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Verletzter Gänsegeier in Leifers gefunden, Forstkorps übergeben

Das Landesforstkorps kümmert sich um die Pflege eines verletzten Gänsegeiers, der am Sonntag in Leifers gefunden wurde. Er wird einem spezialisierten Vogelpflegezentrum im Friaul anvertraut.

Am Sonntag, den 8. Oktober, wurde in einem Garten in Leifers ein junger Gänsegeier aufgefunden (unter Downloads ein Video). Er war verletzt. Das etwa sieben Kilogramm schwere Tier dürfte sich auf seinem ersten Ausflug befunden haben. Der Greifvogel wurde zunächst zur Kontrolle in die Tierklinik des Tierarztes Vincenzo Mulè in Bozen gebracht. Aufgrund seiner Größe ist der Gänsegeier in einer Klinik nur schwer zu behandeln. Deshalb wurde die Unterstützung des Vogelpflegezentrums des Naturparks Cornino-See in Forgaria im Friaul Friuli angefordert. Am gestrigen (10. Oktober) Dienstag wurde der Gänsegeier dorthin gebracht. In Forgaria verfügt man über große Erfahrung in der Pflege von Gänsegeiern. In dem Reservat wurde in den 1980er-Jahren ein Projekt zur Erhaltung des Gänsegeiers (Gyps fulvus) ins Leben gerufen, das zur Gründung einer Nistkolonie führte. Es wurden auch wissenschaftliche Forschungsinitiativen gefördert, die sich positiv auf die Verbreitung und den Naturtourismus auswirkten.

Der Gänsegeier 

Der Gänsegeier ist ein großer Geier mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern und einem Gewicht von sieben bis zwölf Kilogramm. Alle Geier besitzen breite, gefranste Flügel, die es ihnen ermöglichen, thermische Strömungen zu nutzen, um an einem Tag auch Hunderte von Kilometern zurückzulegen. Gänsegeier sind Aasfresser. In Europa gibt es vier Geierarten - Gänsegeier, Mönchsgeier, Lämmergeier und Schmutzgeier – die noch im letzten Jahrhundert auch in Südtirol vorkamen. 

Der Gänsegeier ist eine gesellige Art, die auch in großen Kolonien lebt und ein ausgeprägtes Sozialverhalten zeigt. Er versammelt sich in Gruppen an Schlafplätzen, auf Kadavern und in Nistgebieten. In solchen Gruppen geht der Gänsegeier auch auf Nahrungssuche. Der Gänsegeier hat einen Tagesbedarf von etwa 500 Gramm Fleisch und ernährt sich vor allem von Kadavern mittlerer und großer Säugetiere. Da diese in freier Wildbahn nur zufällig und ziemlich schwer zu finden sind, hat er sich daran gewöhnt, lange Fastenzeiten einzulegen – auch 20 oder 30 Tage – und dann, wenn er sich satt essen kann, 1,8-2 Kilogramm Fleisch zu sich zu nehmen. Diese Eigenschaften verleihen ihm eine besonders wichtige ökologische Rolle: Er ist in der Lage, Aas schnell zu beseitigen und so die Verbreitung von Krankheiten oder Seuchen zu verringern.

In Italien war die Art überall außer in Sardinien ausgestorben, aber sie wurde erfolgreich in Sizilien, Kalabrien, der Basilikata, den Abruzzen, im Piemont und in einigen Gebieten der Alpen wieder angesiedelt. Hervorzuheben ist Friaul-Julisch Venetien: Hier lebt eine Kolonie von Gänsegeiern.


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LPA/red/fg/uli