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Neu entdeckter Freskenschatz auf Schloss Rodenegg!

Das Amt für Bau- und Kunstdenkmäler hat unter der Leitung des früheren Landeskonservators Dr. Helmut Stampfer und Dr. Waltraud Kofler Engl die romanische Burgkapelle von Rodenegg wiederentdeckt und über mehrere Jahre restauriert. Am Sonntag, 10. September, wurde die „neue“ Kapelle mit den kostbaren Wandmalereien, die nun Teil der Burgführungen ist, in feierlichem Rahmen vorgestellt.

Burgkapelle Rodenegg, Apsis und Südwand – © Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Foto Alexa Rainer

„Mit der heutigen Vorstellung des bedeutenden Neufundes in der alten Kapelle erhält Schloss Rodenegg einen weiteren Schatz zusätzlich zu den vielen Schätzen, die man hier findet, der auch internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird“, freute sich Landesrat Florian Mussner bei der Vorstellung am Sonntag, 10. September, und dankte dem Amt für Bau- und Kunstdenkmäler / Abteilung Denkmalpflege sowie den gräflichen Familien Thurn und Taxis und Wolkenstein-Rodenegg für die Bewahrung der wertvollen Kunstschätze.

Die Burg Rodenegg beherbergt das europaweit älteste erhaltene Zeugnis ritterlich höfischer Wandmalerei im deutschsprachigen Raum – den Freskenzyklus zum Ywein-Roman des Hartmann von der Aue aus dem frühen 13. Jh. Mit der abgeschlossenen Restaurierung der bislang nicht bekannten romanischen Burgkapelle von Seiten des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler / Abteilung Denkmalpflege wird der Öffentlichkeit nun ein bedeutendes Zeugnis der romanischen Wandmalereiproduktion des ersten Viertels des 13. Jh. zugänglich, das Kunst- und Burgengeschichte schreibt und die Forschung um ein wichtiges Werk bereichert.

Die mittelalterliche Burgkapelle an der Ostseite der Burg, die älter als die Wandmalereien ist und laut Baubefund bereits vor Errichtung der Burg (um 1140) bestand, wurde um 1580 aufgelassen und von Befestigungsmauern und einem barocken Gewölbe verbaut. 1996 hat man bei Grabungsarbeiten in der vorgelagerten Bastion die Mauern der abgebrochenen Apsis mit romanischen Freskenfragmenten und der gemauerten Altarmensa wiederentdeckt. 2007 gab der damalige Landeskonservator Helmut Stampfer einen ersten Auftrag für die aufwändige Herausnahme der Vermauerungen und das Absenken auf das ursprüngliche Bodenniveau, um die Wandmalereien an der Triumphbogenwand, der Nord- und Südwand wieder sichtbar zu machen. In der Folge wurde die abgebrochene Rundapsis auf den noch vorhandenen Mauern rekonstruiert, die Wandmalereien, die nicht übertüncht waren, sondern lediglich durch Mörtelreste verunreinigt, gereinigt und restauriert.

Der Malereifund zeichnet sich durch eine außergewöhnlich gute Freskotechnik und die Verwendung des teuren Lapislazuli aus und ist in das zweite Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts zu datieren. Er stammt mit Sicherheit von einer anderen Malerhand als der in etwa zeitgleich entstandene Ywein Zyklus.

Die am besten erhaltenen Partien befinden sich im oberen Register der südlichen Langhauswand mit der Mantelspende des heiligen Martin aus einem ehemals größeren Martinszyklus. Von hoher Qualität und Ausdruckskraft ist die muskulöse männliche Figur mit gezopftem Barthaar in der Sockelzone, die in gebeugter Haltung nach dem Vorbild des mythologischen Riesen Atlas die Last des Himmelsgewölbes trägt.

Die Restaurierungsarbeiten wurden vollständig vom Amt für Bau- und Kunstdenkmäler der Abteilung Denkmalpflege finanziert. Die ausgegebene Summe von 154.000 Euro verteilt sich zu 47.000 Euro auf die Bauarbeiten, 90.000 Euro auf die Freilegung, Konsolidierung und Restaurierung der Wandmalereien und 17.000 Euro auf Bauforschung, die Vermessung, Planung, technische Spesen und Beleuchtung.

Die Burg Rodenegg ist im Besitz der gräflichen Familien Thurn und Taxis und Wolkenstein-Rodenegg und kann bis 1. November täglich außer samstags im Rahmen von Führungen um 11:30 und 14:30 Uhr besichtigt werden. Anmeldung unter Tel. 328 1651332 oder per Mail an schloss.rodenegg@gmail.com.

js

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