Archivale des Monats
März 2014: Das Freisinger Pflegamt Innichen
769 schenkte Herzog Tassilo III. dem Abt Atto von Scharnitz einen Landstrich, der das gesamte Hochpustertal umfasste. Der Abt sollte dort ein Kloster zur Slawenmission gründen. Dieses wurde - als Atto 783 Bischof von Freising wurde - mit all seinen Besitzungen der Kirche von Freising inkorporiert. Mit der Verleihung der Immunitätsrechte an das Kloster Innichen 965 übte der Bischof von Freising auch Grafschaftsrechte aus, wobei er von Vögten vertreten wurde. Dies waren 1210-1253 die Grafen von Tirol, 1253-1500 die Grafen von Görz und ab 1500 die Habsburger.
1140 wurde die Benediktinerabtei in ein Kollegiatstift umgewandelt. Damit wurde das Stift in kirchlicher Hinsicht vom Hochstift Freising unabhängig, dem Bischof verblieb nur die Ausübung der weltlichen Herrschaft. Die Verwaltung und die niedere Gerichtsbarkeit übte vor Ort ein Pfleger aus, der jährlich über Einnahmen und Ausgaben der Freisinger Besitzungen Rechnung legte. Als Beispiel möge eine Pflegamtsrechnung des Jahres 1556 dienen (siehe Abbildung), in der der Pfleger Andre Emring über seine Wirtschaftsführung Rechenschaft gibt.
Große Teile des einstmals ausgedehnten Besitzes des Stifts in Cadore und bei Vicenza gingen mit der Zeit verloren, sodass letztlich nur noch die Hofmark Innichen und einige Gülten an der Etsch und im Wipptal übrig blieben. Als 1803 die geistlichen Fürstentümer säkularisiert wurden, gingen die Besitzungen des Hochstifts Freising an den Staat über, die Hofmark Innichen wurde ein Teil von Tirol bzw. Österreich.
Evi Pechlaner
MP