Archivale des Monats
Ein fast vergessener Star des Ringsports
Der Meraner Nino Equatore (Hans Platter) und seine Fischereilizenz 1943
Zu den Bereichen, in welchen das Land Südtirol mit dem 2. Autonomiestatut 1971 umfassende Selbstverwaltungsbefugnisse übernahm, gehörte auch das Fischereiwesen. Unmittelbare Folgen davon waren die Verabschiedung des Landesfischereigesetzes 1978 und die Einrichtung eines eigenen Amtes (Amt für Jagd und Fischerei, nunmehr Amt für Wildtiermanagement). Von seinen Vorgängerbehörden übernahm das junge Amt mit Beginn der Tätigkeit verschiedene Verwaltungsunterlagen, von denen einige aufgrund ihrer historischen Bedeutung an das Südtiroler Landesarchiv abgegeben worden sind.
Dazu zählen zwei Amtsbücher, die der von 1938 bis 1948 zuständigen Präfektur Bozen als eine Art Matrikelbuch zur Registrierung der ausgestellten Lizenzen für die Sportfischerei dienten. Aus erkennungsdienstlichen (Gesichtserkennung) Gründen mussten die einzelnen Eintragungen mit Fotografien in Form von Passbildern ergänzt werden.
Beim Blick in das Register mit den Einträgen des Jahres 1943 fällt ein Foto auf: Es zeigt einen Mann im Profil, mit unbekleidetem Oberkörper, verschränkten Armen und athletischer Brust- und Oberarmmuskulatur und hebt sich in deutlichem Kontrast von den anderen Fotografien ab, die in der Mehrzahl männliche Personen in Anzug und Krawatte mit gerader Kopfhaltung darstellen. Der Name, Antonio Equatore, identifiziert den Mann als eine der wohl schillerndsten, wenngleich fast vergessenen Persönlichkeiten der Südtiroler Sportgeschichte, den als Nino Equatore international bekannten Sportringer. Geboren wurde er in Meran am 19. Juli 1898 als Anton August Hawlicek, sein Vater August, der aus Moldauthein (Týn nad Vltavou) in Böhmen stammte, arbeitete hier als Herrenschneider. Über die frühen Lebensjahre des Anton Hawlicek ist kaum etwas bekannt, unter nicht bekannten Umständen, wohl durch eine Adoption, wurde er zum Hans Platter. Er arbeitete als Hirte, später als Bäckerlehrling und -geselle in Meran, war schließlich im Ringsport, auch wegen seiner beachtlichen körperlichen Voraussetzungen, so erfolgreich, dass er davon leben konnte. Da er es wohl für förderlich hielt, ließ er seinen Namen 1932 in Nino Equatore ändern und wurde nach einer langen Karriere mit Kämpfen auf der ganzen Welt im Jahre 1947 Weltmeister in Wien.
In den späten 1950er Jahren kehrte er nach Meran zurück, wo er seine letzten Lebensjahre allerdings in schwierigen Verhältnissen verlebte und am Morgen des 24. November 1965 tot auf einer Bank der Kurpromenade aufgefunden wurde.
Das Foto Equatores zur Fischereilizenz ziert übrigens sowohl den Umschlag seines 1959 im Selbstverlag herausgegebenen Handbuches "Super-Kraft - Superforza", als auch seinen Grabstein im Meraner Friedhof. Luis Trenker hat dem "armen Waisenbub" Nino eine Folge ("Der Meisterringer") seiner für den Bayerischen Rundfunk aufgenommenen Sendereihe "Luis Trenker erzählt" gewidmet, sich dabei jedoch nicht allzu streng an die historischen Fakten gehalten.
ht
PT