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Stauanlagen in Südtirol und ihre Bedeutung

Südtirol hat viele Stauanlagen für verschiedene Zwecke. Ihre Aufgabe ist es, Wasserreserven sicherzustellen. Angesichts zunehmender Trockenheit stellt sich die Frage nach ihrer Nutzung. Ein Überblick.

Aufgabe der Stauanlagen ist es, Wasserreserven für verschiedene Nutzungen sicher zu stellen, erläutern der Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen in der Agentur für Bevölkerungsschutz Roberto Dinale und sein Stellvertreter Jürgen Schäfer: Stauanlagen ermöglichen einen effizienten und nachhaltigen Einsatz des Wassers für die Stromerzeugung, Bewässerung, Frostschutzberegnung und Beschneiung, als Löschwasser und als Trinkwasser, sie werden zum Schwimmen und für die Fischerei genutzt. 

Einige der ältesten Stauanlagen sind jene des Völser Weihers, des Grünsees und des Langsees der Spronser Seengruppe. "Unsere wichtigste Aufgabe ist es, die Sicherheit der unterhalb der Staubecken lebenden und arbeitenden Bevölkerung und der dort liegenden Infrastrukturen zu gewährleisten", unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler. "Gesetzlich geregelt ist der gesamte Bereich der Stauanlagen und Speicher", erläutert der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger, "durch verschiedene staatliche Bestimmungen und durch das Südtiroler Landesgesetz Nummer 21 vom 14. Dezember 1990, mit dem innerhalb der ursprünglichen Landesabteilung Wasserschutzbauten ein eigenes Amt mit der Verwaltungszuständigkeit der Projektierungs-, Bau- und Betriebsaufsicht über Stauanlagen eingerichtet wurde".

Stauanlagen je nach Größe in Zuständigkeit des Staates, des Landes oder der Gemeinden

In den Zuständigkeitsbereich des Landes fallen dabei Stauanlagen, die eine Staudammhöhe von 15 Metern oder ein Stauvolumen von einer Million Kubikmetern nicht überschreiten. Für größere Stauanlagen sei der Staat zuständig, erläutert Jürgen Schäfer, das Land übernimmt jedoch auch hier im Bereich der Zivilschutztätigkeit Aufgaben zur Kontrolle und Verwaltung. Die kleinsten Stauanlagen mit einem Volumen unterhalb von 5000 Kubikmetern sind hingegen Kompetenz der Gemeinden, diese können bei Speichern über 2000 Kubikmeter auf eine hydraulische oder statische Beratung durch die Stauanlagen-Experten der Agentur für Bevölkerungsschutz zurückgreifen.

In Südtirol gibt es 16 größere Stauanlagen in der Zuständigkeit des Staates, dazu zählen der größte Stausee Reschen mit einem Volumen von 112 Millionen Kubikmeter und die Stauseen in Franzensfeste und Mühlbach sowie der Neves-Stausee im Mühlwalder Tal mit der höchsten Staumauer von 95 Metern. Das Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen ist für insgesamt 117 Stauanlagen zuständig, wobei das Land Südtirol bei den Speichern Völser Weiher, Tretsee (Felixer Weiher) und Schwarzsee am Schneeberg auch Eigentümer und Betreiber ist. 

Wichtige Rolle bei bevorstehendem Hochwasser

Stauanlagen sind außerdem bei einem Hochwasser-Ereignis wichtige Instrumente zur Regulierung der Wassermengen in Bächen und Flüssen. Wenn ein Hochwasser bevorsteht, kann der Wasserspiegel in bestimmten Speicherbecken im Vorfeld abgesenkt werden, um so Speicherkapazität zu schaffen und regulierend auf den Wasserabfluss einwirken zu können.

Verschiedene Arten von Stauanlagen

In Südtirol gibt es verschiedene Arten von Stauanlagen: Staudämme aus Erdmaterial, Staumauern aus Stahlbeton oder Mörtelgesteinsmauerwerk, Behälter aus Stahlbeton oder Stahl, Flusssperren wie etwa in Mühlbach, Franzensfeste, Kollmann, Laas oder Töll.

Regelmäßige Überwachung zur Gewährleistung der Sicherheit

Nach den Ereignissen des Bergsturzes in den Stausee von Vajont im Jahre 1963 und des Dammbruchs der Bergbaustauanlagen von Stava 1985 wurden in ganz Italien öffentliche Behörden zur Überwachung dieser Bauten gegründet. Dabei unterliegt eine Stauanlage sowohl in der Phase der Planung, in der Phase der Ausführung als auch in jener des Betriebes eingehenden Bestimmungen zur Gewährleistung der Sicherheit, hebt Jürgen Schäfer hervor.

Die Überwachung der Stauanlagen in Landes- und Staatskompetenz erfolgt in der Betriebsphase normalerweise ein- bis zweimal jährlich durch einen externen Techniker in Begleitung eines Technikers des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen bei den Speichern in Zuständigkeit des Landes und durch einen Techniker der staatlichen Generaldirektion für Stauanlagen bei jenen in Kompetenz des Staates. Dabei wird die gesamte Anlage gemeinsam mit dem Betreiber und dem Betriebsleiter abgegangen und daraufhin überprüft, ob Unregelmäßigkeiten einsehbar oder sonstige außergewöhnliche Ereignisse erfolgt sind. Im Betriebsgebäude wird analysiert, ob alle Verschlussorgane funktionieren, einschließlich der Rohrbruchklappe, die sich im Falle eines talseitigen Rohrleitungslecks schließt. Zudem werden die gesamten Überwachungseinrichtungen, wie das Drainagenkontrollsystem, die Durchflussmesser, die Wasserstandsmesser (Piezometer), die Neigungsmesser (Inklinometer) überprüft und die Festnetzpunkte zur Feststellung von Verschiebungen des Dammes und der angrenzenden Bereiche vermessen. Die meisten Stauanlagen verfügen zudem über ein Fernüberwachungssystem, das eine Fernablesung der Daten ermöglicht und gegebenenfalls Alarme weiterleitet und Schieberorgane aus der Ferne öffnen oder schließen lässt.

Bedeutung der Wasserwirtschaft in der globalen Klimaerwärmung

Durch die Klimaveränderungen werden die Niederschlagsereignisse seltener und intensiver. Dies, wissen Amtsdirektor Dinale und sein Stellvertreter Schäfer, wird im Bereich der Stauanlagen dazu führen, dass besonders in der Landwirtschaft und im Tourismus einige Staubecken gebaut werden müssen, um die Ernte und die Beschneiung der Skipisten sicherzustellen. Es kann auch sein, dass mehr Trinkwasserspeicher zur Sammlung von Oberflächen- und Quellwasser errichtet werden müssen. Die Wasserversorgung in Hitzesommern und die Gewährleistung des Hochwasserschutzes bei Starkniederschlägen werden mit der globalen Klimaerwärmung von zunehmender Bedeutung in der Wasserwirtschaft und damit auch bei den Stauanlagen.

Im Anhang: Übersichtskarten zur Nutzung und zur Zuständigkeit, Grafiken zur Hauptnutzung, zur Dammhöhe und zum Stauraum


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LPA/mac