Archivale des Monats

„Da begann es nachmittags in großen Flocken zu schneien und es schneite bis tief in die Nacht hinein“ – Allerheiligen 1919 am Soldatenfriedhof in Meran

Sammlung Franz Haller, Nr. 305

Bereits im September 1914 trafen in Meran die ersten verwundeten österreichisch-ungarischen Soldaten ein, die von verschiedenen Kriegsschauplätzen nach Meran gebracht und in Hotels und Pensionen einquartiert wurden. Wegen der schon bald massiv ansteigenden Zahl der Verwundeten wurde es aber bald unumgänglich, mehrere Spitäler einzurichten, wofür Schulen oder Hotels umgewidmet wurden. Viele der dort untergebrachten Soldaten starben nicht nur an ihren Verletzungen, sondern auch an Infektionskrankheiten. Ab dem Spätherbst 1914 wurden die in den Spitälern verstorbenen Soldaten, die aus verschiedenen Teilen der Monarchie stammten und verschiedenen Religionen und Konfessionen angehörten, auf einem eigens ausgewiesenen Teil des städtischen Friedhofes von Meran bestattet. Jene Soldaten, die in den Spitälern in der Gemeinde Mais verstarben, wurden auf dem Maiser Soldatenfriedhof beerdigt.

Da im Kommunalfriedhof von Meran schon bald Platzmangel herrschte, wurde 1917 die Schaffung eines gesonderten Soldatenfriedhofes beschlossen. Auf dem dafür angekauften Grundstück wurde ab dem Frühjahr 1918 der österreichisch-ungarische Soldatenfriedhof errichtet, der auch die auf dem kommunalen Friedhof bestatteten Soldaten aufnehmen sollte. Bereits Mitte des Jahres 1919 waren viele der Inschriften auf den Grabkreuzen fast unleserlich geworden und mussten renoviert werden. In lobenden Worten schreibt die Meraner Zeitung am 4. November 1919: „Die Erinnerungskreuze auf den beiden Soldatenfriedhöfen der Stadt waren ausnahmslos alle renoviert und mit neuen Inschriften versehen worden; auch auf den Hügelbeeten hatte die Stadtgemeinde blühende Blumen einpflanzen lassen. Ein Obelisk mit einem Lorbeerkranz trägt die Widmung: ‚Den Opfern der Pflicht treu ehrendes Angedenken. 1914–1918.“

Viel zu früh brach an Allerheiligen 1919 der Winter herein: „Der Allerheiligentag hatte trüb und kalt eingesetzt, als hätten wir Mitte Dezember“, schreibt die Meraner Zeitung und erwähnt dabei auch, dass „der Mangel an Brennmaterial sich in vielen Familien fühlbar macht“; […] „Da begann es nachmittags in großen Flocken zu schneien und es schneite bis tief in die Nacht hinein“.

Die düstere Stimmung dieses Tage vermittelt eine Aufnahme von Franz Haller, der den Meraner Soldatenfriedhof zu Allerheiligen 1919 fotografierte: Schneebedeckte Soldatengräber, die an einen Krieg gemahnten, der vieles verändert hatte und der im November 1919 gerade erst ein Jahr vorüber war.

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