A. EINFÜHRUNG
Um die zukünftige Entwicklung des Arbeitsmarktes zu
prognostizieren, sind grundsätzlich die auf den beiden Seiten
des Marktes - Angebot und Nachfrage - wirkenden Faktoren sowie
das Wirken der Mechanismen, die Angebot und Nachfrage zum
Ausgleich bringen, zu betrachten.
Eine Schätzung des zukünftigen ANGEBOTS an Arbeitskräften, die
wegen der schon bekannten demographischen Entwicklungen viel
leichter zu erstellen ist als eine Bedarfsprognose, liegt im
wesentlichen für Südtirol vor (Halbritter, Oberhofer, Schmidt :
Arbeitskräftegesamtrechnung und Prognose für Südtirol 1981 -
2000; Autonome Provinz Bozen, 1991).
Die traditionelle Prognose der Gesamtentwicklung am Arbeitsmarkt,
wie sie insbesondere als Ausgangspunkt für die Bildungsplanung
verwendet wird, stützt sich neben der Angebotsprognose, die
durch die Schätzung eines WANDERUNGs-Saldos ergänzt werden
muß, auf die BEDARFS-Prognose. Diese wird in der Regel mit dem
Arbeitskräfte-Bedarfs-Ansatz (manpower-requirement-approach)
durch eine Prognose der
a) Struktur-Entwicklung der einzelnen Wirtschaftszweige und des
Staats-Sektors sowie
b) deren Produktivitätsentwicklung vorgenommen.
Durch die Gegenüberstellung von Angebot- und Nachfrageprognosen,
gegliedert nach Beruf und Qualifikation, sollen dann potentielle
Ungleichgewichte erkannt werden, auf deren Beseitigung die
Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik gerichtet wird.
Die Schwachstellen dieses Verfahrens und damit auch der
Bedarfsprognose sind weit höher als die der demographisch
fundierteren Prognose der Angebotsentwicklung. Im folgenden soll
auf diese verschiedenen Schwachstellen systematisch
eingegangen werden. Dadurch soll allerdings nicht die
Sinnhaftigkeit solcher Prognosen überhaupt infrage gestellt
werden. Es sollen nur die Grenzen und Unsicherheiten deutlich
gemacht werden, um für die Gestaltung der Arbeitsmarkt- und
Bildungspolitik nicht den Eindruck entstehen zu lassen, daß mit
der Prognose eine "Feinsteuerung" vorgenommen werden
kann. Eine wichtige Schlußfolgerung aus der Unsicherheit der
Prognose wird es dann im folgenden auch sein, daß vor allem die
Bildungspolitik auf eine möglichste Flexibilität und
Anpassungsfähigkeit an neue, nicht vorhergesehene und
vorhersehbare Entwicklungen hinwirken soll.