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PISA-Studie 2022: Ergebnisse für deutsche Schule vorgestellt

Die Landesevaluationsstelle hat heute die PISA-Ergebnisse von 2022 und die Ergebnisse der Invalsi-Lernstandserhebungen 2023 vorgestellt. (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)

Bei der PISA-Studie 2022 stehen die deutschen Schulen in Südtirol im internationalen Vergleich gut da, auch wenn gegenüber 2018 Punkteverluste zu verzeichnen sind.

Die Landesevaluationsstelle für das deutschsprachige Bildungssystem hat heute (6. Dezember) im Landhaus 1 in Bozen die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 sowie der Lernstandserhebungen (siehe getrennte Presseaussendung) vorgestellt. An der Präsentation nahmen Landesrat Philipp Achammer, Bildungsdirektor Gustav Tschenett, Abteilungsdirektorin Gertrud Verdorfer sowie der Leiter der Evaluationsstelle, Martin Holzner, und sein Stellvertreter Klaus Niederstätter teil.  

Landesrat Philipp Achammer unterstrich bei der heutigen Vorstellung, dass "vieles was Schule und Bildung ausmacht, nicht in den Daten der Lernstandserhebung zum Ausdruck kommt, vieles was gerade in einer Zeit der Überdigitalisierung besonders wichtig ist wie Sozial- und Beziehungskompetenz oder Resilienz". Zudem betonte der Landesrat die Notwendigkeit für das Bildungssystem, ganz gezielt auf Chancengerechtigkeit zu blicken, um unabhängig von sozio-ökonomischen Voraussetzungen Bildungserfolg zu ermöglichen. 

Umsetzung der Studie an den deutschen Schulen in Südtirol 

Die PISA-Studie 2022 und die Ergebnisse stellte im Anschluss Klaus Niederstätter von der Evaluationsstelle vor. An der OECD-PISA Studie haben im Vorjahr weltweit über 80 Länder oder Wirtschaftsräume teilgenommen. Der besondere Fokus lag 2022 auf Mathematik. Der Test wurde am Computer (computer based testing) durchgeführt. Im Schwerpunktbereich Mathematik erfolgte im vergangenen Jahr erstmals eine adaptive Testung. In Südtirol wurden bei der PISA-Studie 2022 die fünfzehnjährigen Schülerinnen und Schüler der Oberschulen und der Berufsschulen einbezogen, es handelt sich um den Geburtsjahrgang 2006. Die Stichprobe an den deutschen Schulen umfasste 1483 Schülerinnen und Schüler, eine repräsentative Auswahl der insgesamt 3464 Jugendlichen der entsprechenden Altersgruppe. Die Testteilnehmenden verteilten sich zu je einem Drittel auf Gymnasien (36 Prozent), Fachoberschulen (34 Prozent) und Berufsschulen (30 Prozent). An den deutschen Schulen wurden die Tests und die Kontextfragebögen in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt. Alle Teilnehmenden lösten Testaufgaben in den drei Bereichen und füllten einen Fragebogen zur Erhebung von Kontextdaten aus. Darüber hinaus wurden auch die Eltern der teilnehmenden Jugendlichen und die Schulführungskräfte befragt.

Die wichtigsten Ergebnisse der PISA-Studie 2022

Wie Niederstätter berichtete, erzielten die Schülerinnen und Schüler der deutschsprachigen Schulen in der Hauptdomäne Mathematik mit 492 Punkten im internationalen Vergleich den 11. Rang und sind damit im vorderen Feld der teilnehmenden Staaten und Wirtschaftsregionen. Das Ergebnis liegt deutlich und statistisch signifikant über dem Mittelwert für Italien (471 Punkte) und über dem Mittelwert für die OECD-Staaten (472).

Bei der Lesekompetenz erreichten die Jugendlichen an den deutschen Schulen 489 Punkte. Das Ergebnis hebt sich weder statistisch signifikant vom OECD-Durchschnitt (476 Punkte) noch vom Mittelwert für Italien (482 Punkte) ab. Im internationalen Vergleich reiht es sich an 15. Position ein und ist ebenfalls im vorderen Feld der Teilnehmerländer vertreten.

Im Bereich der Naturwissenschaften weist die deutsche Schule mit einem Ergebnis von 509 Punkten ein statistisch signifikant sowohl über dem OECD-Mittel (485 Punkte) als auch über dem nationalen Mittelwert für Italien (477 Punkte) liegendes Resultat auf. Im internationalen Vergleich positioniert sie sich mit Rang 10 wiederum im vorderen Teilnehmerfeld.

Vergleich mit den PISA-Ergebnissen 2018

"Der Vergleich der PISA-Ergebnisse in den Durchführungsjahren 2018 und 2022 zeigt für die deutschen Schulen in Südtirol in allen drei Studiendomänen einen Punkterückgang auf", führte Niederstätter aus, der dabei auch auf Einflussfaktoren wie die Schulschließungen und den Fernunterricht im Zusammenhang mit Corona verwies. 

Bei der Mathematikkompetenz beläuft sich die Punktedifferenz für die deutschsprachigen Schulen auf minus 42 Punkte. Diese Punktedifferenz entspricht in etwa dem Kompetenzerwerb im Zeitraum eines Schuljahres. Auch der OECD-Mittelwert (-17 Punkte) und das Ergebnis für Italien weisen einen statistisch signifikanten Rückgang (-15 Punkte) auf. Punkterückgänge sind auch bei den deutschsprachigen Ländern festzustellen (Deutschland: -25 Punkte, Österreich: -12 Punkte, Schweiz: -7 Punkte).

Bei der Lesekompetenz ist im Wertevergleich zwischen den beiden Studiendurchgängen ebenfalls ein Punkterückgang zu verzeichnen. Für die deutschen Schulen sinkt der Mittelwert um 15 Punkte, die Differenz erweist sich jedoch nicht als statistisch signifikant. Während der OECD-Mittelwert um 12 Punkte sinkt, legt Italien um 5 Punkte zu. In den deutschsprachigen Ländern zeigen sich ebenfalls Punkterückgänge (Deutschland: -18 Punkte, Österreich: -4 Punkte, Schweiz: -1 Punkt).

In der Studiendomäne der naturwissenschaftlichen Kompetenz ist für die deutschen Schulen eine statistisch nicht signifikante Abnahme um einen Punkt zu verzeichnen. Der Mittelwert für die OECD-Länder sinkt um 4 Punkte, das Ergebnis für Italien nimmt um 9 Punkte zu; beide Veränderungen sind statistisch signifikant. Deutschland erzielt einen Punkterückgang von 11 Zählern, das Ergebnis von Österreich steigt um 1 Punkt, jenes der Schweiz um 7 Punkte an.

Niederstättter kündigte die erneute Teilnahme der deutschen Schule in Südtirol an der PISA-Studie von 2025 an: "Wir hoffen, 2025 wieder einen Aufwärtstrend beobachten zu können."

Die PISA-Studie 

Die PISA-Studie (Programm for International Student Assessment) ist eine Vergleichsuntersuchung, die alle drei Jahre von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) durchgeführt wird. Die ursprünglich für das Jahr 2021 geplante Studie wurde wegen der Covid-19-Pandemie um ein Jahr aufgeschoben und fand 2022 darum im Abstand von vier Jahren zur vorherigen Ausgabe statt. Ziel der Studie ist es, die Kompetenzen der fünfzehnjährigen Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften zu überprüfen. Gegenstand der Untersuchung sind dabei aber nicht die an der Schule in den entsprechenden Fachbereichen erlernten Inhalte, sondern die zur Lösung von alltagsbezogenen Problemstellungen erworbenen Kompetenzen

Die Studie ermöglicht den Vergleich der Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler zwischen den teilnehmenden Ländern und eine Einschätzung des erreichten Kompetenzniveaus in den drei Bereichen. Bei den Ergebnissen der PISA-Studie handelt es sich folglich um Daten, die es bei entsprechender Leseart erlauben, Schlussfolgerungen für die Verbesserung des Bildungssystems zu ziehen.  

2022 mit Schwerpunkt Mathematik

Seit dem Jahr 2000 wird in jeder Ausgabe der PISA-Studie abwechselnd auf einen der drei untersuchten Bereiche ein Fokus gesetzt. Bei der Erhebung im Jahr 2022 wurde der Schwerpunkt Mathematik (mathematical literacy) vertieft untersucht. Laut Definition der OECD handelt es sich bei der Mathematikkompetenz um die Fähigkeit einer Person zum mathematischen Argumentieren sowie Mathematik in einer Vielzahl von Alltagskontexten einzusetzen, in denen Problemstellungen mathematisch formuliert, bearbeitet und interpretiert werden. Mathematikkompetenz hilft Personen zu erkennen, welche Rolle Mathematik in der Welt spielt, um fundierte Urteile abzugeben sowie gut begründete Entscheidungen zu treffen, so wie sie von konstruktiven, engagierten und reflektierten Bürgerinnen und Bürger des 21. Jahrhunderts benötigt werden. 

(red/jw/LPA)

vh

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