Archivale des Monats

Die Bozner Conserven-Actien-Gesellschaft

Sammlung Helene Oberleiter, Nr. 391_1

Marillen, Birnen, Feigen, Kirschen oder Zwetschken in Zucker eingekocht, in Rum, Cognac oder in Gewürzessig eingelegt, Fruchtsäfte und Frucht-Gelees, Marmeladen, Kompotte, kandierte Früchte, Früchtebrot, eingekochtes Gemüse, sauer eingelegtes Gemüse, eingelegte Pilze, Senf und sogar fertig zubereitete Fleischspeisen – in Gläsern oder Dosen: Das Produktsortiment der Bozner Conserven-Actien-Gesellschaft war beeindruckend und weit gefächert. Dieser über lange Jahre sehr erfolgreiche Betrieb, der aus einem Kolonialwarengeschäft unter den Bozner Lauben hervorging, wurde 1856 unter dem Namen „Josef Ringlers Söhne“ als eine der ersten Konservenfabriken des Habsburgerreichs gegründet. In einer Zeit, in der es noch keine Kühlschränke gab und in der Frischobst und Gemüse ausschließlich zur Erntezeit erhältlich und die Möglichkeiten zu einer längeren Lagerung beschränkt waren, war die Nachfrage an konservierten Lebensmitteln groß. Doch auch die hervorragende Qualität und der mäßige Preis der Produkte, für die die Firma zahlreiche Preise erhielt – z. B. auf der Weltausstellung in London 1862, bei einer Ausstellung in Hamburg 1869, bei der Weltausstellung in Wien 1873 oder der Weltausstellung in Paris 1900 –, waren ein Grund für den Erfolg und die rasche Expansion des Unternehmens. Nach dem Tod des Firmengründers Carl Ringler im November 1874 wurde das Unternehmen im Folgejahr in eine Akten-Gesellschaft umgewandelt. 1885 entstand in der heutigen Rittnerstraße eine ausgedehnte Fabrikanlage, errichtet vom Neumarkter Ingenieur und Bauunternehmer Albert Canal, die eine industrielle Verarbeitung großer Mengen an Lebensmitteln ermöglichte. Die Firma unterhielt Niederlassungen in vielen Städten, die wichtigsten Märkte waren die Habsburgermonarchie und Deutschland, doch gingen die Bozner Konserven bis nach England, Russland und in die USA. In der wirtschaftlich schwierigen Zwischenkriegszeit hatte auch die Bozner Konservenfabrik mit zunehmenden Absatzschwierigkeiten zu kämpfen, sodass das Fabrikgebäude aufgegeben und das Unternehmen ab 1934 in stark verkleinerter Form – nun wieder unter dem Namen „Ringler“ – fortgeführt wurde, das Geschäftslokal unter den Bozner Lauben wurde 1989 aufgelassen

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