Kulturgüter in Südtirol

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TABÙ (Version 1)

Einzel-Edition

Site specific-Installation mit verschiedenformatigen Wandstickers aus Vinyl von bekannten italienischen Markenzeichen und Firmenlogos für Kaffee, Schokolade, versch. Süßigkeiten, etc.

Mit dieser Installation und dem Video "MALÙ - Lo stereotipo della Venere Nera in Italia [censored]" (Inv. Nr. Museion 2372) gewannen Invernomuto und Verena Dengler ex aequo die erste Ausgabe des Museion Preises für junge KünstlerInnen (Museion Prize 1). Die beiden Werke von Invernomuto wurden in die Sammlung Museion aufgenommen.

Objektbezeichnung:
Installation
Inventarnummer:
2373
Hersteller:
Invernomuto
Sammlung:
Sammlung Museion
Datierung:
2016
Material:
Kunststofffolie
Technik:
ausgeschnitten, geklebt
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
variable Maße
Historische-kritische Angaben:
"STEREOTYPEN UND TABUS
Seit 2003 arbeiten Simone Bertuzzi und Simone Trabucchi als Künstlerkollektiv unter dem Namen Invernomuto zusammen. Zu ihren Ausdrucksmitteln zählen in erster Linie bewegte Bilder mit Ton, aber auch bildhauerische Werke, Publikationen und Performances.
Für den Museion Prize 1 wurden zwei Werke des Künstlerduos ausgewählt, die sich jeweils kritisch mit Stereotypen bzw. mit Identitätsmodellen und ihrer Darstellung auseinandersetzen: Der Video-Essay MALÙ – Lo Stereotipo della Venere Nera in Italia [censored] (2015) beschäftigt sich eingehend mit der Entwicklung des Körperbilds dunkelhäutiger Frauen in der italienischen Gesellschaft von der Kolonialzeit bis in die Moderne. Die zweite Arbeit, TABÙ von 2016, zeigt lasergeschnittene Vinyl-Icons und -Logos bekannter italienischer Marken, die beabsichtigt oder unbeabsichtigt Ethno-Marketing betreiben.
Auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Erkundung der italienischen Geschichte beschäftigen sich die Arbeiten von Invernomuto mit der Frage, wie sich kulturelle Identität und mehrdeutige Beziehungen mit dem Anderen entwickelten.
Diese Frage ist in Beziehung gesetzt zur kolonialen Vergangenheit des Landes und den ausgeprägten Stereotypen, wie sie die populären, vom Konsumdenken geprägten und von den Medien ausgeschlachteten Überbleibsel exotischer Faszination ins Leben riefen. Diese Stereotypen sind immer noch allgegenwärtig mit sämtlichen Herausforderungen, die das noch unbewältigte Problem der Globalisierung aufwirft. Zu den von den Künstlern thematisierten Problemen zählen die digitale Revolution, die zunehmende Bedeutung von Finanzaktivitäten innerhalb des ökonomischen Systems und dessen selbst verschuldete Rezessionen, die Ausweitung und Radikalisierung nationalistischer, terroristischer und im Zusammenhang mit Migration stehender Erscheinungen sowie die Risiken der aktuellen Klima- und Umweltsituation, die im Kontext globaler Ungleichheit zwischen Nord und Süd zu sehen ist.
MALÙ – Lo Stereotipo della Venere Nera in Italia [censored] nimmt Bezug auf drei verschiedene Stereotypen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen: auf die Faszination der Europäer durch Sarah („Saartje“) Baartman, die sogenannte „Hottentottenvenus“; auf den Einsatz im italienischen Kino der 1960er- und 1970er-Jahre von Fotografien, die Abessinierinnen zeigen sowie in Werbekampagnen der 1980er-Jahre; und schließlich auf den Medien-Hype in Zusammenhang mit der Affäre des ehemaligen Ministerpräsidenten Berlusconi mit dem Escortgirl Ruby Rubacuori. MALÙ – Lo Stereotipo della Venere Nera in Italia [censored] basiert auf einer Montage von Fotografien abessinischer Frauen, die im Auftrag des filmpädagogischen Istituto LUCE (L’Unione Cinematografica Educativa) zusammengetragen wurden: sie bestehen aus Fotos aus der Zeit des faschistischen Regimes (1920er Jahre), aus typischer Kinowerbung der 1980er-Jahre und aus Material aus dem pseudodokumentarischen Filmgenre der sog. Mondo-Filme; diese vermischten seit den 1960er-Jahren Realität und Fiktion und bildeten die Grundlage für das „Blaxploitation“-Filmgenre der 1970er-Jahre. Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellten – sowohl was die serielle Erzählweise betraf als auch ihre Wirkung auf die öffentliche Fantasie – die erotisch enthemmte Serie der Emmanuelle-Filme dar.
Heute ist der ausgelöschte Körper in der kollektiven Geschichte der schwarzen Frau – jenes Thema, mit dem sich Invernomuto in diesen Arbeiten intensiv befasst – weiterhin Gegenstand eines neu konzipierten Narrativs, das objektive Realität an die Stelle des kollektiven Stereotyps zu setzten sucht.
Das Werk TABÙ führt diesen Diskurs fort, indem es durch Klassifizierung und Vergleich der oben angesprochenen italienischen Markenzeichen und Firmenlogos, die beispielsweise für Kaffee, Schokolade oder Süßigkeiten eindeutig rassistische und sexistische Erzählstrategien eines Ethno-Marketings entwickelten. Diese vereinfachen hartnäckig die historische Realität und die psychologische Wirklichkeit der gezeigten Personen. TABÙ trägt Darstellungen der schwarzen bzw. afrikanischen Altérité zusammen: Gesichter, Masken, die ihres Kontexts bzw. ihrer Marken­identität beraubt sind."
(Beatrix Ruf, "STEREOTYPEN UND TABUS" in: Museion Prize 1 - Kunstwerke von Invernomuto, Julia Frank, Sonia Kacem, Verena Dengler, Museion, Bozen 2016, S. 58-61)

 

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