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Hochwertige Arbeitsplätze schaffen, Arbeitslose effizient vermitteln

Knapp 8000 Menschen sind in Südtirol derzeit arbeitslos und das Beschäftigungswachstum ist erstmals fast gänzlich zum Stillstand gekommen. Darauf reagiert die Landesregierung und hat heute (5. November) die Grundlagen ihrer Beschäftigungspolitik definiert sowie die öffentliche Arbeitsvermittlung neu geregelt.

LPA

"Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist nicht katastrophal, aber wir wollen früh genug Maßnahmen ergreifen, damit sie sich nicht verschlechtert", so Landeshauptmann Luis Durnwalder nach der Sitzung der Landesregierung. Die Experten der Landesverwaltung haben der Landesregierung heute die Beschäftigungssituation im Detail erläutert und Maßnahmen vorgeschlagen, die den Südtiroler Arbeitsmarkt zukunftssicher machen sollen.

Derzeit sind in Südtirol etwa 7700 Menschen ohne Arbeit. 4023 davon sind Saisonarbeitslose, Frauen in Mutterschaft und Invaliden, während 3717 sofort eine Arbeit übernehmen könnten. Gerade die Anzahl dieser so genannten „Job-ready"-Arbeitslosen ist im Vergleich zum vergangenen Jahr stark, nämlich um 26 Prozent, angestiegen. Ebenfalls auffällig ist, dass die Zahl der älteren Arbeitssuchenden jene der jüngeren erstmals übersteigt. Ein weiteres Novum ist die Tatsache, dass mit 0,1 Prozent Beschäftigungswachstum erstmals seit Aufzeichnung der Daten ein De-facto-Stillstand zu beobachten ist. Wie Landeshauptmann Durnwalder mitteilte, gibt es auf der anderen Seite auch über 8800 frei Stellen, so dass in der Theorie eigentlich alle Arbeitslose potenziell einen Arbeitsplatz finden könnten. Deshalb gehe es nun darum, das Angebot und die Nachfrage besser aufeinander abzustimmen.

Die Landesregierung stellt ihre Beschäftigungspolitik künftig auf zwei Säulen: Die Schaffung von hochwertigen Arbeitsplätzen und die efiziente Vermittlung von Arbeitssuchenden. Auf der einen Seite sollen hochwertige Arbeitsplätze geschaffen, die Kompetenzen der Erwerbspersonen über Weiterbildungs-, Bildungs- und Beratungsangebote erhöht und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt werden. Dies, so Landeshauptmann Durnwalder, soll über Investitionen in Forschung und Entwicklung, den Export, steuerliche Anreize und eine effiziente Verwaltung gelingen. Besonders das Defizit bei hochwertigen Arbeitsplätzen soll damit kompensiert werden. Wie der Landeshauptmann ausführte, habe Südtirol gerade in diesem Bereich Aufholbedarf: „In Südtirol gibt es 534 Forscher und Wissenschaftler, im Trentino 1341 und im Bundesland Tirol gar 2920. 600 der 2920 Forscher in Tirol sind Südtiroler. Wenn die entsprechenden Arbeitsplätze in Südtirol geschaffen werden, dann könnten diese Menschen auch hierzulande arbeiten." In diesem Zusammenhang verwies Durnwalder auf die Bedeutung des Technologieparkes, der in Bozen Süd entstehen soll: „Nach vorsichtigen Schätzungen schafft der Technologiepark in 15 Jahren 3500 Arbeitsplätze, optimistische Schätzungen gehen sogar von 8500 Arbeitsplätzen aus."

Damit die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze sobald wie möglich konkret angegangen werden kann, hat die Landesregierung heute auch beschlossen, den Mehrjahresplan für die Beschäftigungspolitik nicht erst wie vorgesehen mit Anfang 2014 zu erneuern, sondern ihn bereits in den kommenden Monaten ausarbeiten zu lassen.

Säule zwei der Beschäftigungspolitik ist die Arbeitsvermittlung. Damit in Zukunft arbeitslose Menschen effizienter wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden können, hat die Landesregierung heute die neue Regelung zur öffentlichen Arbeitsvermittlung genehmigt. „Damit wollen wir auf der einen Seite die Wiedereingliederung erleichtern und auf der anderen Seite die Inanspruchnahme von finanziellen Leistungen durch Arbeitslose an deren Bereitschaft koppeln, eine neue Arbeit zu finden", so Landeshauptmann Durnwalder.

Die Vermittelbarkeit von Arbeitslosen soll erhöht werden, indem der Arbeitssuchende Weiterbildungsangebote in Anspruch nehmen muss, bereit sein muss, eine Arbeit anzunehmen, die mit seiner beruflichen Qualifikation vereinbar ist, aber dieser nicht entsprechen muss. Außerdem müssen Arbeitslose künftig auch Beschäftigungsangebote annehmen, bei denen sie bis zu 25 Prozent weniger verdienen, als bei ihrer vorherigen Arbeit. Schließlich müssen Arbeitslose in Zukunft in den ersten drei Monaten bereit sein, einen Arbeitsplatz anzunehmen, der im Umkreis von 50 Kilometer zum Wohnort liegt, oder in 80 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Nach Ablauf der drei Monate sieht die neue Regelung vor, dass ein Arbeitsangebot in ganz Südtirol zumutbar ist, falls der Betrieb eine Unterkunft bietet.

Grundsätzlich müssen sich Arbeitslose zur Anerkennung des Arbeitslosenstatus künftig beim Landesarbeitsservice melden und ihre unmittelbare Bereitschaft zur Arbeitssuche erklären. Der Landesarbeitsservice schließt dann mit dem Arbeitslosen eine Leistungsvereinbarung ab, die unter anderem die Verpflichtung enthält, dass sich die arbeitslose Person an die vereinbarten Maßnahmen hält und aktiv nach Arbeit sucht. Diese Leistungsvereinbarung wird außerdem mit einem individuellen Aktionsplan ergänzt, der die Maßnahmen zur aktiven Arbeitssuche enthält.

Wie Landeshauptmann Durnwalder erklärte, seien die heute getroffenen Entscheidungen die ersten Schritte zur Stärkung des Arbeitsmarktes. Weitere konkrete Maßnahmen folgen mit der der Ausarbeitung des Mehrjahresplanes zur Beschäftigungspolitik, die im Frühjahr 2013 abgeschlossen sein soll.

ohn

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Beschlüsse der Landesregierung vom 05.10.2012

Landeshauptmann Durnwalder über die Maßnahmen für einen verbesserten Arbeitsmarkt

Landeshauptmann Durnwalder über die Maßnahmen für einen verbesserten Arbeitsmarkt