Archivale des Monats

Bozen in Hof-Trauer – Der Tod der Erzherzogin Maria Elisabeth an Weihnachten 1856

Archiv Toggenburg, Nr. 1121_1

Am 25. Dezember 1856 verstarb in Bozen im Alter von 56 Jahren Erzherzogin Maria Elisabeth von Österreich, eine geborene Prinzessin von Savoyen-Carignan. Sie war die Witwe des vier Jahre zuvor verstorbenen Erzherzog Rainer, der bis 1848 Vizekönig von Lombardo-Venetien gewesen war. Nach der Revolution hatte sich das Paar in Bozen niedergelassen, wo es in der Mustergasse ein herrschaftliches Gebäude – das aktuelle Palais Campofranco – erwarb und hier wegen seines vielfältigen karitativen Wirkens hohes Ansehen erwarb: Erzherzog Rainer hatte unter anderem das nach ihm benannte Rainerum, ein Institut für bedürftige Knaben, gegründet, während das Elisabethinum, das sich der Erziehung armer Mädchen widmete, von Erzherzogin Elisabeth ins Leben gerufen wurde. Nach dem Ableben ihres Mannes lebte die Erzherzogin zurückgezogen, 1855 musste sie den Tod ihrer Tochter Maria Adelheid, der Ehefrau des späteren ersten Königs des vereinigten Italiens Viktor Emanuel II., beklagen. Als in jenem Jahr 1855 in Bozen zudem eine Cholera-Epidemie ausbrach, versuchte Maria Elisabeth die Not durch Spenden zu lindern. Auch stand die 1853 durch einen Frauenverein gegründete Kleinkinder-Bewahranstalt, Südtirols erster Kindergarten, unter ihrem Protektorat. Gerade dorthin begab sich die Erzherzogin kurz vor Weihnachten 1856 in einer Kutsche, um Geschenke für die Kinder zu übergeben, als sie sich eine schwere Lungenentzündung zuzog, der sie am Weihnachtstag erliegen sollte. Die minutiöse Planung der Trauerfeier lag in den Händen des erzherzoglichen Dienstkämmerers, sie wurde schon wenige Tage später gedruckt und an die Würdenträger der Stadt verteilt. Diese mussten vom 26. Dezember bis 10. Jänner schwarze Kleidung und Trauerdegen tragen, d. h. einen Degen aus angelaufenem, nicht glänzendem Stahl und mit schwarzem Griff. Der Leichnam der Erzherzogin wurde nach habsburgischem Hofbrauch einbalsamiert, während ihr Herz in eine silberne Büchse und ihre Eingeweide in ein kupfernes Behältnis gegeben wurden. Am 31. Dezember 1856 wurde die Tote unter Teilnahme aller in Bozen anwesenden Mitglieder des Erzhauses sowie aller Offiziere, geheimen Räte und Kämmerer in die Nikolauskirche überführt. Dort wurde sie zwei Tage aufgebahrt, zahlreiche Seelenmessen wurden gelesen, verschiedene Damen und Herren aus Bozner Honoratiorenfamilien hatten abwechselnd Betstunden zu halten. Am 2. Jänner 1857 fand die aufwändige Beisetzung in der Familiengruft in der Marienpfarrkirche statt, wo auch ihr Mann im Chorumgang seine letzte Ruhestätte gefunden hatte.

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