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Siedlungsabfälle: Südtirol italienweit im Spitzenfeld beim Recycling

Südtirol sammelt 70 Prozent der Siedlungsabfälle getrennt: Das geht aus den Daten im ISPRA-Bericht zu den Siedlungsabfällen 2023 hervor, der vor kurzem veröffentlicht wurde.

Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde alles, was kaputt oder nicht mehr brauchbar war, auf den verschiedenen Deponien im Land entsorgt. Heute werden in Südtirol rund 70 Prozent der Siedlungsabfälle getrennt gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt. Das zeigen die Zahlen, die die Höhere Anstalt für Umweltschutz und Forschung (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale) ISPRA nun veröffentlicht hat. Der "Rapporto Rifiuti Urbani 2023" (Bericht zu den Siedlungsabfällen) enthält die Daten des Jahres 2022 über das Aufkommen und die Behandlung von Siedlungs- und Sonderabfällen auf dem Staatsgebiet.

Mit der Wiederverwertungsrate von 70 Prozent erreicht Südtirol bereits jetzt die Vorgaben der Europäischen Union: Diese sehen vor, dass innerhalb des Jahres 2025 55 Prozent der Siedlungsabfälle und innerhalb 2035 65 Prozent der Siedlungsabfälle zu recyceln sind.

"Diese Daten machen deutlich, was Südtirol in den letzten 30 Jahren erreicht hat", sagt dazu der für Umweltschutz zuständige Landesrat Peter Brunner. Der Erfolg sei auf den Einsatz des Landes und der Gemeinden, aber auch auf die politischen Entscheidungen der letzten Jahre zurückzuführen. "Ohne die Bevölkerung, die vorbildlich recycelt, wäre diese Spitzenposition aber nicht möglich", so der Landesrat. "In Südtirol ist früher als in anderen Regionen mit der Einführung der Abfalltrennung, der Recyclinghöfe und der individuellen Müllgebühren begonnen worden. Von der Ende der 1970er Jahre noch üblichen, unkontrollierten Deponiebewirtschaftung hat sich Südtirols Abfallwirtschaft hin zu einem effizienten integrierten System entwickelt", erklärt der Landesrat. "Die Eckpfeiler des aktuellen Systems lauten: Vermeidung, Wiederverwendung, Wiederverwertung, energetische Inwertsetzung und nur als letzte Option die Deponierung."

Landesnetz von kontrollierten Recyclinghöfen

Der erste Recyclinghof in Südtirol für die getrennte Sammlung von Papier, Karton, Plastik, Glas usw. wurde 1991/92 in Terlan eingerichtet. Heute sind auf Landesebene 88 Recyclinghöfe in Betrieb. Damit wird jeder Landesteil bedient. "Dies ermöglicht ein hohes Niveau bei der Mülltrennung sowohl in Bezug auf die Mengen als auch auf die Qualität der getrennten Fraktionen", erklärt Flavio Ruffini, Direktor der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz. "Die neuesten Daten im Bericht 2023 zeigen, dass von den 264.500 Tonnen Siedlungsabfällen nur etwa 4.000 Tonnen in Abfallzentren außerhalb des Landes exportiert werden." Dabei handle es sich um organische Abfälle, die einzelne Bezirksgemeinschaften aufgrund bestehender vertraglicher Verpflichtungen für die Aufbereitung an Zentren außerhalb Südtirols transportieren. "Nach Auslaufen der Verträge werden diese Abfälle künftig in der Biomüllvergärungsanlage in Lana behandelt", fährt Ruffini fort. "Der Ausbau dieser Anlage wurde im Jahr 2021 abgeschlossen. Damit können in absehbarer Zeit die Kreisläufe der sensibelsten Fraktionen, das heißt, des Restmülls und der organischen Abfälle, innerhalb des Landes geschlossen werden."

Müllgebühr als Anreiz für die getrennte Sammlung

Der ISPRA-Bericht zeigt weiters, wie auch die Müllgebühr einen Anreiz für einen nachhaltigen Umgang mit Abfällen und insbesondere für die getrennte Abfallsammlung darstellt. "Südtirol hat auch in diesem Bereich Pionierarbeit geleistet. So hat die mengenbezogene Müllgebühr ihren Ursprung in Plaus, Tiers und Sand in Taufers und wurde ab 1995 schrittweise auf das gesamte Land ausgedehnt", berichtet Giulio Angelucci, Direktor des Landesamtes für Abfallwirtschaft der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz. "Damals waren Gemeinden wie Plaus und später Meran Visionäre, weil sie erstmals das Verursacherprinzip einführten." Auch wenn dieses System einzelne Schwächen aufweise, ändere es doch den Umgang der Bürgerinnen und Bürger mit dem Abfall, fördere die Eigenverantwortung und führe in der Folge zu einer nachhaltigeren Abfallsammlung.

Was die zukünftige Entwicklung betrifft, betont der Amtsdirektor: "Wir müssen uns weiter bemühen und uns verbessern. In naher Zukunft wird ISPRA die Methodik zur Datenerhebung anpassen und neben den Daten zu den Mengen auch neue Parameter zur Reinheit der gesammelten Fraktionen erheben. Nur die Kombination der beiden Werte lässt Aussagen darüber zu, ob die getrennt gesammelten Fraktionen effektiv recycelt werden können." Die von Land und Gemeinden getätigten Investitionen seien aber eine gute Basis, dass das Recycling auch in Zukunft nicht nur mengenmäßig, sondern auch qualitativ auf einem hohen Niveau erfolgen kann. Darüber hinaus, so Angelucci, wirkt sich dies auch positiv auf die anfallenden Kosten aus: Während in Trient laut ISPRA durchschnittlich jährlich 172,3 Euro pro Kopf anfallen, sind es in Bozen jährlich 142,5 Euro pro Kopf.

Der ISPRA-Bericht zu den Siedlungsabfällen 2023 ist online verfügbar.


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LPA/red/mpi