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Obstgärten: Produktionsstätten, Bedeutungsträger, Kulturdenkmale. Das Brixner Pomarium im geschichtlichen und gartenbaulichen Kontext. Fachtagung in Brixen Cusanus Akademie vom 29.-31. Oktober 2015
Tagung veranstaltet von der Abteilung Denkmalpflege/Amt für Bau- und Kunstdenkmäler der Autonomen Provinz Bozen Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Institut für Landschaftsarchitektur der TU Dresden und dem Küchengarten-Netzwerk. Schirmherrschaft: Stadtgemeinde Brixen
Gartenhistorische Forschung und gartendenkmalpflegerische Bemühungen galten bisher vorwiegend künstlerischen Leistungen auf dem Feld der Gartenkultur vergangener Zeiten. Doch mehr und mehr finden auch andere Aspekte der Gartengeschichte Beachtung. So ist - sicher auch gefördert durch aktuelle Bestrebungen zu nachhaltiger Lebensmittelproduktion - eine Renaissance der Küchengärten und speziell der der Obstkultur gewidmeten Anlagen zu beobachten. Sie waren Jahrhunderte lang notwendiger Bestandteil des idealtypischen vollständigen Haushalts und ein Mittel sozialer Distinktion.
Mit dem Pomarium der Fürstbischöflichen Residenz in Brixen ist ein Obst-Baumgarten mit außerordentlich weit zurück zu verfolgender Geschichte bis heute erhalten und in gleicher Form bewirtschaftet geblieben. Seit 1268 archivalisch und seit der frühen Neuzeit bildlich als ummauerter Obstgarten bezeugt, mit Pavillons, einem Gartenhaus mit Festsaal und einem Gewächshaus ausgestattet, vereinte er Obstproduktion und höfische Aufenthaltsfunktionen. Die gartenhistorische Bedeutung des Obstbaumgartens als Teil eines autarken Gartenkunstwerks liegt im räumlichen und baulichen Zusammenhang mit dem Gesamtensemble der Fürstbischöflichen Hofburg und in seiner Funktion zwischen Versorgung und Repräsentation. Die bewusst als Ergänzung zum Lust- und Küchengarten (Herrengarten) gesetzte und gestaltete
Anlage des 16. Jahrhunderts zeigt seither sowohl in den gärtnerischen als auch den gartenarchitektonischen Elementen Kontinuität und Entwicklung. Die vollständige Erhaltung beider Gärten ist ein Glücksfall und hat in Mitteleuropa wohl Seltenheitswert.
In den 1960er Jahren zur Obstplantage umgewandelt soll der Obstbaumgarten nun wieder in traditioneller Weise mit Obst-Hochstämmen bepflanzt werden. Ein Wettbewerb für Landschaftsarchitekten und Architekten lieferte ein Projekt, das zudem den aktuellen Ansprüchen nach öffentlicher Zugänglichkeit gerecht wird.
Anlass für die Tagung ist die Widmung des Pomariums durch die Stadt Brixen als der Öffentlichkeit zugängliches Kulturdenkmal mit besonderem Charakter als Erholungsort. In den Vorträgen werden historische Bedeutung, Erscheinungsformen, Praktiken der Kultivierung und die Wiederbelebung von Obstgärten thematisiert. Dabei kommen Beispiele aus anderen europäischen Ländern ebenso zur Sprache wie die Geschichte der Obstkultur in Italien und deren Bedeutung für die Landschaft Südtirols. Außer Besichtigungen erfordert dieses Programm selbstverständlich auch Kostproben der kulinarischen Qualitäten von Obst.
Weitere Informationen: Waltraud Kofler Engl, Abteilung Denkmalpflege, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Armando Diaz Straße 8, 39100 Bozen, waltraud.kofler@provinz.bz.it, Tel. 0039 0471 411910;
hsc