Nachlässe, Personenarchive

Nachlässe, Personenarchive

Die Nachlässe und Privatarchive sind in der Archivtektonik der Bestandsgruppe Adels-, Familien- und Hausarchive zugeordnet. Es handelt sich um Archive von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, aber auch von Privatpersonen, die ihre Archive dem Landesarchiv zur Verwahrung übergeben haben.

Politischer Nachlass Alfons Benedikter

Alfons Benedikter wurde am 14. März 1918 in Pettneu am Arlberg geboren und wuchs in Schlanders auf. Er studierte Rechtswissenschaften in Neapel, optierte 1939 für die italienische Staatsbürgerschaft und leistete darauf seinen Wehrdienst ab, desertierte aber und flüchtete ins Deutsche Reich, wo er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Ab September 1942 wurde er in Russland eingesetzt, dann in den Kämpfen um Monte Cassino und schließlich wieder an der Ostfront. Im April 1945 wurde er bei Berlin von der Roten Armee gefangen genommen. Bald in die Heimat entlassen, war er von Oktober 1945 bis Juni 1946 erster Bezirkssekretär der SVP in Schlanders und dann in Bozen. 1948 wurde er für die SVP in den Landtag gewählt, von 1956 bis 1966 war er auch deren Obmannstellvertreter. Von 1948 bis 1998 war er Landtags- und Regionalratsabgeordneter, davon 45 Jahre in Regierungsverantwortung. In dieser Zeit war er zuständig für Handwerk, Messen und Märkte, für Gemeindeordnung, Grundbuchswesen, Feuerwehr und Genossenschaftswesen sowie für den geförderten Wohnbau, die Raumordnung und den Landschaftsschutz, außerdem war er zeitweise Landeshauptmann-Stellvertreter. In den 1960er-Jahren vertrat Benedikter zusammen mit Friedl Volgger Südtirol vor den Vereinten Nationen und nahm an den diplomatischen Gipfeltreffen zwischen Italien und Österreich teil. Obwohl er 1969 neben Peter Brugger zu den Gegnern des Autonomie-Pakets zählte, arbeitete er nach der Annahme durch die SVP-Landesversammlung konstruktiv an dessen Umsetzung mit. Von 1972 bis 1989 war Benedikter ferner Mitglied der Neunzehner- sowie der Zwölfer- und der Sechser-Kommission. Zudem nahm er als Landeshauptmann-Stellvertreter an zahlreichen Sitzungen des Ministerrats teil und führte in dieser Funktion nach dem Inkrafttreten des neuen Autonomiestatuts auch die jährlichen Finanzverhandlungen mit der Regierung. Im Vorfeld der Streitbeilegungserklärung und nach seinem Ausscheiden aus der Landesregierung kam es 1989 zum Zerwürfnis mit der SVP. Benedikter gründete zusammen mit Eva Klotz und Gerold Meraner die „Union für Südtirol“, für die er bis 1998 im Landtag saß. Nach seinem Abschied von der aktiven Politik gab er nur mehr gelegentlich Stellungnahmen zu Grundsatzfragen der Autonomie ab. Er verstarb am 3. November 2010 in Bozen. Den Großteil des Bestands bilden Akten aus seiner Tätigkeit als Regional- und Landesrat, als Vertreter in der Sechser- und Zwölfer-Kommission und als Landeshauptmann-Stellvertreter sowie aus der Zeit seiner Mitgliedschaft in zahlreichen Gesetzgebungskommissionen des Regionalrats und des Landtags. Daneben finden sich aber auch Unterlagen zur Parteipolitik und zu seiner publizistischen Tätigkeit.

Z: 1945–2000
U: 279 Archivkartons
E: erschlossen

PT

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