Archivale des Monats
Ludwig Mitterdorfer und die Gefallenenfriedhöfe des Ersten Weltkriegs
Nachlass Ludwig Mitterdorfer und Maria Mitterdorfer geb. Krause, Nr. 10
Ludwig Mitterdorfer, geboren am 7. März 1885 in Bozen als Sohn des Schuhmachermeisters Franz Mitterdorfer und der Barbara Plattner, war als Angestellter der Südbahn tätig, bevor er im Zuge der Mobilmachung des Ersten Weltkriegs zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Mitterdorfer kämpfte an der Ostfront, wo er am 18. November 1914 schwer verwundet wurde. Nach Kriegsende kehrte er in den Dienst der Südbahn zurück, seiner Ehe mit Therese Wunderle entsprangen vier Kinder.
1923 wechselte er zur Zentralkasse in Bozen, nach deren Auflösung kam er bei privaten Firmen unter. 1927 wurde Mitterdorfers erste Ehe geschieden, 1942 heiratete er in Dresden Maria Krause. Auch dieser Ehe entstammten vier Kinder.
Als Veteran des Ersten Weltkriegs lagen Mitterdorfer die zahlreichen österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhöfe in Norditalien besonders am Herzen, vor allem da durch die bevorstehende Abwanderung der Südtiroler Optanten ab 1940 eine fortschreitende Verwahrlosung der Grabstätten drohte. Deren Erhaltung und Pflege machte er sich zur Lebensaufgabe. Als Mitarbeiter der Kulturabteilung der Arbeitsgemeinschaft der Optanten erreichte er die Zusammenlegung verschiedener, weit verstreuter Soldatenfriedhöfe im Rahmen des Erhaltungs- und Umbettungsprogrammes der Amtlichen Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Die Arbeiten zum Projekt, das die Errichtung mehrerer großer Sammelfriedhöfe in jeder Provinz vorsah, begannen 1941 in der Provinz Bozen. Diese wurden von Mitterdorfer beaufsichtigt, der auch die jeweiligen Umbettungspläne erstellte. Bis zum politischen Umbruch im Herbst 1943 konnten die Umbettungen in den Provinzen Bozen und Trient abgeschlossen werden, die Arbeiten in den anderen Provinzen mussten jedoch abgebrochen werden.
1944 übernahm Mitterdorfer den Posten eines Friedhofsinspektors in Bozen, musste diesen jedoch nach Kriegsende 1945 wieder abgeben, und arbeitete bis zu seiner Pensionierung beim Orgelbaumeister Stadelmann in Birchabruck. Ludwig Mitterdorfer starb am 27. Februar 1963 in Bozen.
Er hinterließ einen umfangreichen Nachlass mit Unterlagen zu den zahlreichen österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhöfen des Ersten Weltkriegs im Gebiet der sogenannten Südfront. Es finden sich darin Unterlagen zu den Umbettungsaktionen der 1940er Jahre (Namenslisten, Umbettungspläne etc.) sowie weiteres Schrift- und Kartenmaterial aus der Nachkriegszeit, in der sich Mitterdorfer weiterhin mit der Thematik der Soldatenfriedhöfe befasste. Ein umfangreicher Fotobestand von 1600 Aufnahmen ergänzt die schriftlichen Quellen. Zum Nachlass gehört auch Korrespondenz von Maria Mitterdorfer geb. Krause, die nach dem Tod ihres Mannes bei Grabnachforschungen des Österreichischen Schwarzen Kreuzes behilflich war. Nach ihrem Tod 2008 wurde der Nachlass dem Südtiroler Landesarchiv zur Verwahrung übergeben.
ep
PT