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Forschung im Mittelpunkt des Südtiroler Museumstags 2023

Über die Rolle der Forschung im Museum, ihre Dynamik und Entwicklung diskutierten anhand von Fachvorträgen am gestrigen Museumstag in der Festung Franzensfeste rund 80 Museumsfachleute.

Welche Rolle spielt die Forschung in Museen? Wie hat sich die Museumsforschung in den vergangenen Jahren parallel zum Wandel der Museen selbst und zur "digitalen Revolution" verändert und wie kann sie in einen Dialog mit der Gesellschaft treten? Welche Auswirkungen hat sie auf die Aktivitäten der Museen, die sich an die Öffentlichkeit richten? Wie können auch kleine Museen effektiv forschen und Wissen vermitteln? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des 16. Südtiroler Museumstages, zu dem gestern (23. November) rund 80 Museumsfachleute aus ganz Südtirol ins Landesmuseum Festung Franzensfeste gekommen sind. Organisiert wurde die diesjährige Fachtagung unter dem Titel "Forschung im Museum" vom Landesamt für Museen und museale Forschung, dem Betrieb Landesmuseen und dem Südtiroler Museumsverband, die sich alle drei der Förderung der Museumsforschung verschrieben haben.

Wichtige Impulse erhielten die Teilnehmenden in der Hauptsitzung des Symposiums am Vormittag von hochkarätigen Referenten: Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin, die auch die inhaltliche Konzeption des Symposiums übernommen hatte, und Kathrin Grotz, stellvertretende Direktorin desselben Instituts, Alessio Bertolli, stellvertretender Direktor und Forschungsleiter des Museo Civico di Rovereto, sowie Karen Ellwanger, Ethnologin, Expertin für Heimatmuseen und Professorin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. 

"Forschung auf vielfältige Weise unterstützen"

"Das hohe Niveau der Tagung zeigt, dass der Bedarf, aber auch das Interesse, das Thema Museumsforschung professionell zu bearbeiten, in Südtirol wächst. Die Forschung ist eine der Kernaufgaben der Institution Museum und bildet die Grundlage für viele weitere Aktivitäten, von der Pflege der Sammlungen bis hin zur Organisation von Ausstellungen und Vermittlungsangeboten. Die Forschung ermöglicht es den Museen, durch die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart wertvolles Wissen für die Zukunft zu vermitteln. Daher ist es dem Land seit langem ein Anliegen, die Forschung auf vielfältige Weise zu unterstützen", unterstrich der auch für die Museen zuständige Direktor des Ressorts Europa, Innovation, Forschung und Kommunikation, Ulrich Stofner, der den Landeshauptmann und Museumslandesrat Arno Kompatscher bei der Veranstaltung vertrat. 

Wissen dank digitaler Revolution zugänglicher

In ihrem ausführlichen Eröffnungsvortrag machten Patricia Rahemipour und Kathrin Grotz deutlich, wie sich die Bedeutung der Forschung in Museen verändere, da das Internet und digitale Medien die Art und Weise veränderten, wie Wissen abgerufen und geteilt wird - Wissen sei weniger hierarchisch, demokratischer und nutzbarer geworden. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, die Forschungsaktivitäten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und diese durch partizipative Ansätze wie Citizen Science oder Co-Kuratieren aktiv einzubeziehen. Dadurch würde ein Wissensaustausch in Gang gesetzt und die Glaubwürdigkeit und Relevanz des Museums als Institution, die auf die Bedürfnisse der Gesellschaft eingeht, werde gestärkt.

Anhand der Erfahrungen der botanischen Abteilung des Museo Civico di Rovereto veranschaulichte Alessio Bertolli die potentiell positiven Auswirkungen der Forschung auf die verschiedenen Interessensbereiche eines Museums: vom Schutz über die Sammlungen und die Verbreitung bis hin zur Bildung und der Einbeziehung der Bürger und Bürgerinnen. In diesem Sinne, so Bertolli, könnten Forschungsprojekte zu echten Pilotprojekten werden, zu "Leuchttürmen", die den Weg zu den Zielen der Institution Museum weisen.

Regionalmuseen vermitteln Wissen implizit

Der Vortrag von Karen Ellwanger, der dritten und letzten Referentin des Südtiroler Museumstags, war den kleinen Regionalmuseen gewidmet. Oft sehr lebendig, aber nicht für systematische Forschung ausgestattet, produzierten und vermittelten diese Museen Wissen oft implizit, so Ellwanger. Ihre Überlegungen konzentrierten sich darauf, wie diese spezifischen impliziten Wissensformate und ihre Auswirkungen in die Museumspraxis integriert werden können, indem Strategien zu ihrer Valorisierung aktiviert werden und auch kleine Museen sich ihres Potenzials für die Forschung bewusst werden, wenn auch auf informelle Weise.

Der Südtiroler Museumstag 2023 endete am Nachmittag mit einer Reihe von Workshops, in denen sich die Südtiroler Museumsfachleute anhand konkreter Fallbeispiele und durch den Vergleich von Perspektiven und Erfahrungen gemeinsam mit einigen Herausforderungen der Museumsforschung auseinandersetzen konnten. Das vollständige Programm des 16. Südtiroler Museumstages ist unter www.provinz.bz.it/museen abrufbar.


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LPA/red/jw