Archivale des Monats
Andreas Illmer wird Hauptmann auf Schloss Tirol, 1840
Nachlass Andreas Illmer, Nr. 14
Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege und der Rückkehr Tirols zu Österreich 1813/14 machte sich unter den Tirolern nach einer kurzen Phase der Euphorie bald Ernüchterung breit. Zur angespannten wirtschaftlichen Lage, zu steigenden Lebensmittelpreisen und drückender Steuerlast kam noch, dass die 1808 von den Bayern abgeschaffte ständische Verfassung mit ihren breiten politischen Mitspracherechten bei Einführung der neuen Verfassung 1816 nicht vollständig restituiert wurde. Mit steigendem Unmut der Bevölkerung wuchs auch bei Metternich die Angst vor einer erneuten Revolte, die Bevölkerung Tirols wurde daher von Wien aus argwöhnisch beäugt. Dementsprechend versuchten die Zentralstellen in diesen Jahren, die Erinnerung an den Hofer’schen Aufstand von 1809, der durchwegs als negativ eingestuft wurde, zu unterdrücken.
Viele der ehemaligen Freiheitskämpfer wandten sich mit Bittgesuchen um finanzielle Unterstützung bzw. Entschädigung für ihren in den Kriegsjahren zerstörten Besitz an Kaiser und Staat, doch mit Ausnahme einiger weniger Fälle reichten die gewährten Beiträge kaum zum Überleben oder zum Wiederaufbau. Erst in den dreißiger Jahren wandelte sich das Bild des Tiroler Freiheitskampfs zu einem Akt treuer Anhänglichkeit an Kaisertum und Haus Habsburg.
Im Nachlass Andreas Illmers († 1855), der zur Entourage Andreas Hofers gehört und an den Kämpfen als Kommandant der zweiten Passeirer Kompanie teilgenommen hatte, finden sich beglaubigte Aussagen diverser Personen über seine Verdienste 1809/10 und seine dabei erlittenen Verluste, ferner ein Bittschreiben um Erhöhung seines 1820 gewährten staatlichen Gnadengehaltes, das 50 Gulden betrug. Illmer war mit Anna Hofer, einer Verwandten des Sandwirts, verheiratet und 1811 zum Vormund der minderjährigen Kinder Hofers ernannt worden, erhielt aber erst in späteren Jahren eine Anerkennung für seine Verdienste. 1840 wurde ihm die Stelle eines Schlosshaupt-mannes auf Schloss Tirol verliehen. In dieser Funktion verfasste Illmer die „Scitze ueber die Gefangennähmung des Andreas Hofer – Sandwirths in Passeier. Nebst Anhang die Familie des Hofers und des Verrathers desselben“, die 1909 anlässlich der Hundertjahrfeier erstmals veröffentlicht wurde. Andreas Illmer starb am 15. April 1855. Der kleine, aber an Informationen reiche Bestand wurde dem Südtiroler Landesarchiv 2002 von den Nachfahren Illmers übergeben.
ep
PT
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