Archivale des Monats

Erzherzog Johann und die Sicherheitslampe von Humphry Davy

Archiv Welsperg-Primör, Nr. 276

Archiv Welsperg-Primör, Nr. 276

Karl Joseph Anton Graf Welsperg von Primör und Raitenau (1779–1873), Spross des bekannten Pusterer Geschlechts, trat in jungen Jahren in den Staatsdienst und wurde 1816, nach dem Anfall Salzburgs an das Kaisertum Österreich, dessen erster Kreishauptmann. In dieser Funktion erhielt er im Juli 1818 ein Schreiben von Erzherzog Johann, dem jüngeren Bruder des Kaisers. Der populäre und vielseitig interessierte Erzherzog, den Franz I. aufgrund von dessen liberalen Ansichten gezielt von allen politischen Ämtern fernhielt, förderte Neuerungen aller Art in Industrie und Landwirtschaft. Um eine Verbesserung bei der gefährlichen Arbeit unter Tage geht es in besagtem Brief an den Kreishauptmann, in dem er diesen auffordert, einem englischen Wissenschaftler Zutritt zu den Bergwerken Salzburgs zu gewähren und für fachkundige Begleitung zu sorgen. Bei dem Gelehrten handelt es sich um den englischen Chemiker Humphry Davy (1778–1829), Mitglied der Royal Society, der unter anderem erstmals die Elemente Natrium, Kalium, Barium, Strontium, Calcium und Magnesium darstellte und die narkotisierende Wirkung von Lachgas entdeckte. Nach längeren Forschungen zur Entzündlichkeit von Gasen entwickelte Davy, wohl unter Zuarbeit seines Assistenten Michael Faraday, dessen Ruhm den seines Lehrers bald überflügeln sollte, um 1816 die sogenannte (Davy’sche) Sicherheitslampe für Grubenarbeiter. Die mit einem Drahtnetz umgebene Lampe sollte die unter Tage immer wieder auftretenden Schlagwetterexplosionen (Methangas-Luft-Explosionen) verhindern helfen. Um seine Erfindung allgemein bekannt zu machen, trat Davy am 26. Mai 1818 eine mehrjährige Reise an, die ihn quer durch Europa führen sollte. Am 26. Juni 1818 erreichte er Wien, wo er mit Regierungsvertretern zusammentraf. Am 1. Juli reiste er weiter nach Ungarn, sodann in die Steiermark, Kärnten, Salzburg und Krain. In einem seiner Werke vermerkte er dazu: „Ich kenne kein schöneres Land als das, welches man das Alpenland von Österreich nennen könnte und welches die Alpen des südlichen Tyrol, die von Illyrien, die Norischen und Julischen Alpen und die von Steiermark und Salzburg begreift.“ Wie das Schreiben Johanns zeigt, hatte der englische Chemiker im stets an Verbesserungen und Neuerungen interessierten Erzherzog einen Förderer gefunden, der die Einführung der Sicherheitslampe in den österreichischen Bergwerken unterstützte. Nach seinem Aufenthalt in Salzburg, von dem nicht bekannt ist, wie lange er dauerte, begab sich Davy nach Laibach, das er im Spätherbst 1818 Richtung Italien verließ. Erst im Juni 1820 kehrte er nach England zurück, wo er noch im selben Jahr zum Präsidenten der Royal Society ernannt wurde. Davy starb 1829 im Alter von 51 Jahren. Graf Welsperg hingegen blieb bis 1831 Kreishauptmann von Salzburg und wurde nach seiner Ernennung zum Geheimen Rat nach Laibach versetzt, wo er dem Gubernium als Vizepräsident diente. Er verbrachte seinen Lebensabend in Fiume (Rijeka) und Purkersdorf bei Wien, wo er 1873 im Alter von 94 Jahren starb.

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