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Südtiroler Arbeitsmarkt: Stillstand, leichte Verschlechterung

LPA - "Zum ersten Mal seit zehn Jahren", erklärte Landesrat Bizzo bei der heutigen (25. Oktober) Vorstellung des Arbeitsmarktberichtes Südtirol 2012, "liegen Ergebnisse vor, die nicht so rosig sind. Zwar steht Südtirol im europäischen Vergleich immer noch gut da, aber wir sind besorgt. Die Landesregierung wird alles unternehmen, um Arbeitsplätze zu erhalten und die Zukunft der Jugendlichen zu sichern."

Arbeitsmarktbericht Südtirol 2012 vorgestellt (v.li.): Abteilungsdirektor Sinn, LR Bizzo, Amtsdirektor Luther.

"Besorgniserregend", führte Landesrat Roberto Bizzo aus, "ist die Situation vor allem im Bausektor und bei den Transporten: Der Bausektor ist der in Südtirol am stärksten erschütterte, und das Transportwesen leidet unter dem Rückgang der Gütertransporte." Bei der Analyse der drei Kategorien Unter-Dreißigjährige, Frauen und Über-Fünfzigjährige stellte Landesrat Bizzo fest: "Was die ersten beiden Gruppen betrifft, können die Ergebnisse als positiv bezeichnet werden. Bei den Über-Fünfzigjährigen stellt sich die Situation kritischer dar, vor allem, wenn sie weniger qualifiziert sind." In den vergangenen vier Jahren hat sich die Zahl der arbeitslosen Personen über 50 Jahren von 989 im Jahr 2008 auf 1968 im heurigen Jahr verdoppelt.

Die Arbeitslosenquote allgemein hielt sich in den vergangenen Jahren durchwegs auf einem sehr niedrigen Niveau, ist in etwa gleich geblieben und erst kürzlich als Folge der Wirtschaftskrise gestiegen, voraussichtlich wird sie die in nächster Zeit Vier-Prozent-Marke erreichen. "Der Südtiroler Arbeitsmarkt schwächelt", unterstrich denn auch Helmuth Sinn, Direktor der Landesabteilung Arbeit, "die Lage steht still, hat sich nur leicht verschlechtert. Südtirol ist von der Krise im Jahr 2009 nur gestreift worden, Mitte 2010 bis Mitte 2011 war eine kurze Erholungsphase zu verzeichnen, ab September 2011 schlug die nächste Krise mit größerer Breitenwirkung auf den Südtiroler Arbeitsmarkt nieder." Als positiv sei zu vermerken, dass die Erwerbstätigkeit mit 76 Prozent in Südtirol recht hoch sei und eine hohe Frauenerwerbsbeteiligung vorliege: 67,8 Prozent der Frauen arbeiten und 84 Prozent der Männer. "Damit", sagte Sinn, "haben wir das Ziel Europa 2020 schon erreicht." Nicht alle Bereiche des Arbeitsmarktes entwickeln sich gleich, legte der Abteilungsleiter dar: "Der Motor ist immer noch das Gastgewerbe, Zuwächse sind auch im verarbeitenden Gewerbe, im Handel und in anderen Dienstleistungen zu verzeichnen. Negativ hingegen ist die Entwicklung neben Bauwesen und Transport bei den Banken und in der öffentlichen Verwaltung und - und das ist neu - im Bildungsbereich." Aber: "Südtirol steht im nationalen wie im internationalen Vergleich gut da", schloss Sinn.

Stefan Luther, Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung, ging unter anderem auf Details im Tertiärsektor ein, in dem, wie er betonte, die Arbeitnehmer "recht gut dastehen". Sehr gut sei die Lage im Gastgewerbe mit Hotels und Restaurants. Im Bereich Dienstleistungen wies der Amtsdirektor auf die Entwicklungen in drei Bereichen hin: Im Bankenbereich hat der Schrumpfungsprozess 2008 begonnen; im Transportwesen hat sich der Straßengütertransport negativ entwickelt; im Bereich Information und Kommunikation ist die Situation stabil, im Unterbereich Informatik sogar außerordentlich positiv und sehr dynamisch.

Die Ausländer, ging Abteilungsleiter Sinn auf die Zahlen ein, seien aus dem Südtiroler Arbeitsmarkt nicht mehr wegzudenken: derzeit stammen 17 Prozent der abhängig Beschäftigten aus Nicht-EU-Ländern.

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Zeitraum 2008 bis 2012 nahm Sinn unter die Lupe: "Vorher", hob er hervor, "war der Südtiroler Arbeitsmarkt ausgesprochen günstig, seit 2011 sind die Zahlen wieder leicht angestiegen, derzeit stehen 2003 in der Mobilitätsliste - eine Zahl, die noch nie erreicht wurde."" Die Arbeitslosigkeit der Unter-Dreißigjährigen, führte Amtsdirektor Luther aus, sie nicht das große Problem und liege bei sieben Prozent, festzustellen sei ein wesentlich intensiveres Auf und Ab als bei der Arbeitslosenquote allgemein. Da aber Stichproben bei kleineren Gruppen durchgeführt würden, sollten diese Schwankungen nicht überinterpretiert werden. Man müsse, schloss Luther, die Jugendarbeitslosigkeit längerfristig betrachten, eine Tendenz sei schwierig abzulesen; insgesamt stelle sich jungen Arbeitssuchenden die Situation als nicht mehr so rosig dar, die Dauer der Suche habe zugenommen.

mac

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