Chronologie 1946-1972

22.4.1946 - Sigmundskron
Am 22. April 1946 werden 155.000 Unterschriften, die in ganz Südtirol gesammelt wurden, dem österreichischen Bundeskanzler Leopold Figl überreicht. Mit den Unterschriften wird die Rückkehr Südtirols zu Österreich gefordert. Trotzdem weisen die vier Siegermächte die Forderung Österreichs nach einer Volksabstimmung in Südtirol endgültig ab. Am 5. Mai 1946 fordern etwa 20.000 Südtiroler auf Schloss Sigmundskron die Selbstbestimmung. Der Landespolitiker Erich Amonn spricht dabei die berühmten Worte: „Herr mach uns frei!“ Erstmals ist die Schlossruine Schauplatz einer großen politischen Veranstaltung.
5.9.1946 - Pariservertrag
Am 5. September 1946 unterzeichneten der österreichische Außenminister Karl Gruber und der italienische Ministerpräsident Alcide Degasperi einen Vertrag zum Schutz der Südtiroler Minderheit in Italien. Der Pariser Vertrag war das Ergebnis eines Kompromisses im Zuge der politisch-diplomatischen Verhandlungen auf der Friedenskonferenz in Paris. Alle drei direkt betroffenen Partner – Italien, Österreich und die Südtiroler Minderheit – mussten dabei auf ihre Maximalforderungen verzichten. Italien erhielt eine eingeschränkte, d.h. an die im Vertrag gemachten Versprechungen gebundene territoriale Souveränität, Österreich musste auf seine Forderung nach Rückgliederung des Gebietes verzichten, und den Südtirolern wurde die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes verwehrt. Nach der Überzeugung der Siegermächte sollte der Konflikt um die deutschsprachige Minderheit in Italien nicht durch eine Grenzverschiebung, sondern durch das Instrument einer Autonomie gelöst werden. Besonders die englische Außenpolitik, auf deren diplomatische Initiative hin dieser Kompromiss letztendlich zustande gekommen war, sah den Pariser Vertrag eingebettet in den größeren Zusammenhang einer österreichisch-italienischen Zusammenarbeit und der angestrebten europäischen Einigung.
26.2.1948 - 1. Autonomiestatut
Mit Verfassungsgesetz erlässt Italien am 26. Februar 1948 das erste Atonomiestatut für die Region „Trentino-Tiroler Etschland“. Die Italiener legten darin das Gruber-Degasperi- Abkommen restriktiv aus. Es wurde keine unabhängige autonome Provinz Südtirol geschaffen, sondern die Region Trentino-Alto Adige. Die deutschsprachigen Südtiroler waren in dieser Region klar in der Minderheit. Südtiroler Politiker konnten nur wenig Einfluss auf die Gestaltung der Regionalautonomie ausüben. Sie erreichten quasi in letzter Minute – am 18. Jänner 1948 – einzelne wichtige Verbesserungen am Autonomiestatut. Es verwundert nicht, dass das ganze Vorgehen Roms bei den deutschsprachigen Südtirolern oft Zweifel an der Aufrichtigkeit der italienischen Politik weckte.
17.11.1957 - Protestkunddgebungung auf Schloss Sigmundskron
Am 17. November 1957 versammelten sich auf Schloss Sigmundskron etwa 35.000 Südtiroler aus allen Talschaften und Landesteilen. Sie protestierten für mehr Rechte für die Südtiroler Minderheit in Italien und eine weiterreichende, eigenständige Autonomie für die Provinz Bozen. Das „Tiroler Etschland“ sollte nicht mehr mit der südlich angrenzenden Provinz Trient eine Region bilden. „Los von Trient!“ lautete daher die zentrale Parole der Veranstaltung. Neben volkstumspolitischen Fragen waren es vor allem auch soziale Probleme, die letztlich den Anlass zur Kundgebung auf Sigmundskron gaben. Hauptredner der Protestkundgebung war der Vorsitzende der Südtiroler Volkspartei, Silvius Magnago. Sein Auftritt markiert – rückblickend betrachtet – einen Meilenstein auf dem langen Weg zu dem zweiten Südtiroler Autonomiestatut, das ab 1972 in Kraft treten sollte.
1.9.1961 - Einsetzung der 19er Kommission
Im September 1961, ein Jahr nach der UNResolution und wenige Monate nach der Feuernacht wurde auf Antrag des italienischen Innenministers Scelba die so genannte 19er Kommission eingerichtet. In dieser Kommission sollten erstmals direkte Gespräche zwischen der Regierung und Südtirolern über Änderungen am Ersten Autonomiestatut geführt werden. Sie bestand aus elf Italienern, sieben Südtirolern und einem Ladiner. Sie sollten der Regierung Empfehlungen zur Lösung der Südtirolfrage vorlegen. Parallel dazu wurde Südtirol im Sommer 1961 von Scelba in ein Heerlager verwandelt; es sah so aus, als ob der Bürgerkrieg unmittelbar bevorstünde.
20.1.1972 - 2. Autonomiestatut
Nachdem das „Paket“ 1969 von der SVP-Landesversammlung, von der italienischen und von der österreichischen Regierung gebilligt worden war, begann die italienische Regierung mit der Umsetzung desselben. Das neue Statut, das „Zweite“ nach dem ersten von 1948, trat termingerecht am 20. Jänner 1972 in Kraft. Der Inhalt des Autonomiestatuts entsprach den 137 Maßnahmen des „Pakets“. Das Autonomiestatut sah vor, dass innerhalb von zwei Jahren auch die jeweiligen Durchführungsbestimmungen zu erlassen sind. Für deren Ausarbeitung wurden eine Zwölfer- und eine Sechserkommission eingesetzt. Sie bestehen bis heute fort.