Archivale des Monats

... hierorths ist dieser Gebrauch nit ...

Scholastica von Enzenberg und das Ostereierfärben im späten 18. Jahrhundert

Familienarchiv Toggenburg, Nr. 884

Am 7. Oktober 1798 schrieb Scholastica Freiin von Enzenberg an ihren Schwager Felix Joseph Colonna Freiherrn von Völs einen Brief, in dem sie ihn unter anderem informierte, dass sie vor Ort keine Utensilien zur Ostereierfärberei habe. Ihr Korrespondenzpartner hatte sie anscheinend gebeten, ihm für das kommende Osterfest gefärbte Eier zu senden oder solche zu dekorieren und hatte ihr angeboten, Branntwein zu schicken, wohl um damit – oder mit dem daraus hergestellten Branntweinessig – die Farben zu fixieren. Doch musste ihm Scholastica von Enzenberg darauf abschlägig antworten: ... wegen den mir gnädig anofferierten Brandtwein muß ich mir diese Gnad verbitten, den(n) ich habe meine ganze Einrichtung der Osterayr-Förberey nach Yhnspruckh verschickht, weillen nach Todt der Frauen Gemählin keines mehr geförbet habe; hierorths ist dieser Gebrauch nit, und ich kente auch die erforderliche Farben-Stück nicht bekommen .... Sie verfasste ihr Schreiben in Sterzing, vermutlich im Ansitz Jöchlsthurn, der sich seit dem 17. Jahrhundert im Besitz der Enzenberg befand. Dabei ist aufschlussreich, dass die beiden adeligen Briefpartner den Brauch des Ostereierfärbens kennen, während er in der Gegend von Sterzing augenscheinlich noch unbekannt war. Eier spielten in Tirol – wie auch in anderen Teilen der Welt – zu Ostern eine wichtige Rolle, sie galten seit frühester Zeit als Symbole der Fruchtbarkeit und speziell im Christentum als Sinnbild der Auferstehung Christi. Die Ostereier wurden am Ostersonntag beim Gottesdienst geweiht, in einigen Gegenden, etwa im Pustertal, warf man ein geweihtes Ei über das Hausdach oder vergrub es in der Erde, um das Haus vor Unwetter und Muren zu schützen. Die Ehalten (Dienstboten) wurden traditionell mit (ungefärbten) Eiern beschenkt, anderswo wurden Eier bunt bemalt oder mit Sprüchen und Wünschen beschriftet und dann verschenkt. Während es also allerlei unterhaltsame weltliche Bräuche mit gekochten Eiern gab – etwa das „Pecken“ oder „Guffen“, wobei die Gegner ihre Eier aneinanderschlagen und jener gewinnt, dessen Ei unversehrt bleibt –, so entwickelte sich andererseits im klösterlichen Bereich eine eigene Tradition, bei der die Eier ausgeblasen und dann aufwendig mit Zeichnungen, Spitzen und Gold- oder Silberelementen verziert wurden.

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