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Schuljahr 2022/2023: Qualität, Inklusion und Sprachförderung im Blick

Die Landesräte Achammer, Vettorato und Alfreider haben heute gemeinsam mit Spitzenvertretenden der Bildungsdirektionen auf das zu Ende gegangenen Schuljahr zurück geblickt. (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)

Die Landesräte Achammer, Vettorato und Alfreider haben heute gemeinsam mit Spitzenvertretenden der Bildungsdirektionen auf das zu Ende gegangene Schuljahr zurückgeblickt.

Um die Bildung als Kernauftrag, die Weiterentwicklung der Inklusion, die Sprachförderung und die Potenzierung der Ressourcen ging es heute (19. Juli) bei der Pressekonferenz zum Schuljahr 2022/2023, das mit den Maturaprüfungen zu Ende gegangen ist. In Südtirol haben 3975 Jugendliche die staatliche Oberschul-Abschlussprüfung (Matura) bestanden, davon 2682 an den deutschen, 1204 an den ladinischen und 89 an den ladinischen Schulen. Die Mittelschul-Abschlussprüfung haben hingegen 5531 Schülerinnen und Schüler erfolgreich abgelegt, davon 3910 an den deutschsprachigen Mittelschulen, 1417 an den italienischsprachigen und 204 an den ladinischen (weitere Daten in der Anlage). Rückblick auf des Bildungsjahr hielten heute im Landhaus 1 in Bozen die drei Landesräte Philipp Achammer, Giuliano Vettorato und Daniel Alfreider. 

Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellen

Der für Deutsche Bildung zuständige Landesrat Philipp Achammer forderte dazu auf, den Blick auf das viele Gute zu lenken, das Südtirols Kindergarten und Schule ausmache. "Nach drei Jahren der pandemie- und Ukrainekrieg-bedingten Dauerunsicherheit, unter der Kinder und Jugendliche besonders leiden, wird klar, was wirklich zählt und was Schule ausmacht", sagte der Landesrat: "Wir wollen uns auf das Essenzielle konzentrieren, Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellen, auf die Qualität des Unterrichts achten." Dabei bezeichnete der Landesrat die Weiterentwicklung der Inklusion, den Ausbau der Schulsozialarbeit, die Stärkung der Vielsprachigkeit und die Sprachförderung als zentrale Handlungsfelder, den demografischen Wandel, der auch Kindergarten und Schule treffe, als große Herausforderung. "Bildung", so unterstrich Achammer, "ist Verantwortung, die Schule und Familie sich teilen." 

Vernetzung, Sprachförderung, Lehrpersonal

Auf die Bedeutung des Bildungswesens als tragende Säule der Gesellschaft wies der italienische Bildungslandesrat Giuliano Vettorato hin. Die italienische Bildungslandschaft habe im vergangenen Schuljahr vier Schwerpunkte und Neuerungen eingeleitet: "Wir setzen auf eine zunehmende Vernetzung mit unterschiedlichsten Sektoren und Institutionen. Wir haben neue Bildungsangebote geschaffen, darunter die nun vom Ministerium anerkannte Musikfachrichtung am Gymnasium "Giovanni Pascoli". Die Sprachförderung konnte mit einem Plus von 177 Prozent an Bescheinigungen stark ausgebaut werden. Verbessert hat sich mit 170 neuen Stellen und fünf Stellenwettbewerben die Personalsituation an den Schulen."

Ladinische Schule als wichtiger Bestandteil der Bildungslandschaft 

Die Besonderheit der "kleinen Bildungsrealität" der ladinischen Schule, hob Landesrat Daniel Alfreider hervor, die "einen wichtigen Bestandteil der Südtiroler Bildungslandschaft darstellt, eine Notwendigkeit für die Erhaltung der ladinischen Sprache und Kultur und die daher weiter gestärkt werden muss". Dazu bedürfe es der Zusammenarbeit mit den Familien, aber auch mit der deutschen und italienischen Schule. Zudem setze man auf Kooperationsprojekte mit Sportvereinen und Musikschulen und mit dem Projekt "Mela" auf wissenschaftliche Begleitung für die mehrsprachige Entwicklung in Kindergarten und Grundschule. 

ESF-Mobilitätsprojekt "Lise"

Die Kernthemen und die Daten zum Schuljahr präsentierten im Anschluss die Bildungsdirektoren Gustav Tschenett und Vincenzo Gullotta und die ladinische Kindergarteninspektorin Elisabeth Baur. Der deutsche Bildungsdirektor Tschenett stellte dabei das gemeinsame Mobilitätsprojekt" Lise 2023" vor, das die Zweitsprachförderung zum Ziel hat und für dessen Umsetzung bis 2026 vier Millionen Euro aus dem europäischen Sozialfonds zur Verfügung stehen. "Ab dem kommenden Schuljahr können Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klassen deutschsprachiger Oberschulen ein halbes oder ein Schuljahr lang eine italienische Oberschule außerhalb Südtirols besuchen", erklärte Tschenett. Ermöglicht werden auch Sommersprachkurse oder Stages in italienischen Betrieben und der Erwerb eines Sprachzertifikats. Schülerinnen und Schüler italienischer Oberschulen, für die bisher dreimonatige Auslandsaufenthalte möglich waren, können dank "Lise" künftig ganzjährige Studienaufenthalte in Deutschland absolvieren, zudem wurden die verfügbaren Plätze von 40 auf hundert erhöht. 

Deutsche Schule

Der deutsche Bildungsdirektor Gustav Tschenett verwies auch auf die "Wege in die Bildung 2030 – guter Unterricht in der inklusiven Schule", das Grundsatzdokument, mit dem die Deutsche Bildungsdirektion an den einzelnen Schulen Entwicklungsprozesse anstoßen wolle, um den Unterricht wieder ins Zentrum der Bildungsarbeit zu rücken, weiterzuentwickeln und den aktuellen Erfordernissen anzupassen. Die fünf Pilot-Schulen stünden fest und die Arbeit könne beginnen. 

Italienische Schule

Eine positive Bilanz des abgelaufenen Schuljahres zog auch der italienische Bildungsdirektor Vincenzo Gullotta. Er berichtete über die "erfolgreiche Weiterführung des 2018 gestarteten Projekts "Successo Formativo" zur Vorbeugung des Schulabbruchs, an dem in diesem Jahr über 1600 Jugendliche beteiligt waren. Besondere Bedeutung misst der italienische Schulamtsleiter den Unterstützungsschaltern bei, von denen sich "S.O.S. Sostegno" speziell an das Schulpersonal richtet, und "Parliamone" an Schülerinnen und Schüler und Familien. "An den italienischen Schulen sind 25 Schulpsychologen im Einsatz. Die Nachfrage ist groß", sagte Gullotta.

Ladinische Schule

Von einem "guten Schuljahr nach den Einschränkungen der Pandemie" sprach die ladinische Kindergarteninspektorin Elisabeth Baur, in der an den ladinischen Bildungseinrichtungen das soziale Wohlbefinden in den Mittelpunkt gestellt worden sei. Eine diesbezügliche Erhebung habe für die ladinischen Schulen im Vergleich zu analogen Einrichtungen im norditalienischen Raum gute Werte ermittelt, kritisch sei der Übergang von der Grundschule in die erste Klasse Mittelschule.

(jw/LPA)

vh

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