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Zeit, sich besser kennen zu lernen

Aus einer Reihe von Fragen, die auch ein wenig provozieren wollen (zwei Beispiele: „Was wissen die italienischsprachigen Südtiroler über die Tätigkeit des Südtiroler Kulturinstituts oder der Urania?“ „Was wissen die deutschsprachigen Südtiroler über die Tätigkeit des Circolo La Comune oder des UPAD?“) ist auf Initiative des Amts für Zweisprachigkeit und Fremdsprachen eine Reihe von Begegnungen mit dem programmatischen Titel „Zeit, sich besser kennen zu lernen – è ora di conoscersi meglio“ entstanden.
Nachdem die fünf Bereiche ausgewählt waren, denen die besondere Aufmerksamkeit gelten sollte (Freizeit / Kultur /Soziales / Fortbildung / Printmedien), ist die Aktion mit einer Mischung aus Neugier und vernunftbedingter Skepsis gestartet worden. Inzwischen hat sie lobende Kommentare von den direkt Interessierten und einen erfreulichen Erfolg beim Publikum eingefahren.
Die Begegnungen (von denen jede an einem anderen Ort stattfand – auch dies eine Möglichkeit, um die eigene Umgebung besser kennen zu lernen ...) folgten einem einfachen und wirkungsvollen Strickmuster:
•    der Leiter der jeweils eingeladenen Institutionen stellte sich selbst und seine Organisation vor, indem er die Sprache des „anderen“ benutzte (Überraschungen hinsichtlich nicht vermuteter Sprachbeherrschung inbegriffen ...);
•    die Fragen aus dem Publikum (in beiden Sprachen) haben zur Vertiefung des Themas beigetragen, die etwas naiveren (Warum tun sich Rotes Kreuz und Weißes Kreuz nicht zusammen?) und auch die spitzbübischen (Warum haben viele Bergwanderwege keine zweisprachigen Bezeichnungen?) haben die Diskussion belebt;
•    jeweils eine Woche nach einer Begegnung erschien eine zusammenfassende „Identitätskarte“ aus der Einführung in den bekanntesten Tageszeitungen: in den Dolomiten die Beschreibung der italienischen Organisation, im Alto Adige die der deutschen Organisation, sodass auf diese Weise auch das breite Publikum der Abonnenten und der Gelegenheitsleser erreicht wurde.
Für die Web-Begeisterten beherbergte ein Forum einen Chat mit Meinungsaustausch über diese, von den traditionellen Medien vielleicht etwas vernachlässigten Themen.
Im Einzelnen trafen bei den Begegnungen aufeinander (in einem Fall zum ersten Mal!) Mauro Fattor und Toni Ebner (Chefredakteure von Alto Adige und Dolomiten) – Sandro Forcato (Präsident des Circolo La Comune) und Peter Silbernagl (Direktor des Südtiroler Kulturinstituts) – Elena D’Addio (Direktorin des UPAD) und Oswald Rogger (Präsident der VHS) – Giorgio Pasetto (Vizekommissär CRI, Comitato Alto Adige) und Georg Rammlmair (Präsident des Weißen Kreuzes) – Franco Capraro und Luis Vonmetz (Präsidenten des CAI Alto Adige und des AVS).
Allgemeine Schlussfolgerungen aus dieser Begegnungsreihe ziehen zu wollen, wäre vielleicht etwas gewagt: Die Analogien sind aber womöglich doch stärker als die Differenzen: gleiche Aufgabenbereiche und gleiche Zielvorstellungen bei UPAD und VHS, zum Beispiel – es ändert sich natürlich immer die Sprache der Beteiligten (auch wenn das Englische sich immer mehr durchsetzt, vor allem in der Informatik, einem von beiden Seiten stark belegten Feld) – analoge Tätigkeiten bei CRI und Weißem Kreuz, aber in unterschiedlichen Einsatzbereichen (das Weiße Kreuz ist stärker an das Landesterritorium gebunden). Der Circolo la Comune und das Südtiroler Kulturinstitut bieten ihrem Publikum beide ein „Importprodukt“, auch wenn die Geschichte der beiden Vereinigungen vollkommen unterschiedlich ist, sehr geprägt durch die Figur des „Forcato“ und die siebziger Jahre die des Circolo, eher institutionell bestimmt die des Kulturinstituts.
Man kann vielleicht folgern, dass es eben die Geschichte ist, die den starken Unterschied ausmacht zwischen den Vereinigungen und Institutionen auf beiden Seiten, deren Ziele und Tätigkeitsbereiche sich gleichen; eine neuere Geschichte nämlich, die den Dolomiten das Erscheinen versagte oder Konferenzen der Urania verbot, ebenso wie deutschsprachige Theateraufführungen, und die versuchte, glorreiche Institutionen der Alpen zu unterdrücken.
Die Tatsache, dass nicht nur die heutige Tätigkeit, sondern auch die Wurzen und Traditionen der Vergangenheit untersucht wurden, hat nicht wenig dazu beigetragen, dass die Gäste dieser Begegnungsreihe die Gelegenheit hatten, „sich besser kennen zu lernen – di conoscersi meglio“.

Datum: 19.03.2003 - 14.05.2003

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