jedem Fall gilt: Den Anweisungen der Behörden ist in jedem Fall Folge zu leisten – zum eigenen Schutz.

Wie schätze ich die Lawinengefahr ein?

Um selbst eine zuverlässige Einschätzung der Lawinenlage treffen zu können, sind viel Erfahrung und ebenso viel Know-how notwendig. Einen Überblick über die örtlich herrschende Lawinengefahr liefert in Südtirol der Lawinenwarndienst.

Dargestellt wird die Lawinengefahr mit Hilfe der europäischen Lawinengefahrenskala (Externer Link), die einen einfachen Überblick ermöglicht. Die Skala ist unterteilt in fünf Stufen, denen wiederum Farben und Zahlen zugeordnet sind. So bedeutet Stufe 1 (grün), dass Lawinenabgänge unwahrscheinlich sind. Stufe 2 (gelb) steht für mäßige Lawinengefahr: Lawinen sind nur bei großer Zusatzbelastung und an extremen Steilhängen zu erwarten. Erheblich ist die Lawinengefahr, wenn Warnstufe 3 (orange) ausgerufen wird. An steilen Hängen genügt hier schon eine geringe Belastung, um eine Lawine auslösen zu können. Bei Stufe 4 (rot) gehen Lawinen in großer Zahl schon bei wenig Zusatzbelastung ab, bei Stufe 5 (rot-schwarze Karos) sind große Lawinen auch in mäßig steilem Gelände möglich.

Klar ist: Lawinenwarnstufen können immer nur für ganze Gebiete gelten, vor Ort gilt es dann immer noch, sich selbst ein genaues Bild der Lage zu machen und lawinengefährdete Hänge zu meiden.

Ist ein Lawinenkurs nützlich?

Ja, sehr! Wer sich abseits der Piste bewegt – egal, ob Tourengeher, Variantenfahrer oder Freerider – sollte wissen, wie er sich im Falle eines Lawinenabgangs zu verhalten hat. Eine Lawinenschulung – etwa in den Südtiroler Lawinenübungscamps (Externer Link)sollte deshalb jeder hinter sich gebracht haben. In diesen Schulungen lernen Sie, Gefahrenlagen einzuschätzen, mit LVS-Gerät und Sonde umzugehen, Touren umsichtig zu planen und den Lawinenlagebericht richtig zu lesen und bekommt darüber hinaus auch noch die Grundlagen in Schnee- und Lawinenkunde vermittelt.

Was gehört zur Sicherheitsausrüstung in Sachen Lawinen?

Ohne essentielle Sicherheitsausrüstung sollten Sie nie abseits der Pisten in den Schnee gehen. Zur Ausrüstung gehören ein Lawinenairbag, ein Lawinenverschüttetensuchgerät (kurz: LVS-Gerät) (Externer Link), eine Lawinensonde, eine Lawinenschaufel, ein Erste-Hilfe-Set und ein Mobiltelefon, über das im Falle eines Falles ein Notruf abgesetzt und damit Hilfe angefordert werden kann. Grundsätzlich gilt zudem: Sagen Sie immer der Familie oder Bekannten möglichst genauestens Bescheid, wohin Sie Ihre Tour führt, damit notfalls gezielt nach Ihnen gesucht werden kann.

Was tun, wenn ich in eine Lawine gerate?

Die erste Reaktion bei einem Lawinenabgang ist immer der Versuch, seitlich aus der Lawine herauszufahren. Schaffen Sie dies nicht, sollten Sie versuchen, sich möglichst auf den abgehenden Schneemassen zu halten und nicht unter die Lawine gezogen zu werden. Dabei hilft, wenn irgendwie möglich, Skier und Stöcke abzustreifen, weil diese die Gefahr erhöhen, unter die Schneemassen zu geraten. Dieser wirkt auch der Airbag entgegen. Betätigen Sie dessen Reißleine, erhöht das den Auftrieb, es wird unwahrscheinlicher, dass Sie unter die Schneemassen geraten. Außerdem schützt das Luftkissen vor Verletzungen.

Werden Sie trotz aller Bemühungen vom Schnee verschüttet, erhöht eine Atemhöhle die Überlebenschancen. Eine solche schaffen Sie, indem Sie die Arme möglichst vors Gesicht halten. Solange Sie sich bewegen kann, sollten Sie zudem versuchen, sich möglichst selbst freizugraben.

Wie funktioniert eine effiziente Kameradenrettung aus einer Lawine?

Damit die Kameradenrettung erfolgreich sein kann, muss sie vor allem eines sein: schnell. Zeit ist der wichtigste Faktor bei einem Lawinenunglück, mit dem Verrinnen der Minuten sinkt auch die Überlebenschance eines Verschütteten. Beobachten Sie ein Lawinenunglück, sollten Sie sich möglichst den Punkt merken, an dem das Opfer unter den Schneemassen verschwunden ist. Danach gilt es als allererstes, die Rettungsdienste zu alarmieren.

Sobald die Lage ein Begehen des Lawinenkegels möglich macht, sollten Sie zudem selbst eine systematische Suche mit dem LVS-Gerät beginnen. Dabei gilt allerdings genauestens auf mögliche Nachlawinen zu achten. Kann der Verschüttete per LVS-Gerät geortet werden, sondieren Sie seine genaue Lage mit Hilfe der Lawinensonde, bevor Sie beginnen, ihn mit der Lawinenschaufel auszugraben. Danach sind bis zum Eintreffen der Bergretter die notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen zu treffen.