Text aus Jahresbericht 2014

Forstschutz-Überwachungsdienst

Der Gesundheitszustand des Waldes wird vom Südtiroler Forstdienst seit 40 Jahren mit Sorgfalt beobachtet und überwacht. Dabei werden alle auftretenden Schäden in den Waldbeständen untersucht. Daneben werden auch Untersuchungen über Umweltbelastung durch Schadstoffe durchgeführt, mittels chemischer Nadel- und Bodenanalysen.

Klimaverlauf

Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, ist es dennoch sinnvoll das Klima des Jahres 2016 schematisch einzurahmen, denn es begünstigte außergewöhnlich stark die Ausbreitung biotischer Schädlinge- und damit die Waldschäden.

Das Jahr 2016 war gekennzeichnet durch

  • Einen strengen Winter mit Temperaturen, welche um ca. 0,5 °C höher als im langjährigen Durchschnitt lagen • Ein Frühling mit allgemein mildem Klima, aber mit plötzlichen Temperaturstürzen und Schneefall im Talboden • Ein regenreicher Sommer mit außergewöhnlich vielen Gewittern und Blitzschlägen im August (häufig Ursache von Waldbränden)
  • Ende August und September mild und trocken.
  • Einen sehr wechselhaften Herbst und –um das Jahr abzuschließen- einen Dezember ohne Niederschlag.

Abiotische Schäden

Auch abiotische Schäden können auf die Witterungsbedingungen zurückgeführt werden, sie spielten im langfristigen Durchschnitt aber eine untergeordnete Rolle. Die Schäden durch Schneedruck im schneearmen Winter 2015-2016 sanken wieder deutlich auf ein Normalniveau von 6.455 Vfm, was sogar der Hälfte der Schneedruckmasse vom Vorjahr entspricht; Nur 268 Vfm der Masse ist auf Schneedruck im Herbst zurückzuführen, der Rest des Schadholzes ist aufgrund von Nassschneeerieignissen in den ersten Monaten des Jahres angefallen. Der Schneedruck im Herbst 2015 schädigte 710 Bäume mit insgesamt 544 Vfm.

Bei den Windwürfen gab es eine starke Abnahme auf 12.758 Vfm, d.h. auf etwa ¼ des vorjährigen Schadausmaßes. Dies bestätigt den abnehmenden Trend, nachdem bereits im Jahr 2014 eine Reduktion der Windwurfschäden (-40%) festgestellt werden konnte. Der jahreszeitliche Schwerpunkt von Windwurfschäden liegt im Sommer. Dort wurden zwei Drittel der Schäden aufgrund von Starkwindbzw. Sturmereignissen verzeichnet. Um das Bild der abiotischen Schäden abzuschließen, soll noch auf die im Monat Mai registrierten Frostschäden an Buchen in Hafling (Gesamtfläche von 12ha) hingewiesen werden.

 

Biotische Schäden - Insekten

Biotische Schäden - Insekten
Borkenkäfer ... mehr Schäden

Biotische Schäden- Insekten Borkenkäfer

Ein klarer Zusammenhang zwischen abiotischen und biotischen Schäden ist beim Befall durch Borkenkäfer gegeben, dessen Vermehrung in unmittelbarer Abhängigkeit von Witterungsereignissen, wie Windwurf, Schneebruch, Trockenheit steht.

Der Schadholzanfall durch Borkenkäfer im Jahr 2016 betrug insgesamt 27.549 Vfm und war somit fast doppelt so hoch als jener im Vorjahr 2015 (14.293 Vfm).

26.390 Vfm (96%) davon verursachte der Fichtenborkenkäfer, 1.159 Vfm (8%) der Kiefernborkenkäfer. Im Sommerhalbjahr erreichten beide Arten mit zwei Drittel des gesamten Schadausmaßes den Befallshöhepunkt. Nur ein Drittel entfällt auf das Winterhalbjahr.

Zur Kontrolle der Populationsentwicklung der Borkenkäfer, insbesondere des auf die Fichte spezialisierten Buchdruckers- Ips typographus, wurden Pheromonfallen eingesetzt, welche von den Forstinspektoraten Brixen, Meran und Welsberg betreut und kontrolliert wurden. Die periodische Entleerung der Pheromonfallen und die Zählung der gefangenen Exemplare ermöglicht es ein klares Bild der Populationsdynamik dieser Borkenkäferart zu erhalten. In der ersten Generation erfolgt normalerweise der größte Bruterfolg (im Juni), eine zweite Generation (im August) mit geringerem Bruterfolg ist möglich. Im Jahr 2016 entwickelten sich jedoch zwei getrennte Generationen. Die erste Generation war weniger stark ausgeprägt und die zweite Generation war immer vergleichbar mit der Ersten, ihr manchmal aber in der Anzahl der Exemplare überlegen.

Es kann angenommen werden, dass der Grund dieser Abweichung die klimatischen Witterungsverhältnisse waren, insbesondere die Verteilung der Niederschläge. Sollte sich dieses Phänomen wiederholen, wäre dem mit einer genaueren Untersuchung nachzugehen.

Der Schaden der Waldgärtner (Tomicus spp.) als Triebfraß an Weißkiefern mit auffälligen Rotfärbungen großflächiger Bestände spielt aus forstwirtschaftlicher Sicht nur eine untergeordnete Rolle. Dies ist darauf zurückzuführen, dass dieser Käfer vorwiegend auf jungen, im Wachstum stehenden Trieben miniert um Geschlechtsreife zu erlangen. Schäden des Waldgärtners wurden in Schlanders, im Eisacktal und auf dem Hochplateau Ritten festgestellt. Es betrafen 2016 3.430 Baumindividuen auf 128ha Fläche (rd. um 17ha).

Der Befall führt selten zum Absterben einer Pflanze. Dennoch ist er Gegenstand systematischer Erhebungen, da der Waldgärtner bei besonderer Vermehrungsintensität auch im Bast bzw. Rindengewebe der Stämme frisst und damit das Absterben des Baumes hervorrufen kann. In diesem Fall ist dies jedoch nicht eingetroffen.

Blatthornkäfer

Im Frühjahr 2016 hat der Feldmaikäfer (Melolontha melolonta L.), welcher temporär durch starke Massenvermehrung Obst- und Waldbäume befällt, im Passeiertal einen Kahlfraß im Ausmaß von 0,5ha verursacht.

Rüsselkäfer

Die Forstinsekten zeigten im Jahr 2016 insgesamt einen Befallsverlauf, der im Bereich natürlicher Schwankungen bzw. Enwicklungszyklen lag, er war unterdurchschnittlich niedrig. Nur am Ritten traten im Frühjahr 2016 Verfärbungen an den äußeren Kronenbereichen der Buche durch den Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) auf. Die Intensität ist jedoch stark rückläufig im Vergleich zum vorherigen Jahr (Reduktion der Fläche um 21ha im Vergleich zu den 400 ha im Jahr 2015).

Bedeutungslos waren auch ähnliche Blattbräunungen an Eichen durch den endemisch vorkommenden Eichenspringrüßler (Rhynchaenus quercus), welche auf 1.200 ha Eichenbuschwald (Reduktion um 180ha) auf den Hängen am Ritten in Erscheinung traten.

Kleinschmetterlinge

Zu auffälligem Blattfraß mit Blatteinrollungen war es 2014 bei Bozen-Haslach und bei der Haselburg bis St. Jakob gekommen. Der Eichenwickler (Archips xylosteana) trat damals massiv an Eichen und Hopfenbuchen in Erscheinung. Im Jahr 2015 war der Befall weniger intensiv und im Jahr 2016 gab es keinen registrierten Befall.

Mit einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr verlief im Frühjahr das auffällige aber harmlose Auftreten der Traubenkirschengespinstmotte (Yponomeuta evonymellus), mit starken Gespinstbildungen an Ufergehölzen entlang von Flußläufen in großflächigen Gebieten (Vinschgau, Schnalstal; Sarntal und Gröden, Wipptal bis Pustertal) auf insgesamt rd. 14 ha (im Jahr 2015 45ha). Die alljährliche Erhebung dieses unbedeutenden Forstinsekts hat nur Bioindikator-Funktion.

Unter die Kleinschmetterlinge, welche forstwirtschaftlich relevant sind, fällt auch die Lärchenminimiermotte (Coleophora laricella), bei welcher im Jahr 2016 – dem Trend der letzten Jahre folgend - ein Rückgang zu verzeichnen war: 2014 ergab sich eine Reduktion um 1.015ha, im Jahr 2015 betrug die betroffene Fläche 113ha und 2016 stabilisierte sie sich bei 107ha. Diese Daten verdeutlichen die Bedeutung eines permanenten Monitoring– Netzwerkes, mit der Möglichkeit Trends und Perioden von Gradationen auch mittel- bzw. längerfristig vorauszusagen.

Beim Grauen Lärchenwickler (Zeiraphera griseana) war es zuletzt 2009/10 im Vinschgau zum Anlauf eines neuen Generationszyklus gekommen, der sich in den Alpentälern alle 8 Jahre wiederholt. Im Vinschgau und Meran/ Passeier war der Befallshöhepunkt, mit starken Kronenverfärbungen, in den Jahren 2010/11 erreicht. Damals waren jeweils Hunderttausende von Lärchen auf rd. 1.500 ha befallen. Der Befall war allerdings ohne nachhaltige Schadwirkung in östlicher Richtung abgezogen. Landesweit war bereits ab 2012 ohne Unterbrechung kein Befall mehr zu verzeichnen.

Im Aufwärtstrend befinden sich jedoch die Pilzkrankheiten, welche die Lärche befallen. Darauf wird im nachfolgenden Kapitel ausführlich eingegangen.

Von anderen weniger relevanten Kleinschmetterlingen (Fichten-, Tannenwickler) an Nadelbäumen wurde 2016 kein Befall verzeichnet, außer vom Fichtennestwickler (Epiblema tedella), welcher bereits 2013 in Freienfeld auf 500 ha festgestellt wurde. Nun ist in Kiens auf einer Fläche von 70ha ein schwacher Befall (3% der Krone ist befallen) aufgetreten.

Räumlich begrenzt verlief weiterhin der Befall der Kleinen Fichtenblattwespe (Pristiphora abietina) an Fichten in Kaltern und Eppan. Betroffen waren ca. 19.200 Fichten (darunter auch Kronen von Altholz) auf 30 ha (15 ha Kaltern + 15 ha Eppan).

Es sollte beachtet werden, dass in diesem Fall Aufforstungen befallen waren, welche außerhalb geschlossener Bestände liegen und deshalb pathogenen Erregern stärker ausgesetzt sind. Die Eigenheit dieser Massenvermehrungen auf Provinzebene stellt einen interessanten Forschungsansatz hinsichtlich des Klimawandels dar. Dieses Monitoring wird deshalb seit Jahren betrieben.

Von den Kiefern-Gespinstblattwespen (Acan-tholida posticalis) gab es heuer hingegen keine Anzeichen. Im Mai 2015 kam es bei Bozen-Kohlern zu starken Nadelfraßschäden durch die Larven und in der Folge zu flächigen Verfärbungen der Kiefern auf 62ha (red. 12 ha).

Eingeschleppte Insekten

Eingeschleppte Insekten
Abb. 1 - Grüne bis rötliche „Gallen“ an Trieben und Blättern der Kastanie (Foto S. Minerbi)

Wirtschaftlich bedeutungslos waren einige vor Jahren eingeschleppte Miniermotten (Cameraria, Phyllonorycter) und Gallmücken (Obolodiplosis robiniae) an Laubgehölzen (Rosskastanien, Robinien), mit inzwischen landesweiter Verbreitung vor allem lokal im urbanen Bereich (Brixen, Bozen). Als neu eingeschleppt wurde im Montiggler Wald seit 2010 Befall durch Japanische Linden-Miniermotte (Phyllonorycter issikii) festgestellt, auf einer Befallsfläche von 150 ha (red. 7 ha), aber keine Schäden.

Neu entdeckt wurde im Juli 2014 in Brixen ein weiterer aus Asien eingeschleppter Schädling an Sibirischer Ulme, eine Blattwespe mit auffälligem Zickzack-Blattfraß, die East-Asian zigzag elm sawfly (Aproceros leucopoda ;Takeuchi, 1939).

Für Unruhe bei den Kastanienbauern sorgte seit 2011 auch die Neuausbreitung der Chinesischen Kastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus). Dieser aus China stammende und 2002 in Italien eingeschleppte invasive Schädling der Esskastanie war in Südtirol erstmals 2008 bei Terlan, 2009 lokal im Raum Meran (Labers, Schenna, Burgstall) und im mittleren Eisacktal bei Vahrn und Aicha aufgetreten. Im Jahre 2011 kam es dann zu Befallsausdehnung in Vahrn-Aicha bis Vahrnersee, sowie im oberen Vinschgau (Schlanders, Kortsch, Vezzan). Im Frühjahr 2012 erfolgte eine explosionsartige Ausbreitung im Überetsch im Montigglerwald, auf 1340 ha (red. 50 ha); auch bei Leifers, Algund-Schenna, Tisens und Nals-Andrian. Aus dem Passeiertal wird 2014 gemeldet, dass dort 90% der Kastanienbäume Befall durch die Gallwespe aufweisen.

Die durch die Larvenentwicklung verursachte Bildung von grünen bis rötlichen „Gallen“ an Trieben und Blättern beeinträchtigt bei starkem Befall die Vitalität des Baumes.

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Abb. 2 - Freisetzung des natürlichen Gegenspielers, des chinesischen Parasitoiden Torymus sinensis

Beste wirksame Strategie zwecks Eindämmung dieses Schädlings ist die Freisetzung eines natürlichen Gegenspielers, des chinesischen Parasitoiden Torymus sinensis, welcher ebenso aus dem Ursprungsort der Edelkastanien-Gallwespe stammt.

Die Weibchen dieses Parasitoiden legen im April ihre Eier in die frisch gebildeten neuen Frühjahrs-Gallen an oder in Nähe der inzwischen aktiven Gallwespenlarven ab, welche als Nahrung für die Torymus-Larven dienen.

Diese Art der Biologischen Bekämpfung wurde in den vergangenen Jahren seit 2010 vom Pflanzenschutzdienst in Zusammenarbeit mit dem Forstpersonal vorgenommen.

Eine große letzte Freisetzungskampagne des chinesischen Parasitoiden Torymus sinensis in zahlreichen Exemplaren auf über 80 Standorten landesweit wurde am 23. April 2014 gestartet, woran das Personal von 16 Forststationen beteiligt war.

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Freisetzungskampagne des chinesischen Parasitoiden Torymus sinensis auf über 80 Standorten landesweit.

Am 26. Juni 2014 wurden vom Forstpersonal unter der Leitung von Dr. Klaus Hellrigl insgesamt 1.745 Gallen aus 57 Standorten untersucht.

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Galle mit Zellen und bereits geschlüpfte Torymus sinensis Imago

Die Analyse von 4.916 Zellen (im Durchschnitt 2,8 Zellen pro Galle) ergab eine durchschnittliche Parasitierungsrate von 26%, wobei diese gebietsweise recht unterschiedlich ausgefallen ist:

  • auf 19 Standorten liegt der Prozentsatz der Parasitierung durch Torymus sinensis unter 10%;
  • höhere Parasitierungswerte (77% Tschötscher Heide, 89% Steinmann - Wangen) deuten auf eine, bereits früher eingesetzte, spontane Verbreitung des Gegenspielers hin.

Aufgrund der bereits erreichten hohen Parasitierungswerte wird in Zukunft keine Bekämpfungsaktion mehr unternommen, jedoch Kontrolluntersuchungen sollen Aufschluss über die Dynamik der Populationen beider Insektenarten geben.

Großschmetterlinge

Bei Großschmetterlingen war 2012 kein Befall von schädlichem Raupenfraß zu verzeichnen; der zuletzt 2007/08 bei Atzwang und Kastelruth registrierte Massenbefall des Schwammspinners (Lymantria dispar) an Laubgehölzen ist seither erloschen. In Südtirol kommt es zu Massenauftreten in Niederwäldern im Abstand von 10-20 Jahren im Eisacktal und Etschtal.

Die Lage beim Kiefernprozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) ist nach wie vor aktuell, da der mediterrane Schädling durch die zunehmenden Durchschnittstemperaturen der letzten Jahre in seiner Entwicklung stark begünstigt wurde. Nach einer letzten starken Befallszunahme im Jahre 2009 war aber seit 2010 ein deutlicher Befallsrückgang zu verzeichnen, der sich in den letzten 4 Jahren auf jeweils rund 90.000 bis 100.000 Gespinstnestern landesweit auf rund 42.000 Kiefern stabilisiert hat.

Dieser Befallsverlauf setzte sich auch 2014 fort, so dass auf rund 1.300 ha (red. 230) etwa 41.000 Bäume mit 93.000 Gespinstnestern betroffen waren. Besonders bemerkenswert ist, dass sich seit einigen Jahren die durchschnittliche Anzahl von Nestern pro Baum landesweit auf unter 3 Raupengespinstnester/Baum stabilisiert hat.

Im Vinschgau konnte der starke Befall an Schwarzkiefern in den letzten Jahren durch wiederholte flächige Bekämpfung mit dem biologischen Präparat Bacillus thuringiensis eingedämmt werden. Auch die festgestellte Zunahme natürlicher Gegenspieler sowie die kälteren Temperaturen der vorhergehenden Winter waren beim Befallsrückgang offenbar wirksam geworden. Hingegen scheint sich der überaus schneereiche Winter 2013/14 auf den mediterranen Schädling kaum ausgewirkt zu haben.

Auch in den übrigen Befallsgebieten des Kiefernprozessionsspinners wurde durchwegs schwächerer bis stationärer Befallsverlauf gemeldet. Befallsfrei blieb weiterhin das kühlere Pustertal. In den Verbreitungsgebieten des Prozessionsspinners erfolgten Teilbekämpfungen nur in Wohngebieten.

Pilzkrankheiten

Von Pilzkrankheiten an Waldbäumen war bei den auffälligen Kronenverfärbungen der Fichten durch den Fichtennadelblasenrost (Chrysomyxa rhododendri) eine starke Zunahme (flächen- und baumzahlmäßig) zu verzeichnen. Dies war aufgrund der anhaltend regnerischen Sommerwitterung bereits erwartet worden.

Der Befall steht in enger Abhängigkeit vom Witterungsverlauf und wird durch feucht-warme Frühjahrs- und Sommer-Witterung begünstigt. Nach jahrelangem schwachen Verlauf war es 2010 und 2011 zu einer starken Befallszunahme gekommen (mit Vervielfachung der Befallsflächen und betroffenen Baumzahlen). Dieser folgte 2012 wieder ein Rückgang auf den vormaligen Stand des Jahres 2008. Auch 2013 kam es zu einem weiteren Rückgang um 20%: auf einer Waldfläche von 5.300 ha (red. 1.370 ha) wurde Befall auf 725.000 Fichten registriert. Im Jahre 2014 folgte ein neuerlicher Befallsanstieg auf einer Fläche von 7.355 ha (red. 2.324 ha) und 1.400.000 Fichten mit Chrysomyxa-Befall; dies bedeutet fast eine Verdoppelung des Vorjahrbefalls.

Die Infektion der austreibenden Fichten durch Chrysomyxa beginnt im Frühling (Juni/Juli) während der Blütezeit der Alpenrosen. Die auf der Blattunterseite der Alpenrosen gebildeten Basidiosporen werden durch den Wind verbreitet und müssen auf Fichtennadeln treffen, wo sie nur bei feuchter Witterung (Tau, Regen, Nebel) zu keimen vermögen. Der Pilz infiziert die eben aus den Knospen hervorbrechenden jungen Nadeln. Erst im Juli bis Aug./Sept. kommt es dann zur Ausbildung der auffälligen Aezidien auf den Nadeln.

Als chronische Pilzkrankheiten traten weiterhin Kastanienrindenkrebs, Lärchenkrebs, Hallimasch und Ulmenwelke lokal in Erscheinung, wobei insbesondere vom Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica) landesweit rd. 300 ha betroffen waren (Vinschgau, Meran, Kaltern).

Bei Hallimasch und Lärchenkrebs ist eine genaue flächenmäßige Erfassung nicht möglich, da der Befall wenig augenscheinlich ist. Auch Kiefernrindenpilz Cenangium war im Vinschgau, bei Latsch, weiterhin an Schwarzkiefer anzutreffen, doch wurden nur geringe Zahlen erfasst (50 Bäume).

Wipfelschäldschäden an Lärchen durch Nagetiere (Siebenschläfer, Eichhörnchen) traten 2014 etwas schwächer auf als im Vorjahr 2013. Zu Befall kam es in den chronischen Befallsgebieten in Freienfeld/Sterzing sowie Prad und zusätzlich auch noch in Schalders (Brixen) und in St. Leonhard/Passeier. Geschädigt wurden auf 30 ha (red. 3 ha) rund 350 Lärchen (Stangen- bis Baumholz); der Schaden beläuft sich auf 200 Vfm.

Eine deutliche Zunahme war im Sommer 2014 bei den Lärchenverfärbungen unbekannter Ursache zu verzeichnen. Diese betrafen auf einer Gesamtfläche von rund 12.000 ha (red. 1.060 ha) insgesamt 273.500 Lärchen; das ist das Vier- bis Achtfache des Befalls von 2013. Als Verursacher der Verfärbungen wurde neben Spätfrostschäden u.a. auch Pilzbefall durch Meria-Lärchenschütte sowie Saugschäden durch Lärchennadelläuse ermittelt. Bei den Ursachen für das Ausmaß dieses „Mischbefalls“ kommt zweifellos dem verregneten Sommer eine erhebliche Bedeutung zu.

Abschließend noch eine landesweite Gesamtübersicht der Schadensereignisse in Südtirols Wälder:

Gesamtuebersicht_der_Schadensereignisse

Das Ergebnis der insgesamt 168 Meldungen, die auf Forststationsebene im Laufe des Jahres 2014 erarbeitet worden sind, sind im obigen Diagramm dargestellt. Die auf Landesebene von Schadensereignissen betroffene Fläche für das abgelaufene Jahr hat im Vergleich zum vorigen Jahr zugenommen; dabei spielen Schäden, bei denen die Bäume nicht absterben, die Hauptrolle, mehrheitlich der Fichtennadelblasenrost und die Lärchenverfärbungen. Eine Zunahme der abiotischen Schäden ist im Vergleich zu 2013 auch zu erwähnen (vor allem die witterungsbedingten Schneedruckschäden).

Die Widerstandsfähigkeit der forstlichen Ökosysteme gewährleistet bei den meisten dieser Schadereignissen eine vollkommene Erholung derselben und garantiert langfristig die Regeneration der betroffenen Pflanzenarten oder -teile sowie die Vitalität der Lebensgemeinschaft Wald. Die Prozentwerte in der Grafik beziehen sich auf die gesamte Waldfläche Südtirols und ergeben sich nach objektiven Parametern wie Verursacher des Schadens (Pathogene, Witterungsextrema, usw.), Flächenausmaß des betroffenen Gebietes und Verlust an Holzmasse (wichtig für die Kohlenstoffbilanz!). Aus diesem Grund sind diese Werte nicht mit den Ergebnissen der Stichprobenerhebungen, die in Europa ab den 80er Jahren durchgeführt wurden, vergleichbar.